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Kritiken (1 980)

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Benny's Video (1992) 

Deutsch Etwas schwächer als Hanekes Höhepunkte ... die Radikalität und Präzision der chirurgischen Betrachtungsmethodik weicht dem traditionelleren Konzept, der chronologischen und klar kausalen Erzählung ein wenig zur Seite. Es fehlt hier an einer Steigerung sowie an absorbierender Unbestimmtheit Des siebenten Kontinent, andererseits fällt die Studie einzelner Charaktere umso detaillierter aus. Wir fühlen hier, im Vergleich zum Debüt sowie den nachfolgenden 71 Fragmenten einer Chronologie des Zufalls einen gewissen Konservatismus sowie eine direkte Anklage der modernen Gesellschaft mehr. Je mehr Haneke seine Methodik quasi nebenbei die Realität zerfressen lässt und sich nicht bemüht, sie als aktives Kommunikationsmittel zu nutzen, desto mehr wirken seine Werke auf mich ein. Daraus ergibt sich, dass Benny's Video mich quasi halb gepackt hat.

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71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (1994) 

Deutsch Hanekes Rückkehr zu einer radikalen Herangehensweise eines Debüts. Ein inkohärent zerhackter Strom an Fragmenten, lange, scheinbar nutzlose Details der Alltäglichkeit, dokumentarische Einlagen in Form von Nachrichten über Massaker und Kriege. In Hanekes kühler und zurückgezogener Welt kommt ein anderer Spieler auf die Szene - der Zufall. Neben der Analyse einer Aufschlüsselung moderner Werte haben wir hier somit die fragmentarische Vision des Regisseurs, welche dem Betrachter inkohärente Szenen präsentiert. Sind diese im Bezug aufeinander irgendwie motiviert, vernetzt? Entspringt den Wahnsinn und Verfall aus benennbaren Quellen? Hanekes Antwort ist in Anbetracht seiner Nichtteilnahme und Absurdität erschreckend frostig. Seine kleine Welt ist über ein Moment der moralischen Krise mit der Welt der großen Geschichte verbunden ... verbundene Gefäße, in denen Blut, Wut und Hoffnungslosigkeit hin-und herfließen. Während die Grausamkeit der großen Geschichte einen nicht überrascht, treffen uns die kleinen Geschichten stets sehr. Gleichzeitig ist es, wie Haneke aufzeigt,stets dasselbe Krasse, dasselbe Böse. Die selbe Kreatur. Mensch.

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Der siebente Kontinent (1989) 

Deutsch Präziser vertikaler Schnitt in einer scheinbar unverständlichen Tragödie. Haneke komponiert mit einer meisterhaften Abgehacktheit die scharfen Scherben langer Aufnahmen der Alltäglichkeit, die beim Betrachter größtenteils ein Gefühl des Unverständnisses im Bezug zur Banalität und gleichzeitig eine schleichende Beklemmung hervorrufen, die ein Vorbote des dritten Teils ist. Im Dreier führt dann Haneke einen Frontalangriff mit Bild und Ton durch und schafft aus einer bisher unmotivierten Collage ein überraschendes und brutales Bild des Verfalls. Sein kalter Zynismus, seine professorenhafte Herangehensweise sowie rationale Argumentationsweise mit dem Ziel, die scheinbar unerklärlichen Showelemente einzufangen, zeugen von ausgefeiltem Sadismus, mit welchem der Macher die Zuschauer mit Andeutungen oder Unsicherheiten quält. Die bisher vage vermutete Beklemmung erreicht einen zerfressenden Höhepunkt, welcher die immens kreative Disziplin widerspiegelt, mit der Haneke den gesamten Höhepunkt vorbereitet hat. Der Siebente Kontinent ist eine dunkle, zynische und misantropische Studie über die Verzweiflung, die sich aus absolutem Wohlstand und Ordnung ergibt. Michael Hanekes Debüt zeugt von allen Merkmalen einer gut durchdachten und perfekt ausgeführten Methodik, die Fettablagerungen an Klischees von der Realität abschneidet, die idyllische Fassade weghackt und das irrationale Wesen der menschlichen Existenz sowie die pandemische Leere der "glückseligen" modernen Gesellschaft bluten lässt.

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Jarmareční bouda (2009) 

Deutsch Entweder ist dies eine verlorene Folge der tschechischen Comedy-Sendung Česká Soda, oder eben einer der schlimmsten intellektuellen Durchfälle der letzten Jahre. Ich möchte damit ja niemanden beleidigen, aber ein paar schöne Bilder, die durch thesenartige Weisheiten über Gott, Liebe und den Hochmut zusammengehalten werden, machen noch wirklich keinen Frühling aus. Vor allem, wenn wir in diesem Schuppen außer gelungener Aufnahmen viele finden, die eher zu den Clips von Metal-Bands aus Dörfern wie dem tschechischen Dolní Bukovina gehören.

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(500) Days of Summer (2009) 

Deutsch Jemand anderes hat es geschrieben ... dadurch wird es nicht weniger wahr. Ein wunderschöner, netter, poetischer und äußerst lebhaft gedrehter Film, in welchem die Romantik zu streicheln und ins Blut zu beißen vermag ... genau wie im Leben. Vielleicht könnte lediglich der Schluss ein wenig ...eben weniger im Märchenstil gestimmt sein. Aber eigentlich ist der Film (500) Days of Summer ein Märchen, jedoch das nimmt Webbs Film die so niedlich banale Gültigkeit nicht weg. Die ist wahrscheinlich die größte Überraschung des vergangenen Jahres, sofern es um den amerikanischen Mainstream geht.

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Up in the Air (2009) 

Deutsch Es zischt vorbei wie ein Düsenflugzeug und hinterlässt Kondenonsationsstreifen netter Phrasen hinter sich, Lehrbuchwahrheiten und ermutigender Aussagen. Es reicht schon, wenn Clooney seine Augenbrauen bewegt und schon scheint die Welt ein freundlicher Ort zu sein, an dem selbst der größte Verlust auch was Positives hat. Aber ähnlich wie der Held Ryan, so bietet auch Reitmans Film insbesondere eine entsprechend geformtes motivatorisches Schulterklopfen, das mich zwar nicht beleidigt hat, aber ehrlich gesagt, war ich vollends neben der Kappe.

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Signum laudis (1980) 

Deutsch Eingeklemmte, dringliche und beeindruckende Moral. Hollý hat das verrottete Panoptikum der Befehlshaber der österreichisch-ungarischen Armee dargelegt, einige sehr starke Szenen verewigte (insbesondere König's juristische Predigt zu Hoferik ist brillant) und damit eine weniger bombastische Analogie zu Kubricks Wege zum Ruhm geschaffen - eine universelle Kritik des Militarismus, der Feigheit sowie der Gemeinheit der Herrschaften, die nicht zögern, aus den Fußsoldaten zu ihrem eigenen Gunsten Kanonenfutter zu machen. Mich persönlich hat lediglich die gekünstelte Musikspur Liškas verärgert, die in einen ansonsten strikt historischen Film schlichtweg nicht passt.

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Moon - Die dunkle Seite des Mondes (2009) 

Deutsch Ein packender und sehr allmählicher Flug durch die Einsamkeit und verlorene Identität. Die weiche Kameraführung, die sensible Regieführung, die verträumte Musik und Sam Rockwell, in dessen Performance das schizophrene "Mind-Fucking" (wie er es wortwörtlich nannte) wie Luftballett aussieht. Moon exhibiert vielleicht nicht mit einer philosophischen Tiefe / eingeweidenzerreißender Spektakulärität, jedoch bei all den Unvollkommenheiten und durch Schmiere verursachen Indie-Flecken ist dies ein Film, in den man sich leicht verlieben kann.

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Hangover (2009) 

Deutsch Wenn es noch um eine Haaresbreite weiter hinter dem sprichwörtlichen Grat läge, um Haaresbreite unkorrekter wäre (obwohl, wie ich es den hiesigen Bewertungen entnehme, würden dann einige Sensibelchen umkippen), würde dies stark sein, wie der Geruch von Socken, die wir eine Woche lang an haben. So riecht es hier manchmal nach dem billigen Parfüm einer "normalen" crazy Komödie. Phillips balancierte das Genre-Spektakel hervorragend mit ein paar wirklich flüchtigen Momenten aus, welche aus dieser Morgenkatze eine unvergessliche Angelegenheit machen (insbesondere die Gesangsnummern sind der Renner). Ich bin vor Glückseligkeit nicht gerade umgekippt, aber ich war weit entfernt von peristaltischem Zittern oder angewidertem Ersticken. Ein Film für alle, in dem es ein Stück eines waschechte Kerls ist.

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Fish Tank (2009) 

Deutsch Die phantastische Tiefe der Aufnahme sowie die subtile Metapher einer ansonsten sehr realistischen Darstellung - Andrea Arnold verfügt über das aufmerksame Einfühlungsvermögen einer Frau, was sie jedoch nicht daran hindert, moralischen Matsch, Demütigung und Verrat unter einer ästhetischen sehr ansehnlichen Verpackung zu verbergen. Die exzellente Katie Jarvis hat regelrecht ein drachenartiges Temperament, Fassbender beweist, dass er heute einer der elastischsten Schauspieler ist, und dass das gesamte seltsam verkrüppelte Panoptikum der Charaktere ohne zu stocken fungiert. Als Ergebnis kommt dabei purer Realismus heraus, welchen wir jedoch keinesfalls mit einer handwerklichen Routine oder mit einer Zurückgezogenheit der Dokumentarfile verwechseln sollte. Fish Tank ist der perfekte Kompromiss zwischen Authentizität und Ästhetisieren. Ich würde ihn nur gelegentlich einer Langwierigkeit beschuldigen, jedoch selbst die ist Teil von Andrea Arnolds Manuskript. Ein Manuskript, bei dem ich viele Spuren der dänischen Schule des Lars Von Trier vermerke ... Doch Fish Tank ist ein einzigartiger und raffinierter Autorenfilm.