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Kritiken (1 980)

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Ich bin Enric Marco (2009) 

Deutsch Wir sehen in langen Einstellungen einen uncharakteristischen spanischen Rentner, welcher durch den Tau watet und möglicherweise in einem Auto pennt. Eine Weile lang beobachten wir dann eine packende Persönlichkeit, die aufgrund ihrer Existenz selbst die Absurdität der modernen Geschichte mitsamt dem perversen Interesse benennt, imposanten Geschichten zuzuhören und ihnen zu erliegen (selbst wenn sie erstunken und erlogen sind). Obwohl die Macher regelrechtes Bingo vor der Kamera haben, verhalten sie sich ein wenig wie Septimaner, denen jemand eine Kamera geliehen hat. Sie bemerken alles Mögliche, nur eben nicht das Wesentliche ... schade, denn dies hätte eine GROSSE Sache sein können.

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Cosmos (2007) 

Deutsch Unheimlich unausgeglichen, jedoch ein interessanter Film, der seine deutlich hellen Seiten hat, aber auch Seiten, von denen man lieber schnell weiterblättern würde. Zu den erstgenannten zählen sicherlich die Leistung der Hauptdarstellerin sowie das Motiv eines "vergessenen" Kosmonauten, welche die Geschichte gut miteinander verbinden. Zu den zweitgenannten gehören häufiges Buchbinden, unnatürliche Ausstilisierung von Dialogen und völlig unnötiges Übersättigen mit Motiven. Weniger wäre hier mehr. Jedenfalls ist FandosKosmos ein sehr freundlicher Ort, der im Vergleich zu Chaos und Entfremdung vielversprechende Momente der Verbindung sowie Ordnung bietet. Schade, dass der Macher viel zu eloquent ist und gerne alles, was er sagt, auch ästhetisiert. Somit fehlt seiner Arbeit Raum für Steigerungen mitsamt einer feineren Palette an Emotionen. Er drückt zu sehr auf die Tube, zu viel Verlangen nach Seelenfülle und Besonderheit gibt es da. Ich vermisse eine Verknüpfung des Talents mit der metaphorischen Ebene des Realismus vom Filmbild, jene beunruhigende Nachbarschaft von Dingen und Symbolen, die beispielsweise Pedro Almodóvar mit Leichtigkeit erreicht. Bei Fandos klafft da eine doch recht große Lücke zwischen Himmel und Erde, und der Film vermag es nicht vollständig, diese zu überschreiten.

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Un novio para Yasmina (2008) 

Deutsch Eine angenehme, poetische und nichtslösende Siesta mitten in Cáceres, wo sich Spanier und marokkanische Einwanderer treffen. Der Film strahlt dank dem Lächeln von Sanay Alaoui sowie der spielerischen Regie von Irene Cardoza. Eine Art etwas ernstere und im Grunde genommen sehr spanische Die fabelhafte Welt der Amelie - mit einem etwas undeutlichen Nachhall, der sich jedoch aus einer charmant sorglosen Herangehensweise zur Welt ergibt.

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Shutter Island (2010) 

Deutsch Die Schlüsselfragen lautet da: Bietet Shutter Island mehr als eine gut aufgebaute, aber bemerkenswert unausgewogene Genre-Story? Ist denn das Gefühl der Verwirrung, welches sich nach dem Betrachten des Films einstellt, nicht eigentlich nur ein Spiegelbild der inneren Leere des Erzählten? Kann denn eine schockierender Pointe nicht nur alle seltsamen Aspekte (logisch, das Raum-Zeit-Kontinuum betreffend oder ideel) eines früheren Ereignisses erklären, sondern diese auch rechtfertigen? Ich kann nicht sagen, dass ich näher dran wäre, diese Frage mit einem JA zu antworten ... Und dies ist im Falle von M. Scorseses Film ein ziemlich trauriges Ergebnis ist. Trotz der regelrecht einsaugenden Atmosphäre, trotz DiCaprio, trotz einiger wirklich großartiger Momente, bin ich weit davon entfernt, das kreative Spiel auch wertzuschätzen, so sehr ich sie auch akzeptieren kann. Vielmehr schüttle ich hilflos den Kopf über einer Arbeit, die vielmehr effektvoller Trick ist als eine durchdachte Manipulation. Vielleicht würde ich das Kino zufriedener verlassen, wenn der Film von den verirrten Überlappungsversuchen abgelassen und ungefoltert zugegeben hätte, dass er eben NUR ein reiner und und im Grunde genommen stumpfer Genrefilm ist.

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T.M.A. (2009) 

Deutsch Ich kenne den Co-Autor des Drehbuchs, Martin Němec, unter anderem als erfahrenen Prosaautor, dessen Kurzgeschichten Drive haben und vom Genre her recht unterschiedlich sind. Umso weniger ersichtlich ist es für mich, warum 90% der Dialoge von Arnošt Vašíček stammen und selbst die Versuche, eine Gesprächsstylisierung durchzuführen, in epileptischen Krämpfen enden. Herz führt hier eine solide Genre-Arbeit ab, hier und dort blitzert eine ideenreiche Aufnahme zu, hin und wieder gibt´s auch eine Erschreckensszene oder eine düstere Stilisierung der Umgebung zu sehen. Diese Geschichte ist so eine Art klassische billige Story aus einem Amateur-Fanzine, die jedoch gar nicht so nutzlos sein müsste, wenn ... Dazu gehören vor allem Glaubwürdigkeit, ein Überblick über die eigene Abgeleitetheit sowie gemäßigtere Akteure. Auf diese Art und Weise behauptet sich Darkness problemlos wie ein tschechischer Fernsehfilm, mitsamt dem ganzen Mist, der an den Stiefeln haften bleibt.

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Katka (2009) 

Deutsch Im Vergleich mit dem ursprünglichen Dokufilm Trapped in welchem die als Emotionen Solidarität und Hoffnung überwiegen, klingt bei mir nach der abendfüllenden Version eine gewisse Form an Resignation und Ekel nach. Das Mitleid mit dem kämpfenden Geiste ist irgendwo verlorengegangen, und übriggeblieben ist lediglich ein verheerender Blick auf einen verrotenden Körper (oft erinnerte ich mich hierbei an Aronofskys Requiem for a Dream). Der Verfall sowie die Resignation der Hauptheldin wird auch dank der Distanz der tschechischen Dokufilmregisseurin Helena Třeštíková eingedämmt, als sie am Ende des Films versucht, die "vom Leben selbst verfasste Geschichte" zumindest ein wenig durch Eigeninitiative zu retuschieren. Ein kleiner Fehltritt im Vergleich zu der bisher hervorragend ausgeführten "Zeitraffermethodik". Jedoch dies ist lediglich ein Beweis für den erdrückenden Charakter dieser "Drogenromantik", wahrscheinlich einer der stärksten und gröbsten Formen von Sucht und Selbstzerstörung. Nachdem der Film vorbei war, hatte ich das Gefühl, anderthalb Stunden im verrottenden Müll gelegen zu haben. Bedauern ist wahrscheinlich das letzte Memento, was sich hinter der Geschichte der Katka, die hier erzählt wird, verbirgt ... Vielleicht hat mich gerade das paradoxerweise ein wenig gestört - dass es nicht mehr die Erwartung einer Katharsis gibt, sondern nur eine große Krise.

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Alles über meine Mutter (1999) 

Deutsch Theatralisch verdreht, ungebändigt melodramatisch und überschwenglich bunt ... Almodóvar erzählt über das Leben wie über das Spielen von Rollen, der Rolle einer Mutter, Frau, eines Mannes- eine intelligente und konsequente Einheit mit einer charakteristisch geschmeidigen Handschrift (wie viel bedeutet doch für den Spanier die Musik von Albert Iglesias!). Ein Queer Film, der jedoch die Tür vor der Mehrheit überhaupt nicht zuschlägt. Ich persönlich weiß mir jedoch mit seiner bis gar komödialen Stilisierung nicht so recht zu helfen. Es scheint mir, als ob sich Almodóvar aus dieser Überempfindlichkeit der mütterlichen Peripetien in den Zerrissene Umarmungen einen Juchs macht. Seine selbstreflexive Maske eines Intellektuellen ist mir wahrscheinlich um ein Haar sympathischer als das pastellfarbene Feingefühl im Falle des Films Alles über meine Mutter.

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Tödliches Kommando - The Hurt Locker (2008) 

Deutsch Das Full Metal Jacket des neuen Jahrtausends - militant, zynisch und räuberisch. Ein auf eingeweidenzerfleischende Art gedrehter Dokufilm über kriegssüchtige Menschen, über zu weit gewachsene Jungen, für die ein gewöhnliches Leben eben viel zu normal ist. Bigelow hat den sprichwörtlichen Schubkarren mit Naturalismus, heißer irakischer Atmosphäre sowie brillanter Schauspielerei vollgeladen. Ein derart dynamisch gefilmtes Kriegsdrama hat hier schon jenen Tagen gefehlt, als Scott auf Falken schoss. Wie er es tat, so lässt auch Bigelow eine moralische Bewertung des Konflikts außen vor, geht aber tiefgründig auf die Psyche der Charaktere ein und lässt selbst von einer soliden Portion an Ironie ab (etwas, was ich beim Black Hawk Dawn letztendlich vermisst habe). Zwei Stunden lang werden hier rohe Kampfszenen und verschwitzte Dialoge schlichtweg durchschnittlicher Soldaten dargeboten. Tödliches Kommando - The Hurt Locker bemüht sich nicht, das Herz des Irak-Krieges anzusprechen, sondern lediglich darum die seltsame Seele eines Kriegers aufzuzeigen. Und in dieser Hinsicht hat Kathryn Bigelow einen besseren und aufmerksameren Job abgeliefert als ihre männlichen Kollegen. Außer Wumms, gibt´s in diesem Film nämlich auch das verdammte Einfühlungsvermögen ... Meines Erachtens ist Tödliches Kommando - The Hurt Locker eines der amerikanischen Highlights des Jahres 2009. Wenn nicht gar die Nummer 1.

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Brothers - Zwei Brüder. Eine Liebe (2009) 

Deutsch Großartige Schauspielerei, darum geht es ja hier eigentlich letzten Endes überhaupt. Anders als die Autorin der Originalversion, Susanne Bier, hat sich der erfahrene Jim Sheridan hier eindeutig für einen fließenden und orthodox melodramatischen Stil entschieden - Brothers sind handwerklich gut ausgeführt sowie straff, sie vermögen es, auf den ersten Blick einen tiefgründigen Eindruck zu hinterlassen, jedoch nach dem Anschauen bleibt eine seltsame Leere übrig. Der Film verbirgt nämlich nichts unter der aufgepeppten Fassade als eine Art sorgfältigen Pazifismus und einer einfachen Psychologie. Und U2-Musik passt hier gut dazu. All diese Glattgebügeltheit sowie die dezenten moralischen Appelle sind leicht mit ideologischer Unbesiegbarkeit zu verwechseln.

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Brothers (2004) 

Deutsch Eine Mischung aus "dogmatischem" Naturalismus und klassischem Melodrama. Was das erstere betrifft, wäre die Handkamera sowie das Bestreben zu nennen, Ereignisse aufmerksam zu beobachten, im Bezug zum zweiten geht´s wiederum um eine nett zusammengestellte Handlung und einprägsame Musik. Manchmal ko-existieren beide Komponenten in einer angenehmen Symbiose, ein andermal scheint es, als untergrub die eine die andere - Zwischen Brüdern ist weder ausreichend packend noch rührend genug. Trotzdem können wir ihnen eine solide Tiefe und Handwerkskunst nicht absprechen. Und der Schluss ist sehr intelligent und beeindruckend.