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Kritiken (1 980)

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Svět podle Daliborka (2017) 

Deutsch Vít Klusák hat seine Methode zu etwas gemacht, das ich als "faules und feiges Doku-Arrangement" bezeichnen würde. Einen Assozialen herzunehmen, dessen Äußerungen an eine leichte geistige Behinderung angrenzen, und ihn Episoden darbieten lassen (ich werd´ einfach nicht den Eindruck los, dass Daliborek sich selbst schlecht spielt), die nach einer Ausschlachtung der slowakischen Reality-Show Extrémne rodiny, d.h. Extrémné rodiny (Extremischen Familien) riechen (jedoch ohne zugegebene Verspottung durch Voice-Over), ein nichtssagendes Panoptikum zu errichten usw., das alles halte ich einfach für nichts Mutiges, Entdeckerisches oder Provokatives. Infolgedessen enthüllt The White World According to Daliborek nichts als eine nervige Exhibition eines Mammakindes. Das würde wohl noch zähneknirschend an mir vorbeiziehen lassen. Ich habe meine Zeit bereits mit schlimmerem Schwachsinn vergeudet. Jedoch dieser arrangierte Auschwitz-ZOO mit dem moralischen Ausdruck des Regisseurs vor der Kamera ... Das stellt meiner Ansicht nach ein unübersehbares Foul dar. Klusák nimmt sich hier über eineinhalb Stunden der Regie bei einem schwachsinnigen Trottel an wobei er ihm am Ende eine moralische Ohrfeige verpasst und auch das letzte Bisschen Andeutung zerstört, dieser Dokumentarfilm hätte ein Konzept und einen Beobachtungswert. Das hat er nicht. Es ist eine sehr dürre Ansammlung an nichtssagendem Unsinn und Exzessen, die weder als Charakterstudie noch als Dokumentarfilm über die radikale Denkweise einfacher Menschen fungiert. Sofern das Publikum amüsiert und arrogant lacht, sagt dies viel mehr über das Level der gesamtgesellschaftlichen Debatte als über die Qualitäten des Dokumentarfilms selbst aus. Zum ersten Mal habe ich somit ein Versagen Klusáks zu vermelden. Und dann noch gleich ein wirklich kolossales obendrauf.

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Transformers: The Last Knight (2017) 

Deutsch Michael Bay hat es endlich geschafft, auch die letzten Überreste seines größten Feindes auszurotten: die Logik und er serviert göttliche 151 Minuten eklektischen Ausspuckens unausgesprochener/diskontinuierlicher Motive. Letztendlich handelt es sich hierbei um eine Abstraktion, welche in der vorherigen halbherzigen hypnagogischen Installation nur andeutungsweise präsent war. Ein massiver ADHD-Anfall, welcher mit dem Ende beginnt und sich dann bis hin zu einer zugegebenen Selbstparodie entwickelt. Zeitgleich beinhaltet er mutierte Keime gleich mehrerer Filme, welchen der fieberhafte Geist des Regisseurs niemals erlaubt, das embryonale Stadium zu überwinden und auf diese Art und Weise entwickelt er sich weiter. Bays Fähigkeit, sich im narrativen Chaos zu bewegen und hierin eine roboterähnliche Ordnung zu finden, ist befreiend, ja geradezu surreal. Na endlich! Es ist der erste Film, welcher den Eindruck erweckt, er sei als Kombination eines Zufallsgenerators an Trendmotiven und eines wundersam kranken menschlichen Geistes entstanden. Meinerseits mag dies wie ein Scherz erscheinen, doch ich meine es ernst. Gegenüber dem fünften Teil der Transformers wirken die anderen Blockbuster im Grunde genommen wie ein allzu bodenständiges und vorsichtiges Spiel, bei dem man auf Sicherheit setzt. Ich konnte mich von diesem Ausbruch verwirrender, jedoch nach einem strikten Schema arrangierter Formen nicht losreißen, und habe mich keine Sekunde lang gelangweilt. Der beste, entfesselte und seltsamste Bay-Film. Ich fordere alle, die diesem Film fünf Sterne geben, auf, mich unter meiner Geheimnummer anzurufen. Ich werde sie stillschweigend zu Witwicky-Rittern schlagen. Denn dieses sind die Menschen der Zukunft. Oder aber auch Menschen aus einer Welt, die niemals kommen wird. Roboter schreiben Menschheitsgeschichte und kicken mit John Turturro an kubanischen Stränden. Sämtliche Macht dient hier der Fantasie sowie dem Optimus!

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War Machine (2017) 

Deutsch Ein tragisches Durcheinander. Ein Film, der tausende herumfliegende Splitter in ein undichtes Netz fängt. Es ist keinerlei Charakterstudie, kein eisiges Drama, keinerlei zerreißende Satire, ein bisschen eine verrückte Komödie, ein bisschen Kriegspolitik ist es, ein wenig Ernsthaftigkeit, ein wenig gutes Schauspielertum und viel Verlegenheit, Krämpfe und zersplitterte Aussagen, die sich widersprechen. Paradoxerweise erweckt dieser ständige Wechsel von Stimmungen, Positionen und Ton unsere Neugierde, jedoch die Auflösung frustriert auf eine falsche Art und Weise. Michôd bemüht sich darum, die Leere der Kriegsmaschinerie einzufangen, jedoch sein Film ist ebenso großmäulig neben der Kappe wie der gegebene General.

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Loveless (2017) 

Deutsch Dieser Film ist drehbuch- und regietechnisch gesehen eine Meisterklasse, exakt aufgebaut - nicht nur was die Geschichte an sich betrifft, sondern auch im Bezug zur Stimmung. Er gibt ein frostiges Bild von einer Gesellschaft in Selbstliebe, einer Gesellschaft ohne Empathie. Es handelt sich um eine inspirierende Verschmelzung der rohen Praktiken der rumänischen Neuen Welle und Tarkovskys Metaphysik verlassener Orte sowie der angehaltenen Zeit. Wären da nicht ein paar kleine falsche Töne und das ein bisschen peinlich repetitiver mittiger Teil des Films gewesen, wäre das hier nach Leviathan zu einem weiteres Meisterstück avanciert. Somit ist es "nur" ein großartiges Drama.

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The Square (2017) 

Deutsch Ein Film mit Bedeutungen und Denkanreizen überquellender Film - von der Comicfigur des Liberalen und Egoisten über ein satirisches Bild institutionalisierter Kunst bis hin zu einer breiten Metapher einer Gesellschaft, die zwischen Egoismus und Altruismus hin- und hergerissen ist. Östlunds Stärke ist jedoch zugleich seine Schwäche. Im Gegensatz zum umfassenden Konzept von Play - Nur ein Spiel sowie der konzentrierten Beziehungsstudie Höhere Gewalt wirkt der Schwede im The Square flüchtig, sucht nach dem rechten Timing sowie einem störenden Moment, in welchem die Bedeutung aufgrund ihres Andauerns zusammenbricht. Es gibt hier einige großartige Momente, aber als 142-minütiger Film funktioniert das Ganze eher wie eine Rubrik für Kontroversen und Reflexionen. Also geht es um ein wichtiges Thema, das auf der Suche nach der optimalen Filmform ist. Als Goldene Palme - eine interessante, nicht ganz konventionelle Wahl. Ich schätze das Match, welches ich damit geführt habe. Aber Rubens beide vorherigen Filme siedele ich höher an.

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Sanpo suru šinrjakuša (2017) 

Deutsch Die Invasion der Diebe meiner Zeit. Ein ungemein ehrgeiziger Science-Fiction Film, der mit einem interessanten Genreelement arbeitet, dessen Überlappung rein kognitiv-philosophisch ist, jedoch bei einer Mischung an in die Länge gezogenen Szenen, kitschigem Melodrama und hässlichen Tricks endet. In diesem Jahr habe ich in Cannes bei nichts geschnarcht, allerdings hat mich dieser Streifen all meine Kraft gekostet, um ihn zu Ende zu schauen und dabei mein drittes Auge nicht zu schließen. Kurosawa ist ein Meister der Wörtlichkeit, wo es eher notwendig gewesen wäre, Regie zu führen.

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Radiance (2017) 

Deutsch Radiance ist poetisch und naiv. Der Film berührt das Publikum leicht. Wenn man aber nicht zu 100 % auf Kawases altmodische Lyrik und das subtile Strahlen der Bilder (die ich wirklich schön fand) eingestimmt ist, verfliegt er.

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Die Verführten (2017) 

Deutsch OK, es gibt hier wunderschöne Bilder, nahezu ein Tableau vivant, eine fantastische natürliche Beleuchtung, eine charismatische Besetzung, aber ich frage da: WARUM? Dafür gibt es ein schönes Wort - alles in diesem Film ist "underwritten", wie der Engländer sagt. Sowohl die Charaktere als auch die Geschichte, welche sich durch rasche Kehrtwenden der Stimmung der einzelnen männlichen Person vorwärts bewegt. Ich verstehe, dass Sofia die Perspektive hat umkehren wollen, doch das ist fehlgeschlagen. Der/Die/Das Verführte/n sind nämlich nur allzu leer dafür, um subversives Material abzuliefern. Am Ende hat es eine amerikanische Zuschauerin am Besten beschrieben, die sich beim Verlassen des Palais de Cinema in Cannes folgendermaßen äußerte: COMPLETELY USELESS. Klar.

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Geisterfjord (2017) 

Deutsch Die Isländer haben eine düstere Landschaft, aber keine Ideen. Sonst hätten sie wohl kaum einen Horrorfilm gedreht, in dem man eine Stunde lang vergeblich nach dem sucht, wovor man sich fürchtet. Die Dämmerungslandschaften sind schnell vertraut, und eine gelungene Schrecksekunde macht noch keinen Frost.

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It Comes at Night (2017) 

Deutsch Das Genre lautet "parfümierter Flatuus, welcher die Indiewire-Stimmung hypt". Eine Episode von Walking Dead, die jeglichen Adrenalins und Dynamik entbehrt. Das Visuelle ist es wert, die Schauspieler spielen relativ moderat. Shults´ Versuch, sich mit der absichtlichen Unbestimmtheit des Bösen oder billigen Hinweisen auf die klassische Kunst zu behelfen, macht weder einen Terror noch schlaues Zeug daraus. Den einzigen Schrecken verursacht hier somit das sich in die Länge ziehende Filmmaterial.