Meist gefolgt Genres / Typen / Herkünfte

  • Drama
  • Komödie
  • Action
  • Dokumentation
  • Krimi

Kritiken (1 980)

Plakat

Blade Runner 2049 (2017) 

Deutsch Ein Ort der tiefen melancholischen, flachen Landschaftsgestaltung. Anstelle einer einfachen Noir-Geschichte handelt es sich hier um eine unglaublich geschmeidige und leider auch zum Verzweifeln transparente Geschichte über die Suche nach Sinn in einer Welt verschwindender Erinnerungen. Zwischen dem Original und diesem Werk gib es ungefähr den gleichen Unterschied wie zwischen der physischen Erfahrung und einem schön gemalten Hintergrund. Zeitgleich dokumentiert der 2049er die Impotenz, zu der Hollywood durch die jetzige Mode des Wiederbelebens von Ikonen verurteilt worden ist, nur allzu gut. Blade Runner verkörperte in gleichem Maße eine Hommage an die Geschichte wie eine Vision der künftigen Welt. Im zweiten Teil ist lediglich eine weiße Leinwand übrig geblieben, auf der Villeneuve und Deakins ein paar neue Konturen erstellen, es jedoch nicht schaffen, sich der alten zu entledigen. Klar, darin besteht auch nicht das Ziel. Anstelle einer Vision erhalten wir hier somit ein steriles Museum. Und leider auch mit Abstand die schlechtesten Regiemomente, welche die Handschrift des ansonsten brillanten Kanadiers tragen. In den wichtigsten Momenten gleicht die dem chinesischen Finale bei Arrival. Paradoxerweise überhastet, nicht zu Ende gezogen und bühnenbildnerisch ausgesprochen simpel. Eine billige Geschichte, bei der sich Cracks darum bemühen, einen Klassiker daraus zu machen. Der ursprüngliche Blade Runner enthielt ein Geheimnis. Hier finden wir nur transparent wörtliche Symbole. Eine vergängliche Sache, an die wir uns in 30 Jahren als Zeugnis einer Zeit erinnern werden, die sich in den Zyklen eigener Erfahrungen an visionäre Zeiten verfangen hat. Eine Replikenepoche zeitlicher Sicherung. Ich verwette eine synthetische Niere darauf.

Plakat

Guardians of the Galaxy Vol. 2 (2017) 

Deutsch Ich habe mir ein Verzeichnis der Blockbuster zusammengestellt, die ich noch unbedingt sehen muss und nach einer Reihe an unendlich langweiligen Streifen, die wie aufgeblähte und emotional zusammengebrochene Luftballons daherkamen, ist dieser farbenfrohe Overkill wie die Dosis eines euphoriserenden Stoffes. Gunn müsste gar nicht so sehr auf die Witzetube drücken, die oftmals nur einen Hauch neben dem Ziel dröhnt, jedoch ehrlich gesagt hat mich diese überraschend sensible Geschichte über die Unvollkommenheiten einer Vaterschaft und Freundschaft von der ersten Sekunde an so richtig gepackt. Am meisten gelingt es Marvel, die Figuren menschlich zu gestalten, die von der Menschheit am weitesten entfernt sind. Guardians of Galaxy habe ich so sehr liebgewonnen, dass ich diesmal vom Gemecker ablasse. Sie haben mir genau das gegeben, woran es mir in diesem Jahr auf der Leinwand fehlt - Spaß und das Gefühl, dass mir die digitalen Fights am Herzen liegen. Es geht einfach darum, dass das Magnetband über Terrabytes an Kalkulationen hinweg etwas Reales abspielt. Väterliche Angelegenheiten für zweihundert Riesen sind schon lange Zeit nicht so wundersüß abgedroschen gewesen.

Plakat

Narcos - Season 3 (2017) (Staffel) 

Deutsch Die Macher haben es ohne das Back-up von Pablos schwer zu klassifizierendem und zahmem Charakter gewagt, einen geradlinigen Drogenthriller zu drehen, der zwar langsam in Fahrt kommt, jedoch nach dem 3. Teil ein sehr flottes Tempo aufnimmt. Dieses behält er bis zum 9. Teil bei, wen auch auf Kosten einiger krampfhafter Verknüpfungen diverser Handlungsstränge. Der Charakter eines "Mannes, der im Cali-Mechanismus gefangen ist und ihn selbst erfunden hat“ stellt eine ausgezeichnete Wahl dar. Miguel Salcedo ist ein guter Hauptdarsteller. Gleiches gilt für den Cowboy Peňa, der sich auch eine sanfte Moralisierung leisten kann, ohne dass hierdurch die Serie untergehen würde. Klar, es fehlt hier an neckischem Humor, das Genregleichgewicht der zweiten Serie fehlt. Dennoch bleiben die Narcos ein Synonym der verdaulichen und intelligenten Unterhaltung. Die Caballeros de Cali erreichen zwar nur schwerlich Pablos Charisma, jedoch die vier Antagonisten bieten ein ziemlich vielfältiges Motivfeld. Schade, dass die Serie sie zu keinem beeindruckenden Ergebnis führt. Dennoch bleibe ich ein Narcos-Süchtiger.

Plakat

Pirates of the Caribbean: Salazars Rache (2017) 

Deutsch Eine Staffel langer und unglaublich verblödeter Filme. In der ersten halben Stunde stoßen wir hier auf ein paar passable Ideen, danach handelt es sich lediglich noch um ein Misery-Porno zweierlei Art: Sie können schadenfroh beobachten, wie die Drehbuchautoren hierin verzweifelt versuchen zu manövrieren und darum bemüht sind, die Handlung so zu verknüpfen, damit sie zumindest ein wenig Sinn macht, oder Sie können noch schadenfroher Depp beobachten, der sich selbst wohl in der Rolle eines erfolglosen Piraten, der an seiner Selbsttäuschung zehrt, allem Anschein nach mehr gefunden hat, als er möchte. Joachim Rønning/Espen Sandberg leisten solide Arbeit, aber dieses Schiff leckt mehr als Kon-Tiki.

Plakat

Shot Caller (2017) 

Deutsch Ein unglaublich lobotomisierter B-Film, der ungefähr genauso sensibel für eine relativierte Moral ist, wie ein Nazi nachdem er eine Flasche Jägermeister getrunken hat. Zeitgleich reitet er jedoch auf einer Welle schläfriger Macho-Gefühle. Nahezu keine zentrale Entscheidung macht hier allzu viel Sinn, und Waugh behauptet sich nur noch damit, dass sich Coster-Waldau und insbesondere Bernthal bemühen, diese Tonnen an Klischeeansammlungen mit ein wenig Interesse zu bearbeiten. Ansonsten ist dies eine völlige Katastrophe.

Plakat

Kong: Skull Island (2017) 

Deutsch - Ich habe da eine Idee, lass uns eine andere King Kong-Version drehen, jedoch diesmal eingestimmt auf den kriegerischen Viet-Stil der Filmemacher. - Na dann gut, und worum solls´ gehen? - Über den Riesenaffen. - Wart´ mal, aber die Geschichte ... - Na ja, die Geschichte, die ist nebensächlich, und immer, wenn wir nicht wissen werden, wie es weitergehen soll, werden wir die Sabbaths oder Ledzeps mitsamt einiger Silhouetten in die Hintergrundbeleuchtung einblenden. - Ist das nicht ein bisschen zu wenig? - Keinesfalls! Wir mischen noch Samuel L. Jackson dazu, der immer irgendwelche unglaublich tiefsinnigen Sachen sagen und wie ein verrückter Mace Windu umherschauen wird. Irgendetwas zwischen Colonel Kurzt und Captain Ahab, aber eben noch schwärzer. - Okay, aber was passiert, wenn das Ganze zu einer Länge von zwei Stunden ausartet? - Dann mixen wir noch viele nutzlose Charaktere dazu, die von irgendeinem riesigen Biest gefressen werden können. - Gut, hört sich lustig an. Da geb´ ich grünes Licht dafür.

Plakat

Es (2017) 

Deutsch Es ist sehr schade, dass das nicht anzuzweifelnde Potenzial dieses Projekts letztendlich in Anbetracht der zu wenig erfindungsreichen Arbeit mit Angst und Schrecken misslingt. Lassen Sie sich nicht täuschen. Pennywise ist großartig und ein paar Erschreckungsszenen sind tatsächlich gut gelungen. Aber Muschietti erweckt den Eindruck eines Regisseurs, der sowohl zu wenig Zeit als auch Geduld hat, um Spannung aufzubauen. Daher wählt er Abkürzungen, die darüber hinaus so richtig old school sind. Leider ist Pennywises Herausspringen aus allen Ecken und Enden des Bildschirms allmählich zu viel des Guten, so dass wir uns dann nur noch nostalgisch an den meisterhaften Aufbau des scheinbar unendlichen höllischen Terrors von Conjuring – Die Heimsuchung erinnern. Ähnlich wie es bei den Filmen wie It Follows oder Get Out der Fall ist, wird hier regietechnisch ein ziemlich unerbittlicher Kontrast zu dieser soliden Routine geschaffen. ES zeichnet sich jedoch durch großartige Charaktere sowie eine intelligente Abbildung des Erwachsenwerdens in einer gleichgültigen und gefährlichen Welt aus. Es gelingt uns leicht, uns mit den Charakteren zu identifizieren, der Film ist lustig und poetisch. In gewisser Hinsicht erinnert er an Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers. Zeitgleich spielt er geschickt die trendigen Noten der 80er-Jahre-Nostalgie. Nur zu Schade, dass dies nicht so subtil vonstatten geht wie bei Stranger Things. Der Klub der Nieten wächst schnell ins Herz, Derrys Atmosphäre ist in angemessener Weise belastend ... jedoch bleibt das aufdringliche Gefühl bestehen, dass ES noch tiefer ins Unterbewusstsein hätte vordringen können. Ich bin jedoch gezwungen ohne Folter zuzugeben, dass ich mich auf den zweiten Teil freue. Das erste Kapitel ist definitiv eine der besseren King-Adaptationen, aber sofern wir uns die Menge an angesammeltem Talent ansehen, ist klar, dass sie hätte zum Besten gehören sollen und müssen. Das ist aber nicht passiert ...

Plakat

Logan Lucky (2017) 

Deutsch Wer würde sich denn heute nicht die aufgedunsenen Meister des Diebeshandwerkes in einem gut sitzenden Anzug anschauen ... Es ist eine white Trash Welt. Soderberghs Rückkehr mit einem weiteren Genrekurzschluss, der allerdings keineswegs der Schärfe entbehrt, obwohl es so auf den ersten Blick erscheinen könnte. Eine manisch konstruierte, absichtlich subversive, auf eine sparsame Art und Weise lächerliche Indie-Mutation des Heist-Genres, wo man die größte Anziehungskraft erwartet (Raub), jedoch dies macht der Streifen wieder dort wett, wo Ocean's Eleven völlig machtlos waren - auf sozialer Ebene. Mit der Logan-Truppe können wir nämlich in den gewöhnlichsten Dingen sympathisieren. Sobald aus dem Mund eines ekelhaft bemalten Kindes John Denvers berühmter Song ertönt, ist dies unerwarteterweise das Beste. Eine Ode an das Losertum, ein Film, welcher das pompöse amerikanische Goldgeglitzer verpönt, jedoch in gleichem Maße gegenüber Figuren aus der Peripherie einfühlsam ist ... dies ist keine vollends reibungslose Fahrt, jedoch es ist etwas, worin man sich leicht verlieben kann. Steven gibt den Hillbillies ihre Würde zurück. Nicht nur deshalb ist es gut, dass er seinen Weg zur Leinwand zurückgefunden hat.

Plakat

Barry Seal: Only in America (2017) 

Deutsch Es ist schade, dass Cruises beste Rolle in den vergangenen Jahren nicht in einen etwas besseren (d.h.: besser geschrieben, konzipiert und dramatisch pointiert) Film eingepackt worden ist. Barry Seal: Only in America fliegt nur allzu reibungslos, vor allem in der ersten Hälfte betet man nahezu, dass künstliche Turbulenzen aufkommen. Aber Spinellis Drehbuch ist ein flacher, aus sich wiederholenden Episoden zusammensetzender Track, die dank Toms Charisma und dem gebrauchsfertigen 80er-Jahre-Flaire gekennzeichnet sind. Obwohl sich Liman regietechnisch bemüht, vermag auch er mit seinen 80s-Techniken keinen zusätzlichen Drive zu kreieren. Zum Glück genießt Cruise die Rolle eines alltäglichen Gauners, der im Allgemeinen nicht viele Fragen stellt, so sehr, dass auch die Zuschauer ins Genießen kommen können. Barry Seal: Only in America stellt eine solide, jedoch allzu lange Narcos-Episode dar. Der Film verdankt nahezu alles der Netflix-Serie, schafft es jedoch nicht, in Vergleich zu jener seine Grenzen zu verbergen. Ein ernsthaftes historisches Thema wird somit durch einige Abkürzungen und Witze abgewimmelt, die wir nahezu wortwörtlich aus den Narcos kennen. Es ist jedoch gelungen, der Serie gefährlich nahezukommen. Barry bemüht sich darum am Ende, jedoch in ziemlich harmloser Form. Warum ****? Weil eben Tom. Zum wohl auf das 4. Stück reinen Fantums.

Plakat

Atomic Blonde (2017) 

Deutsch Ein Übermaß an Stil mündet manchmal paradoxerweise in eine Stilabsenz. Der Film ist derart übersättigt mit Neon-EBM-Fetischismus oder der Vorliebe, eine Heldin zu begaffen, die so kaltherzig ist, dass man mit ihr wohl kaum sympathisieren kann, so dass am Ende lediglich eine Verkettung schlecht verknüpfter Szenen übrigbleibt. Eine einfache Story, die auf eine sinnlos holprige und ineffiziente Art und Weise erzählt wird, sodass das ganze Vergnügen letztendlich von den kleinen Dingen herrührt. Wobei das zweistündige Filmmaterial hiervon ungefähr zehn Minuten enthält. Das würd´ ich noch nicht einmal bei einem Ossi-Film akzeptieren.