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Kritiken (1 990)

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Alien: Covenant (2017) 

Deutsch Ein Film, in dem er in verwirrenden Szenen abwechselnd hysterisch schreit und dann wiederum bei viel zu klaren Kameraeinstellungen über die Themen einer Weltraum-Quizshow philosophiert ... alle verhalten sich dabei so sehr erratisch, dass die Prometheus-Crew an Professoren erinnert, die sich auf einer Reise in das Land der Acht-Wege-Rätsel befindet. Nach einer gänzlich im wtf-Stil verlaufenden Geburtsszene habe ich mit entschieden, dass das Alien für mich gerade gestorben war und wandte mich der Filmkritik der tschechischen Autorin Spáčilová zu. Ein Stern dafür, dass hier Franco erscheint, ohne an Bord auch nur einen kahlen Satz sagen zu können. Das ist die richtige Entscheidung. Die Einzige.

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American Gods - Der Knochengarten (2017) (Folge) 

Deutsch Verwirrt und sehr unausgewogen, die musikalische Dramaturgie ist die Hölle. Es ist aber auf eine perverse Art unterhaltsam. Ich weiß nur noch nicht, ob es gut ist…

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Get Out (2017) 

Deutsch Ich habe in der vergangenen Zeit viele schlechte Horrorfilme gesehen, die von amerikanischen Kritikern nur deshalb geliebkost wurden, weil sie gendermäßig progressiv waren oder aus einem exotischen Land stammten und in irgendeiner Form die Unterdrückung thematisierten. Auf den ersten Blick scheint Get Out genauso, wie der Fall zu sein, "wir haben ein explosives rassenorientiertes Thema, mit dem sich jemand in aller Explizität befasst hat", jedoch mit der Eröffnungsszene gibt Peele bekannt, dass er a) ein ausgezeichneter Drehbuchautor ist, welcher eine soziale Metapher gerne mal in einen grotesken Slasher verwandelt, ohne die Struktur zerfallen zu lassen. b) ein Regisseur ist, der auch weiterhin vermag, mit unterschwelliger Spannung zu arbeiten, die zwar den hiesigen Horrorexperten sicherlich entgeht, aber dem Publikum mit einem gewissen Maß an kultivierter Liebe zum Detail mit Bestimmtheit nicht. Das erste Drittel stellt eine sozial relevante Metapher im Bezug zu den schwarzen Masken dar, im mittleren gipfelt die Spannung, das letzte wiederum bietet scharfsinnige Katharsis. Und alles in allem macht dies einen Film aus, der meiner Ansicht nach auf eine intelligentere und ernsthaftere Weise die Rassenidentität reflektiert, als das gesamte Moonlight. Mich stört lediglich ein wenig die übermäßig stark verwendete ätherische Musik und ein paar Stellen, an denen Get Out zu sehr durchschimmert, als man es gerne hätte. Ansonsten ist dies eine Delikatesse.

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Zahradnictví: Rodinný přítel (2017) 

Deutsch Ein ausgelutschtes Melodrama mit amputiertem Kopf. Zehn Minuten lang habe ich über die Vorstellung des tschechischen Schauspielers Ondřej Sokol von einer Darstellung anspruchsvoller Charaktere gelacht, den Rest des nicht urteilsfähigen Filmmaterials meditierte darüber, wie das einst kreative Duo denn im Jahr 2017 etwas so Brüchiges darbieten kann. Also: in den ersten 10 Minuten gibts´ ungefähr fünfmal so viel wie im Rest des Films. Eineinhalb Stunden lang sind wir Zeugen einer blutlosen Tschechow-Variation, bei welcher das Alltägliche des Protektorats wie quälende Langeweile klingt, die lediglich durch Onkel Jiřís ungewollt pädophile Etüden und die Momente, in denen uns die tschechischen Schauspieler Ondřej Sokol und Aňa Geislerová im Geiste der Dreigroschenromane mitteilen, dass sie zueinander vielleicht etwas mehr als nur Zuneigung empfingen und dass dies wohl nicht dadurch bedingt sein wird, dass Herr Jiří ein treuer Freund der Familie ist, verdaulicher gestaltet. Die Un-Handlung einiger Familienseancen wird zur Sicherheit durchs Voice-Over wiederholt. Der keusche Charakter eines Hauses mit drei Schwestern wird durch das Hereinstürzen von Sabina Remundová gestört, welches ursprünglich wohl für den nicht gedrehten tschechischen Film, dessen wortwörtliche Übersetzung wohl "Sonne, Heu und Protektorat“ lauten würde, gedacht war. Sobald es so aussieht, als würden wir 130 Minuten lang nur ketamingefüllte Familientreffen mitschrecklich peinlichen Dialogen mitverfolgen, schlägt ein großes Drama zu, denn es kehrt jemand zurück, auf den die Charaktere nicht warten, jedoch der Betrachter wartet auf ihn, weil er höchstwahrscheinlich weiß, dass das ganze hier wie der berühmte tschechische Schauspieler "Kodet in den Kuschelnestern, jedoch in jungen Jahren“ daherkommt. Der Drehbuchautor Jarchovský löscht jedoch ein sich anbahnendes Drama, indem er eine der Figuren an Typhus sterben lässt, was uns die andere Figur in einem wunderschönen Voice-Over mitteilt, in welchem die Verben die fürs Tschechische charakteristisch angenehme archaische Endung "ti“ haben. Diese zerfallene Struktur mit vielen nicht handlungsrelevanten Stellen führt zu Spekulationen, dass sich Hřebejk regietechnisch um einen Art-Zauber der Alltäglichkeit bemüht, wie wir dies beispielsweise Hirokazu Koreedas Filmen kennen. Seine Regieführung ist jedoch vollends lähmend, wobei die laischen Motive der entfederten Regieführung sowie die manchmal verwackelte per Hand geführte Kamera meines Erachtens keine Regie-Konzeption darstellt. Sobald es jedoch erscheint, dass der Krieg, der subjektiv 30 Jahre dauert, endlich vorbei ist und der Film damit endet, erinnert uns die Szene nach den Filmtiteln, dass es hier immer noch Dilemmata gibt, welche im restlichen Teil der Trilogie zu lösen sind. Familienchroniken sollen uns an die Last der dahinfließenden Zeit erinnern. Garden Store: A Family Friend erinnert uns daran, dass es nichts Schlimmeres gibt, als wenn der Betrachter anstelle der Filmzeit das existenzielle Gewicht des eigenen Pos im Kinositz spürt. Meiner Ansicht nach ist dies das neue Tief eines kreativen Duos, das es einst geschafft hat, ein ähnliches Genre mit Leichtigkeit und Humor zu entfalten. [klar, natürlich ist es handwerklich gesehen in Ordnung und die ersten 15 Minuten bleiben auch erträglich, so dass ich einen, ursprünglich verweigerten, Stern erteile, denn ich bin, wie Ondra Sokol ein "guter Mensch"]

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Ztraceni v Mnichově (2015) 

Deutsch Ein Film darüber, warum etwas nicht funktioniert, der thematisiert, dass wir tatsächlich am besten tun, wenn wir so tun, dass es eben nicht geht, und dennoch bleibt er derart perfekt alibistisch und gekünstelt, dass er einem Papagei ähnelt, der lediglich wiederholt, was ihm andere anordnen sagen. Ein potenziell interessantes, jedoch durch inkonsequente Vorgehensweise verkorkstes Konzept. Während Das Jahr des Teufels ein doch recht ziemlich interessantes "Mocument“ war, wirkt die zweite Hälfte von Lost in Munich wie eine sehr hinterherhinkende Verteidigung dessen, warum die erste einen sinnlosen Eindruck macht. Und in Anbetracht dessen, dass Zelenka hier zwischen dokumentarfilmähnlichen Aufnahmen mit reinen Filmaufnahmen sowie kontinuierlicher leer anmutender Hintergrundmusik hin und herwechselt, ist das Ergebnis der Verteidigung ebenso dürre wie der gespielte Teil. Meta-Kümmerlichkeit der neunziger Jahre. Ein mentales Ghetto der ewigen Revision eines nationalen Stereotyps, der liebevoll sich selbst bekräftigt und gerade deshalb überlebt, auch wenn jemand dies zu parodieren scheint. Long overdue and still boring as fuck. Wenden wir doch aber das Blatt.

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Die Spur (2017) 

Deutsch John Wicks waldesoterische Version, die sich darum bemüht, organisch zu wachsen, subversiv die Wurzeln der Zivilisation zu untergraben, jedoch stellenweise chaotisch mit krummen Beinen hin- und herwebt. Holland ist es gelungen, aus einer allem Anschein nach inspirativen Vorlage nur ein einziges absurdes Hirschgulasch voller Wortwörtlichkeit zu kreieren, mitsamt einer stumpfen verwendeten Filmsprache und Groteskheit, die manchmal gezielt verwendet wird, jedoch nahezu den gesamten Film infiziert, egal in welcher Genreposition er sich gerade befindet. Eine konzeptionslose Rhythmisierung anhand eines Jagdkalenders, das Hereinstürzen des bekannten tschechischen Darstellers von Charakterfiguren Krobot, die an die Filme des Regisseurs Tomáš Vorel, eine hystrionische Hauptperson, bei welcher es eigentlich ziemlich egal ist, ob sie ihre Überzeugungen überspielt, weil die gesamte Geschichte nicht allzu viel Sinn macht (was trotz aller Didaktik eine Nominierung für den künstlerischen Beitrag wert ist). Eine wörtliche Übersetzung des polnischen Titels würde zu dem Ganzen gut passen. Dies ist eine totale Bloslegung der Urteilsfähigkeit.

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Into the Badlands (2015) (Serie) 

Deutsch Schöne Choreografie, besonders in der ersten Serienhälfte, sympathisch skizzierte Charaktere und die Welt - jedoch darin liegt ja das Problem. Es ist so eine Art "ungefähres Spektakel". Nicht zu Ende gezogen, jedoch es ist kein Problem, sich dranzuwurschteln, wie bei einem soliden B-Film, der aus etlichen bekannteren sowie besseren Elementen besteht. Lang und Csokas übertreiben hier das Schauspielerische um einen ganzen Dampfer.

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Big Little Lies (2017) (Serie) 

Deutsch Agatha Christie meets full frontal feminism. Ich weiß nicht, ob ich mir zuerst in die Hose deshalb machen soll, wie gut das Ganze geschrieben ist, wie exakt es gespielt wurde oder wie exklusiv es aufgenommen worden ist. Es gibt viele Serien, welche den Feminismus mühsam thematisieren. Diese ist feministisch, jedoch ohne Pirouetten und übergroße Worte. Ein Labyrinth, das von der einen Seite wie eine brillant aufgebaute kleinstädtische Tragikomödie aussieht, andererseits wie eine reinrassige Whodunnit-Detektivgeschichte. Gott bestrafe mich nicht dafür, dass ich des Rätsels Lösung bereits im dritten Teil erahnt habe. Aber dank der Untermalung mit Elvis´ Musik brachte mich das Ganze dennoch zum Vibrieren. Love them all, those wicked moms.

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Ghost in the Shell (2017) 

Deutsch Shell without the ghost. Hervorragende Bühnenbild, Design sowie audiovisuelle Darbietung, die Besetzung war sympathisch, jedoch vom komplexen Geist der Vorlage blieb nur eine vorhersehbare und schablonenhafte Hülle über naive Seelen übrig, die von der Korporation missbraucht wurde. Und eigentlich ist es dabei egal, dass das Drehbuch einige Ideen wortwörtlich zitiert, zumal von der ursprünglichen Meditation über das "Sein der Maschine“ eigentlich gar nichts übrig geblieben ist, lediglich eine klassische Rachegeschichte. Doch es hätte mir gar nichts ausgemacht, das auch gerne auszulassen. Niemand erwartet, dass der Blockbuster für 180 Riesen mit wortlosen Aufnahmen von traurigen Fassaden und Gesichtern der Menschen alleine auskommt. Was ich nicht allerdings nicht bereuen werde, ist die sich in die Länge ziehende zweite Hälfte sowie die Tatsache, dass Sanders zwar ein Regisseur mit einem Gefühl für Wirkung und glatte Textur ist, jedoch seinem Stil fehlt es an Essenz, welche diese wunderschöne Cyberpunk-Tapete zum Leben erwecken würde. Es hätte schlimmer kommen können, das stimmt. Aber es hätte eben auch besser sein können, denn dessen wird man sich immer bewusst, wenn der sprichwörtliche Geist in einem Film wirklich aufleuchtet - sei dies nun in Form eines schwankenden Ganges von Takeshi Kitano oder in den traurigen Augen von Pilou Asbæk zu sehen. Wenn die "Deus Ex" Anpassung so aussehen würde, wäre ich eigentlich so ziemlich zufrieden. Aber Ghost in the Shell ist einfach mehr als nur ein oberflächiges Glitzerzeug.

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Sieben Minuten nach Mitternacht (2016) 

Deutsch Künstlerisch bemerkenswert, regietechnisch geschickt, emotional flach ... die metaphorisch animierten Einschübe haben mich etwas mehr angesprochen als die nicht einfühlsame Chemotherapie des tatsächlichen Lebens. Dieses Thema ist zwar unheimlich ernst, jedoch der Film verhilft sich dadurch eher zu seinem eigenen Ernst, anstatt es tatsächlich behandeln zu können. Leider erinnern die zugespitzten Szenen in gewisser Hinsicht an die Schwerfälligkeit von Fessers "onkologischem" Drama Camino, wenn auch in einer viel erträglicheren Ummantelung. Als weiterer Sprössling des Zweiges an "realistischen Kinderfilmen" (in etwa wie auch Elliot, der Drache) ist dies definitiv eine interessante Mainstream-Alternative.