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Kritiken (2 767)

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Königin (2019) 

Deutsch "Ein dezent geführtes Vorspiel zu einem Pornhub-Video Milf-Stepmom-Irgendwas“ – das möchte man in der ersten halben Stunde schreiben. Und man bekommt auch das Porno mit überraschenden Details und Naturalismus. Aus einer unverantwortlichen Laune einer 50-Jährigen, welche nur als Unterhaltung einer gelangweilten Ehefrau wirkt, wird jedoch ein Familiendrama mit unerwartetem Ausmaß und Konsequenzen für alle. Die Dänen öffnen wieder psychologisch genau das Thema von dunklen Seiten des menschlichen Charakters, hier zeigen sie die gefährlichsten weiblichen und manipulativen. Die Szene vom Gegenangriff der Hauptdarstellerin, als sie von ihrem Mann beschuldigt und in die Ecke gedrängt wird, zeigt offen die typischste schlimmste Charaktereigenschaft des zarten Geschlechts. Heutzutage überraschend offen und direkt. Ich wundere mich fast, dass Trine Dyrholm so eine Rolle angenommen hat.[Helsinki IFF]

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The Nightingale - Schrei nach Rache (2018) 

Deutsch Die Figuren sind einfach gestaltet. Ein brutaler Revenge-Film stört mich im Rahmen von guilty pleasure nicht, aber The Nightingale - Schrei nach Rache will mit seinem sehr begrenzten Erzähltalent eine thematisch bedeutende Aussage über die grausame Zeit der Kolonisation von Australien durch Engländer sein, über ihre Überheblichkeit und ihren harten Umgang sowohl mit den Aborigines als auch mit den Sträflingen. Die Ermordung von einem Baby, Vergewaltigungen, Töten von Bauernfamilien nur zum Spaß. Nach einem sehr intensiven Anfang, der einen brutalen revenge flick andeutet, zeigt der Film allmählich ein geistreicheres Ziel, wobei er die ganze Zeit als eine teure Übung eines durchschnittlichen Filmstudenten wirkt. [Helsinki IFF]

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Weißer weißer Tag (2019) 

Deutsch Eine Charakterstudie von einem isländischen Polizisten, Vater, Opa und hauptsächlich frischem Witwer, der das Geheimnis seiner verstorbenen Frau entdeckt. Kein Krimi, aber ein starkes Drama über die Liebe bis über den Tod hinaus, die Enttäuschung und Vergebung. Der auf den ersten Blick einfache Stoff wird durch eine Erzählweise interessant gemacht, bei der die Zuschauer*innen selbst Antworten auf einige Fragen finden müssen. Kreative Drehbuch- und Schnittzusätze sorgen für Originalität (verschiedene Wetterformen auf Island, Polizeimonitore, ein fallender Stein usw.). Plus der ausgezeichnete Ingvar Sigurðsson. [Helsinki IFF]

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Nabarvené ptáče (2019) 

Deutsch Den Film rettet die Arbeit des Kameramanns mit der schwarzweißen Version, der Umrahmung und dem Licht. Und die Erfassung der Zeit durch Kulissen und Kostüme. Die Erzählstruktur ist jedoch völlig eintönig, es fehlt ein dramatischer Bogen, eine Künstlersymbolik, ausgefeiltere Schnittverfahren sowie eine innerliche emotionale Entwicklung, die teilweise von Musik gefördert werden konnte (von der es nicht viel gibt). The Painted Bird fehlt fast alles, was ein Film seiner Art braucht. Die Figuren haben prägnante Gesichter, aber sie bleiben nur ein paar Minuten, meistens sagen sie kaum etwas und geben dem Film auch nichts. Sie tragen mit ihrem Ekel nur dazu bei, dass ein Junge vorzeitig seine Unschuld in einem hässlichen Milieu verliert. Dass das Ganze eben von diesem Verlust handeln soll, begreift man erst in den letzten Minuten, nach fast drei Stunden, in denen monoton ähnlich wirkende Szenen hintereinander gereiht werden.

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Ad Astra – Zu den Sternen (2019) 

Deutsch Eine psychologische Analyse von einem Astronauten, der die Beziehung zu seinem toten (?) Vater nicht geklärt hat. Kein Science-Fiction-Knüller, aber schlau geschrieben. Es ist ein Monolog von Pitts Figur, mit Selbstreflexion, über innerliche Zweifel. Die betreffen den Sinn einer absoluten Aufopferung für die Arbeit, wofür man mit dem Leben bezahlt, nach dem das Herz verlangt. Das Reisen durchs Weltall, obwohl es schöne Dimensionen hat, macht das Ganze "nur“ visuell attraktiver und ergänzt den Film durch ein philosophisches Format. Das Finale kann begeisterte Science-Fiction-Fans, welche große Sachen erwarten, sogar ein bisschen enttäuschen. Ein Bruder von Chazells Aufbruch zum Mond, der aber emotionaler und zarter war.

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Scary Stories to Tell in the Dark (2019) 

Deutsch Ein angenehmer Soft-Film. Nicht genügend gespensterhaft und blutig, nur mit einer hochwertigen Arbeit mit dem Milieu/ der Ausstattung und schön gestalteten 80ern (in ihnen würde der Film besser aussehen). Heutzutage sind Horrorfilmzuschauer*innen – auch die jüngsten – an intensivere Genre-Erlebnisse gewöhnt, von denen man mehr Gänsehaut bekommt und auch mehr erschreckt wird. Obwohl es dümmere Werke mit einer schlechteren Regie sind. Aber wegen der Intensität werden sie besucht. Hier gibt es nicht viel davon.

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ES: Kapitel 2 (2019) 

Deutsch Das Erzählen der dramatischen Geschichte und die Schilderung der Figuren hält nicht so wie beim ersten Teil beisammen. Es ist zweitklassiger und hat nicht so viel Inhalt (die Suche nach persönlichen Artefakten ist der schwächste Teil des Films). Andererseits sind die Ereignisse dichter, mit mehr Monstern, obwohl sie unsinnig eingegliedert oder von irgendwoher geklaut wurden (der Spinnenkopf bekam wenigstens endlich mehr Raum). An manchen Stellen hat es mir Spaß gemacht, an manchen war es langweilig. Im Großen und Ganzen ist es mir eigentlich egal, dass ich den dritten Teil nicht mehr sehen werde.

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Das Blutrote Kleid (2018) 

Deutsch Ein zeitloses Kleidungsgeschäft als bunter Tempel von menschlichen Bedürfnissen und Schwächen, in dem eine gotische Vampirin mit einem bizarren Diener und Kurtisanen lebt. Ein mysteriöser Ausflug in Fetische und innerliche Ängste durch eine attraktive Giallo-Optik. Die erste Hälfte weckt Aufmerksamkeit. Die zweite beobachtet andere Opfer und ist nur am Anfang interessant, bevor sie sich mit der gemeinsamen Seite des Bösen verbindet. Dann wird es langweilig, weil es an die Situationen aus der ersten Hälfte erinnert, welche nicht sinnvoll weitergebracht werden. Der gesamte Drive vom fast hypnotischen Erzählen geht verloren. Als ob Strickland nicht wüsste, wie er die Partie mit ausgezeichnetem Anfang zu Ende spielen soll. Am meisten würde es mir als Serie gefallen, in welcher in jeder Episode das mörderische Kleid in einen anderen Haushalt käme. Der Autor könnte dann viele bizarre Konstellationen der Figuren und ihr intimes Funktionieren "hinter geschlossenen Türen“ zeigen.

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Das Tor ins Verderben (1948) 

Deutsch Hatte es Fritz Lang wirklich nötig, so billig Hitchcock auszurauben? Das ist keine Rebecca-Huldigung. In allen Hinsichten handelt es sich um ein schwaches Plagiat. Ohne eine gotische Ausstattung, die dem Film die notwendige geheimnisvolle Atmosphäre verleihen würde, mit einer männlichen Hauptfigur ohne erforderliches Charisma, ohne eine detailliert erfasste Figur seines Sohnes, die potenziell die Interessanteste sein könnte, und mit einer unbefriedigenden, banalen Enthüllung am Ende. [Noir Film Fest]

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Rebecca (1940) 

Deutsch Die schöne, elegante Filmarbeit des frühen Hollywoods in pompösen Kulissen und mit hervorragend ausgewählten und stilisierten Schauspielerinnen und Schauspielern ist ein Vergnügen. Mehr als die Geschichte selbst. Die kann heutzutage die Zuschauer*innen nicht wie damals begeistern. Eine gewisse Aufregung kommt erst am Ende bei der Enthüllung der Wahrheit. Zudem fühlen mit der ängstlichen Hauptheldin mehr die Frauen als die Männer im Publikum. Für mich geht es in Rebecca hauptsächlich um das star-power Charisma von Laurence Olivier, das Design und die Atmosphäre vom düsteren Manderley und die schwarze Silhouette der geheimnisvollen Haushälterin in Interieurs mit langen Vorhängen. Es sind also Elemente, die Hitchcock später in markanteren und für mich wichtigeren Filmen benutzte. [Noir Film Fest]