Marigold

Eine ermüdende Rebellion mit einer Ursache, aber auch mit einer Porzellantasse in der Hand und einer Strickdecke auf dem Schoß. Eine Art bürgerliches Bauerntum, das mich mit seiner Kultiviertheit irritiert, und daran ändern auch die hervorragenden Schauspieler nichts.

Ein Film, der die Authentizität eines "Beziehungsdramas" bis an die Grenze der Erträglichkeit und ein ordentliches Stück hinter die Grenze der Attraktivität gebracht hat. Obwohl ich manche Aspekte des Films gut finde, ist für mich Nellis eher eine formale Zauberkünstlerin geworden. Nach Little Girl Blue eine Diätportion von therapeutischen Phrasen.

Die verflache Lauge von Hrubíns revolutionärem dramatischen Text. Vávra ist es nicht gelungen mehr da rauszuholen als die harmonische künstlerische Komponente von Josef Svoboda, starke schauspielerische Leistungen sowie die idyllische Atmosphäre Südböhmens. Das Drama im Inneren der Charaktere und insbesondere den vielschichtigen Charakter des Morák umgeht der Film jedoch irgendwie dank der an die tschechoslowakische Komödienfilmserien Homolka erinnernde Kritik des Kleinbürgertums. Insgesamt verschwindet hier die monologische Uneinheitlichkeit der Kommunikation sowie die desillusionierende Betrachtungsweise zwischenmenschlicher Beziehungen, die in starkem Kontrast zur natürlichen Harmonie steht. Während es Hrubín in der Theaterversion gelang, tief in den widersprüchigen Charakter des Menschen als intimes / öffentliches Wesen vorzudringen und eine einzigartige Sprache an der Grenze zwischen Lyrik und Drama zu schaffen, so rutscht das Film-Remake im Geiste des zeitgenössischen Schematismus zu optimistischen ideelen Phrasen herab...

Pure eineinhalb Stunden lang Schlagen von Dealers, Schwulen und Zuhälter, Vezauberungen Frauen mit leichter Moral und auch ein intensiver belmondoänhnlicher "Mann“. Ein unheimlicher Unsinn, dessen gesamte Handlung vollends der Tatsache gewidmet ist, dass JP sich im richtigen Moment aufs Reck schwingen oder jemandem eine knallen kann. Die Widerstandfähigkeit und Stärke eines Bud Spencer ... und natürlich eine in angemessenem Maße rindsviehhole Sache.

Ein Zerrütteln der idyllischen Atmosphäre in den letzten Minuten, das hatten wir schon einmal, sogar am Beispiel des Kommunismus. Im Gegensatz zu Die Sonne, die uns täuscht fehlt es Munteans Film an faszinierender Atmosphäre und theatralisch profilierter Charaktere. Stattdessen gibt es hier ein ziemlich schläfriges Panoptikum "schlauer Weissager", die versuchen, die Macht zu überlisten. Was in den 1950er Jahren nicht anders als mit Schwierigkeiten enden kann. Das langwierige Tempo sowie die öden Dialoge werden durch die resignierte statische Kamera noch weiter unterstrichen ... Ich möchte gar nicht behaupten, dass das ganze keine Atmosphäre hat und dass die letzte Wendung keine willkommene (obgleich erwartete) Erfrischung ist. Trotz der Kritik ist das Kino Karavan ein solides Spektakel mit der freundlichen Atmosphäre eines rumänischen Dorfes ... jedoch die schläfrige Dramaturgie sowie die allgemeine Flachheit können hinter der attraktiven Kulisse des Kommunismus nicht verborgen werden.

Die Fleischbällchen der Brüder Coen auf österreichische Art und auf Horror-Art paniert. An einigen Stellen ist dies wirklich unwiderstehlicher schwarzer Humor über ein mysteriöses Zimmer unter dem Haus und einen Mann, der aus Mangel an Glück und und wegen zu viel Liebe ein paar russischen Zuhältern eins auf die Waffel gibt. Da mischen sich noch ein unwiderstehlich nachlässiger Ex-Polizist sowie viele andere Bizzaren Dinge mit ein. Ich war ziemlich verärgert darüber, dass obgleich beispielsweise die Untertitelsequenz exklusiv ist, rutscht Der Knochenmann jedoch manchmal unnötig zur visuellen Routine hinab. Drive erhält der Film sowohl dank der schauspielerischen Leistungen als auch vor allem durch das Syndrom des "österreichischen Kellers“, d.h. jener bösartigen Brutalität, die unter der gekämmten Oberfläche normaler Bürger gedeiht. Haneke analysiert dieses Syndrom, Murnberger spielt damit im Sinne der postmodernen Vorliebe für den Verwerflichkeit herum, jedoch in seinem Film können wir auch Elemente der gesellschaftlichen Satire erkennen. Ich habe eine wirklich tolle Zeit genossen, obwohl das Gefühl, dass der Film bei weitem nicht so radikal und abnormal ist, wie er hätte sein sollen, irgendwie in mir bestehen bleibt.

Was auf den ersten Blick wie eine hervorragende Komödie über Russlands Lebenseinstellung usw. daherkommt, wird am Ende gewaltsam zu einem kultiviertem Kitsch und einer sehr holprigen Suche nach Drama umgedichtet. Einige "ätherische" Aussagen über die Essenz der Musik muten ein wenig wie das Dreschen bereits kornlosen Strohs und verbale Masturbation an, einige Aufnahmen (insbesondere die Erinnerungen an den Gulag) sind das billigste Klischee überhaupt. Schade, denn schauspielerisch geht es um eine perfekte Sache, außerdem stellenweise mitsamt witziger Dialoge ... Das Streben nach Beseeltheit verträgt sich jedoch nicht mit klar parodierten Elementen nicht, zumindest nicht so, damit ein kohärentes Gebilde entsteht. Mihaleans Talent ist unbestreitbar (ein perfekt rhythmisiertes Tempo zum Schluss in Verbindung mit Tschaikowskys Musik), jedoch in seinem Konzert stoßen wir auf ein Gefühl von Disharmonie und falsche Töne - zumindest meine Ohren haben während der zweiten Hälfte begonnen weh zu tun. Schade, denn bis dato war ich überzeugt, dass man bei den abgedroschenen Klischees über Outsider, die die Welt erobern, immer wieder auf die Knie sinkt.

Ich habe mich stets gefragt, was mir denn an dem Kerl mit einem Breschnew-Bewuchs über den Augen und dem Kragen so beeindruckt. Jetzt verstehe ich es. Ken Loach hat einen unausgewogenen Mix an sozialem Drama, Komödie und Liebesgeschichte gedreht, wobei alles von einem wandelnden Charisma namens Eric Cantona angeführt wird. Meines Erachtens sind dies 116 Minuten eines außerordentlich unterhaltsamen Spektakels mit einem außerordentlich positiven Unterton und einem außerordentlich subtilen Raster einer Betrachtungsweise des englischen "Proletariats". Eine leidenschaftliche Apotheose des Fußballs, einer Kameradschaft sowie der hoffnungslosen Loser, dominiert vom gottähnlichen Menschen Cantona in einer wunderschönen selbstparodisierenden Kreation. Obwohl ich irgendwann dachte, dass es Loach einfach nicht gelingen kann, die zusammenzuhalten, hat das ganze auf wundersame Weise immer irgendwie gepasst und ich verließ das Kino mit dem Gefühl Bewohner eines ziemlich normalen Planeten und einer ziemlich normalen Gesellschaft zu sein. Solange Geister der Fußballgenies vor Postboten erscheinen und ihnen Ratschläge in Sachen Liebe geben, sind wir noch nicht vollends verloren. Ein wärmender Film voller formaler Löcher, jedoch mit einem perfekten Tordrang sowie einem schlussendlichen Schuss, der selbst eines Eric würdig ist.

Ein rohes nordisches Skelett, auf welches der Drehbuchautor einen roten Leinwand mit angespannten melodramatischen Motiven und quietschenden formalen Wendungen gespannt hat. Somit hat er unnötigerweise die archetypische Geschichte eines Umherwandern untergraben, der sein Schicksal Schurken, der sein Schicksal einem jüngeren überlässt... ... und um seine eigene Vergangenheit trauerte. Hervorragende schauspielerische Leistungen und das imposante Bild eines kippenden Schiffes nimmt Wasser auf, insbesondere weil man hier zu sehr auf die Tube drückt und nicht gemäßigt ist.

Oder aber auch wie Wes Anderson hat seinen Rücken vor dem Genre nicht gebeugte, sondern das Genre beugt Wess Andreson um. Eine typische Angelegenheit mit einer aufgepeppelten Retro-Dramaturgie, einem schlauen, monotonen Tempo, einer einfallsreichen Kamera und Inhalten an der Grenze zwischen Märchen und Lebensphilosophie über der morgendlichen Schüssel Cornflakes. Wenn das nicht den Mittelteil gäbe, wo der Versuch um eine psychologische Analyse der niedlichen Puppen ein wenig über die tatsächlichen Möglichkeiten von Andresons Film hinausgeht, wäre es eine makellose Angelegenheit, altmodisch, einfallsreich, autorenseits eigensinnig... Eben ein Film, der vorbestimmt ist, kommerziell keine allzu großen Erfolge einzufahren sondern dabei unbestimmte Zeit geliebt zu werden. Bravo, Wes!