Marigold

Eine solide Angelegenheit mit sehr guten Leistungen und einer guten Erzählstruktur. Dies wird durch die explizit fernsehtechnischen Aufnahmen und Inszenierungen einiger Szenen beeinträchtigt, und im hervorragenden letzten Teil durch Momente, in denen Frears' Gehirn einen Kabarett-Urlaub macht. Ansonsten eine Sache, die man verschlingt.

Ich möchte nicht fies zu Tenet sein. Ja, ich habe diesen Film als Lösung einer quadratischen Gleichung genossen, als endloses Gespräch mit einem Androiden, dem jemand einen EgoBooster 3000-Chip implantiert hat. Und ja, ich verstehe, wer hier der Protagonist hier ist, und ich werde mich nicht mit einer Person streiten, die Entropie versteht und keine Angst hat, sie anzuwenden. Doch niemand kann dabei erwarten, dass dieses protzig geführte Pimperle-Theater, welches voll von so steif gesprochenen Phrasen ist, dass sich die Balken biegen und auch eine narrative Mechanik untergeordneter Motivationen enthält, in mir etwas hervorruft, was auch nur entfernt einer Faszination nahe kommt und noch weniger einer emotionalen Einbindung gleicht. Kurz gesagt, Tenet stehe ich noch weitaus gleichgültiger gegenüber als Inception und Interstellar gemeinsam, wobei vom Maß an Gleichgültigkeit dieser Streifen auch jenen mit Menschen übertroffen hat, die am Strand warten und denen sich mehrere andere Menschen nähern, deren Uhren unterschiedlich schnell laufen. Meiner Ansicht nach hat sich hier Nolan von einem Zauberer, der mich in seine verzwickt komplizierte Magie hineinziehen konnte, in einen Puppenspieler verwandelt, der krankhaft von Drähten und allem möglichen Gewerk besessen war. Klar, ich verstehe es, dass es nichts ausmacht, wenn Macguffin aus dem Allerwertesten kommt - Hauptsache er passt in unser zweidimensionales Entropierätsel. Ok, wenn dies ein Bondfilm für die kommenden Generationen sein soll, bin ich froh, dass ich mit der (vor)vorigen aufgewachsen bin, die sowohl die Weitsicht als auch später die Grundlagen der Psychologie für sich entdeckt hat.

Die Infragestellung von Newtons Methode geht in diesem Dokument auch deshalb sehr vorsichtig vonstatten, weil er hauptsächlich von "Opfern seiner Kamera" spricht. Trotzdem entsteht hier dank einer anständigen Dramaturgie sowie einer guten Auswahl an sprechenden Charakteren ein gewisser Raum, um eine polemische Stellung einzunehmen. Gero von Boehm bewundert, was Newton verkörpert. Das allerdings bedeutet nicht, dass der Dokumentarfilm nur eine blinde Vergötterung wäre. In der Tat zwingt er niemanden, den Hauptdarsteller zu mögen, und ermöglicht es, ihn als störrisches Kind wahrzunehmen, das zwischen Machismus und Subversion hin und her zankt und schwankt. Das Ergebnis ist nicht unbedingt eine Sympathie, aber definitiv die Leidenschaft für eine Persönlichkeit, die sich selbst nicht als Künstler betrachtete, jedoch mit deren Fotos maßgeblich in das popkulturelle Gedächtnis des 20. Jahrhunderts einschrieb.

Um Sympathie geht es schon alleine deswegen, wie sie hier mit ihrer Emporwermentbotschaft die die Horde der hiesigen braungestimmten Assis zum Rasen bringt. Der Streifen hat sowohl Power und ist auch einfallsreich, aber hierdurch gelingt es weder die Naivität, den schweratmigen Anlauf noch den chaotischen Schnitt zu ersetzen. Ähnlich wie bei Tyler Rake: Extraction fehlt es auch hier an einem klaren Baddie, und in ähnlicher Art und Weise wie bei jedem Netflix-Original ist der Dramatiker in den Urlaub gefahren und nie zurückgekehrt.

Diese Idee wird immer zumindest ein bisschen cool bleiben, die Schauspieler sind in Ordnung (J.K. sogar mehr als das), es gibt ein paar gut gelöste Szenen ... aber ansonsten handelt es sich um einen ein bisschen flachen Pool. Es fehlt hier an flotterem Tempo, Punch, das Grosse Ganze fließt zwar angenehm, aber eigentlich startet es nie ganz durch. Dieser Maschinerie werden durch die Reden die Beine gebunden, und sobald der Film an Fahrt gewinnen sollte, erfolgt eher ein vorsichtiger Seitenschritt. Letztendlich handelt es sich um eine ziemlich solide absurde Romanze, die allerdings in einem Raum fungiert, wo sich bereits viele Filme angesiedelt haben, so dass hier eher verwirrt umhergeschaut und nach etwas gesucht wird, was es noch nicht gab. Aber gefunden wird es nicht.

Ein sanfter Antiwestern über Donuts, eine traurige Kuh, Männer, die gerne aufräumen, und ein Land, das gerade erst Geschichte schreibt. Der Moment, in dem Gary Farmer auf dem Bildschirm erscheint, stellt lediglich eine bloße Bestätigung der Tatsache dar, dass dieses produktive Subgenre seit der Zeit des Dead Man nicht nicht einmal die Hälfte dessen herausgeholt hat, wie dieser subtile, elegante, zielgerichtete, famos geschriebene und eigentümliche Film. Skalp ab.

Haha, Netflix ist auf einen anderen Joe Exotic gestoßen ... laaangweeeilig ... Dachte ich mir ungefähr 20 Minuten, um dann nur noch konsterniert zuzuschauen, wie mich diese asexuelle Kreatur vom Planeten Liebe in deren Welt der absoluten Gütlichkeit und Wärme hineinzieht. Am Ende entstand hieraus ein faszinierendes Porträt einer TV-Persönlichkeit, welche in sich das Beste der Kultsetter enthielt, allerdings ohne jedwede Ablagerungen an Sexualität oder Machtspielen. Gedreht wurde dieser Streifen mit Emotionen (mit Ausnahme der schrecklichen Animation) und fühlt sich eigentlich absolut gut/berührend an.

Das Ganze zerfällt, ist tempoarm, entbehrt einer dramatischen Strukturierung, jedoch begann diese gut dargestellte cheesy Persönlichkeit des Mädchens, die gut gespielten Charaktere und die soliden Aktionen in diese Welt so sehr hineinzuziehen, dass ich nahezu einen zweiten Teil befürwortete. Es ist ein bisschen wie Underworld für Nerds und ein zu langer Pilotfilm zur Serie, welcher ab der zweiten Reihe anfangen könnte zu fungieren.

Ein wunderschönes naives Kriegsepos der alten Schule über einen Soldaten Christi, welcher den Krauts in Pantoffeln trotzt. Eine super Idee, eine prozedurale Perspektive einzunehmen und die Jagd nach den U-Booten von der anderen Wasserobeflächenseite zu betrachten. Wenn Hanks doch auf das völlig unnötige persönliche und religiös gestimmte Gedöns verzichtet hätte und es bei einem 91-minütigen Zick-Zack-Ausweichmanöver zwischen U-Booten beließe, hätte es ausgesprochen packend werden können. Auf diese Art und Weise wirkt es packend/bringt uns zum Schmunzeln, allerdings möchte ich in keinster Weise vertuschen, dass dieser Film klare Argumente für dessen Länge vorbringt. Einfach der perfekte Film für Opa Simpson. Und auch für diejenigen, die abgefahren sind auf U-571 oder auf U-Boot-Filme im Allgemeinen.

Großartige Dokumentaristenarbeit. Ein reibungsloser Übergang zwischen der Geburt und dem Tod, zwischen den Panoramata von Manhattan, den engen Hallen oder der Mikroperspektive auf exponierte Gehirne. Vielschichtig, rührend, perfekt dramaturgisch zusammengestellt und somit auch dadurch regelrecht reinigend, wie intensiv Endlichkeit und Hilflosigkeit thematisiert werden. Und wie unpathetisch Hartnäckigkeit gepriesen wird - jene bei Ärzten und Patienten.