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Kritiken (1 980)

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Die rote Flut (1984) 

Deutsch Milius ist so ein wenig schizophren und bemüht sich überzeugend mit Dingen zu rühren, die nicht passiert sind ... Die rote Flut ist ein Versuch, einen heroischen Kriegsfilm zu imitieren. Es werden hier lediglich allen Ernstes und mitsamt aller zeremoniellen Aspekte die Helden eines nicht existierenden Krieges gepriesen, der allerdings nicht vollends lächerlich ist, sondern letzten Ende lediglich wundersam naiv (wie ein Kind, das mit Zinnsoldaten herumspielt und trauert, weil einer von ihnen gestorben ist). Die Bemühung, den Guerillakonflikt zwischen amerikanischen Teenagern und sowjetisch-kubanischen Aggressoren plastisch darzustellen, ist bereits als bloße Prämisse unsinnig (sofern wir dies denn nicht als propagandistisch bezeichnen wollen), und wenn all das mehr übertrieben wäre, würde es zweifelsohne viel mehr Spaß machen. Aber das Spiel mit der Authentizität beginnt, nach einer Weile zu langweilen, und da helfen selbst Patrick Swayzes empfindsames Figurativschauspielern kann da auch nicht weiterhelfen. Das Ende ist bereits etwas neben der Kappe und das paranoide Geweine kann wohl eher nur noch dem Spuk des Kalten Krieges zugeschrieben werden. Ein hoffnungslos veralteter Film, selbst wenn er bei eingefleischten Republikanern oder NRA-Mitgliedern möglicherweise heute noch für Herzrasen sorgt ... "Fühlt sich oft wie ein feuchter republikanischer Traum an, der sich in einem surrealistischen Orwellschen Albtraum manifestiert . " Unter dieser Aussage lasse ich meinen Namen gerne in Stein meißeln.

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Frankenstein (2011) (Theateraufzeichnung) 

Deutsch Zum ersten Mal hat mir Boyles Oberflächlichkeit überhaupt nichts ausgemacht. Die Produktion ist bewundernswert konservativ und trägt bis auf ein paar "Boyle“ Fehlschritte (Lokomotive, Vögel) lediglich technisch präzise und vollends virtuose Kreationen mit einigen nahezu genialen Momenten, in denen es Boyle mit einem Minimum an Ausdrucksmitteln gelingt, grandiose Dinge auszudrücken, welche die Wissenschaft und Kunst auch noch nach Jahrhunderten in Gang halten. Ohne zu übertreiben, ich hätte nicht gedacht, dass ich mir den besten Boyle im Kino ansehen gehen würde und dass es eine Theater-Live-Übertragung sein würde. Allerdings habe ich zum ersten Mal überhaupt das Werk dieses verspielten Effektmachers mit einem teuflischen Kloß im Hals verlassen. Übrigens, Benedict Cumberbatch ist ein Gott ... Jetzt ist´s definitiv.

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Odcházení (2011) 

Deutsch Eine Art buntes Mausoleum von Václav Havel. Der Film ist so schrecklich übersättigt mit absichtlicher Absurdität, Geschmacklosigkeit und verschiedenartigen Einflüssen, dass in ihm jedweder Stachel des Ausgangstextes verloren geht und somit auch leider der Sinn dahin verschwindet. Es ist exakt das gleiche Syndrom, mit welchem das bekannte tschechische Theater "Na Zábradlí“ in Prag nach dem verscheiden des dortigen Intendanten Petr Lébl zu kämpfen hatte. Tschechow, Shakespeare, Western, die sog. Erste (tschechoslowakische) Republik, Totalitarismus, unternehmerischem Barock mit vielen anderen Zutaten zusammenzumischen, damit das Ergebnis eine klare Bedeutung hat und in der tat etwas aussagt, ist das Vorrecht großer Regisseure. Und das alles ist Havel (bei allem Respekt zu ihm) eben nicht. Leaving (oder auch zu deutsch "Abgang“), ist an manchen Stellen recht niedlich und macht Spaß, wirkt jedoch als Ganzes farblos und unnötig. Ich weiß nicht, was der Herr Dichter hat damit sagen wollen - obwohl ich für seine Verse ansonsten ein recht starkes Fabel habe.

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Draquila - L'Italia che trema (2010) 

Deutsch Drei Gründe, warum Unsereiner Draquila - Italy Trembles sehen sollte: 1. Klare und sachliche Offenlegung dessen, wie Demokratie als Deckmantel für Totalitarismus (Berlusconismus) dienen kann 2. Eine vorbildliche Darbietung, wie einfach und unproblematisch es für einige (zahlreiche) Personen ist, in einer anscheinend normalisierten Gesellschaft zu weilen 3. Technisch brillant verarbeitet, lebhaft, mit einem exzellenten musikalischen Unterton sowie einer exklusiven Kamera ... Sabina Guzzanti hat hier eine großartige Arbeit abgeliefert, und jeder, der denkt, es beträfe "nur diese verrückten Spaghettifresser", sollte sich von Zeit zu Zeit einmal umschausen. Die Illusion einer "billigen Freiheit für alle zu einem super Preis" kann nur allzu leicht als Schleier einer vulgären und populistischen Manipulation dienen, hinter der sich Gesetzesverstöße und die Welt des Verbrechens befinden. Ich mache mir gar keine Illusionen darüber, dass bei uns einige ähnliche, wenn auch den lokalen Gegebenheiten gemäß verkleinerte politische Wunder nicht zu finden wären.

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World Invasion: Battle Los Angeles (2011) 

Deutsch Ein grandioser Beitrag zu den enorm rindsviehhohlen Bockmist über den kapitalistischen Realismus, bedeckt von dem sehr dürftigen Schleier einer "Doku-Kamera" sowie der dynamischen Kriegsaktion á-la Black Hawk Down. Abgesehen von den manchmal erfolgreichen Ausschlachtungen von Scott / Bigelow ist Liebesman vollkommen gescheitert. Der Film ist vollends dysfunktional, uninteressant, entbehrt jeglicher Emotionen und ist buchstäblich überfüllt mit höllischen Dialogen, die aus diesem pseudo-authentischen Erzählton nur so abstoßend herausragen (... Hat denn das US Marine Corps den Film nicht zufällig gesponsert?). Manchmal knartscht selbst das Visuelle arg (abstoßende digitale Figuren), jedoch in der Kakophonie all diese Bestandteile geht´s gerne mal unter. Ein Film ohne Mumm, kopflos, ohne Sohle und ohne Magie. Die perfekte Füllung für ein Gebäck der Marke Epic Fail. Hat denn überhaupt jemand das Drehbuch gelesen, bevor das Budget zugeteilt wurde? P.S. Für Nerds ... Der kapitalistische Realismus ist nicht meine Erfindung, sondern ein üblicher Terminus Technicus - er passt perfekt zu propagandistischen Filmen wie dem Independence day oder dem World Invasion: Battle Los Angeles (Bedrohung demokratischer Werte durch eine primitive zerstörerische Gewalt aus dem Unbekannten, Führungspersönlichkeiten aus Reihen der Armee oder der Politik, welche die gesamte Truppe zum Sieg führen ...) Ideologie lebt lange und glückselig ...

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Rango (2011) 

Deutsch Ein typischer Verbinski. Mit Ideen ist das Ganze bis zum Platzen vollgestopft, in wenigen Minuten vermag der Streifen Leone, Coppola und Baye zu zermahlen und mach dabei nur ein kleines Bäuerchen. Als Westernvorführung ist die viel funktionstüchtiger denn als Filmeinheit. Die Streuung der einzelnen Teile ist bishin zu surreal großzügig, so dass der sich daraus ergebende Eindruck etwas unruhig ist. Wenn wir das tschechischen Synchronsprechen mit einbeziehen, verliert das geschwätzige Chamäleon hierdurch den fünften Stern, was allerdings nichts daran ändert, dass dies wahrscheinlich der Zeichentrickgipfel der Saison ist.

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In einer besseren Welt (2010) 

Deutsch Beginnen den dänische Dramen mit einem Happy End? Die Welt ist zweifellos im A... Bier schreitet einen ähnlichen Weg entlang, wie sein Dogmatiker-Kollege Vinterberg. Ihr Drama über Schuld, Gewalt und Vergebung ist künstlerisch gesehen ansprechend, geschmacklich und literarisch gesehen vollendet. Einige Dinge haben mir hier enorm gefallen: eine typische Regiearbeit mit der Landschaft, die als Spiegel der mentalen Zustände der Charaktere dient, hervorragend modellierte und gespielte Charaktere, unabgedroschene Verwendung des afrikanischen Handlungsstranges, welche mit der dänischen korrespondiert und diese vertieft. In einer besseren Welt beinhaltet eine beachtliche Portion traditioneller, skandinavischer Themen: Tod, Rache, Trauer, soziopathische Verhaltensweisen in einem überraschend kohärenten Zustand, welcher Zeugnis ablegt von den hervorragenden Fähigkeiten Biers sowie ihres Hof-Drehbuchautors A. T. Jensen. Doch leider hat mich der Schluss nicht so sehr umgehauen. Ich habe nichts gegen das Ideal der bedingungslosen Liebe, doch wir können nicht übersehen, dass der Autor die Figur am eher missbraucht und der Film an Spannung und Plastizität verliert, so dass sich die bisher schlummernde Engagiertheit zu Wort meldet. Trotz der Tatsache, dass die Katharsis irgendwie lau wirkt und zu sehr auf die Tube drückt, ist das hier ein weiterer Beweis dafür, dass die Dänen in der Lage sind, den aktuellen Krisenzustand Europas ohne Krämpfe oder ideologische Farcen darzulegen.

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Der Plan (2011) 

Deutsch Eine nette Überraschung. Damon und Blunt neigen rege zueinander wobei Nolfis Versuch, die Romanze des (Ex-)Kongressabgeordneten sowie der Tänzerin mit dem Sci-Fi-Element der "Schicksalskontrolleure" ist aufgegangen und zwar insbesondere deshalb, weil wir in seiner Retro-Herangehensweise Übertreibung verspüren, keinen Versuch, aus Dicks Story etwas äußerst Effektvolles herauszuholen. Somit stehen ein verliebter Politiker und eine niedliche Equipe an Beamten mit Hüten gegenüber, in deren Notitzbücher sich eine Art übersichtliche Wahrscheinlichkeitsweltkarte befindet. Sofern wir aufhören, hierin nach philosophischer Konssistenz oder Logik zu suchen, so belohnen uns Der Plan mit einer flotten Mischung aus Thriller und romantischem Drama. Im Gegensatz zu (500) Days Of Summer oder Vergiss mein nicht! Gibt es hier zwar keine solch ausgeprägte Poetik, jedoch der Debütant Nolfi ist sehr geschickt und weiß, was er drehen will. Nach einer anfänglichen Skepsis sowie dem Sarkasmus zu Beginn (vier Onkels in Käppies kontrollieren die Welt? WTF?) Ich hatte doch bereits und eben auch nur toll amüsiert (obwohl ich hie und dort meine Augenbrauen anhob), was ich üblicherweise bei Leibesfilmen nicht mache. Punkte für Nolfi. P.S. Endlich habe ich verstanden, woher denn die wundersame tschechische Filmfigur des Herrn Tau herkommt.

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The Fighter (2010) 

Deutsch In Crackdämpfen und im Gestank von Peroxid auf den Boxerolymp. Eine sympathische, obgleich inkonsistente Synthese des Rocky-Genres mit einem familiärsozialen Drama, die so ein bisschen nicht ahnt, auf welcher Seite es mehr zu schlagen gilt und zieht es somit vor, eben auf Nummer sicher zu gehen. Dank Bale sowie dem enorm deftigen Finale gewinnt hier vor allem die Sympathie, obwohl mich die Frage, warum Aronofsky nach einer effektgeladeneren Pomade vom Tschaikowsky griff, auch weiterhin beschäftigt. The Fighter ist schlichtweg eine bescheidenere und sympathischere Sache. Und das nicht nur, weil das Ganze Mumm hat.

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Slumdog Millionär (2008) 

Deutsch Ein ausbeuterischer Film ... ein selektiv gedrehtes und vertontes Beispiel einer kolonialen Phantasie mit Mehrwert in Form einer reinigenden Katharsis. Slumdog Millionär sagt über Indien nichts aus, der Streifen leiht es sich nur als Lückenfüller für einen mitfühlendes Schrapnell aus, welches auf den westlichen Zuschauer abzielt. Eine Essenz des zeitgenössischen ideologischen Eskapismus, ungeachtet dessen, wie hinreißend das Ganze technisch gesehen ist. Ich glaube diesem Film kein bisschen was. Boyles Besessenheit von der unsichtbaren Hand des Schicksals ist unter diesem Gesichtspunkt charakteristisch - lediglich leuchtende Farben auf einem leeren Betonblock eines "garantierten Hits".