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Kritiken (2 773)

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Joker (2019) 

Deutsch Gerade für diese düstere Dimension und schicksalhafte Tiefe mag ich allgemein die DC-Figuren mehr als die bunten von Marvell. Der Joker von Phillips ist ein Drama mit Stil, welches psychologisch gut geleitet und von Phoenix ausgezeichnet gespielt wird. Es erklärt die Entstehung einer wichtigen Comicfigur aus der Batman-Welt. Die Ursachen ihrer sich vertiefenden Ängste, die zu einem völligen Verzicht auf einen Glauben an das Gute führen. Es wird das logische Finden einer Selbstverwirklichung in einem revolutionären Kampf der Unzufriedenen gegen die höhere Gesellschaft gezeigt. Der Film ist eine echte Popkultur-Version von Scorseses Taxi Driver. Zusätzlich hat er eine ausgezeichnete Verbindung mit der Geburt von Batman – sowie im Drehbuch als auch mit der Laune, die batmanmäßig düster ist. Einen fünften Stern gebe ich nicht, weil mich der Höhepunkt des Films nicht überraschte und auch nicht gerade begeisterte – ich habe ihn vorausgesetzt und gehofft, dass es nicht "das Größte“ ist, was der Film am Ende bieten kann.

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Der goldene Handschuh (2019) 

Deutsch Ein Entzug von Sex, Alkohol und Würstchen. Und vom Leben im Dachgeschoss. Ein absichtlich fast karikaturistisch ekeliges Erlebnis aus keinem guten Hamburger Viertel der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Verrauchte Kneipen mit musterhaftem Gesindel, eine schockierende Brutalität und kreative Perversion, welche die Grenzen der mutigsten Kinoproduktion überschreitet. Einen künstlerischen Wert spürt man erst in der letzten, langen und sorgfältig überlegten Aufnahme. Der Rest ist nur eine alternative, perverse Unterhaltung für abgestumpfte Neugierige, die eine gewisse Gesellschaft in einer Zeit reflektieren soll. Bei diesem Aspekt kann man den Film nicht ernst nehmen. Aber man kann sich sicher sein, dass man sich an ihn lange erinnern wird. Viele Szenen wird man mehrmals mit Freunden beim Biertrinken besprechen und niemand wird ihn für eine lange Zeit übertrumpfen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass er zu einer Kult-Angelegenheit wird. Während des Films und kurz danach maximal drei Sterne. Mit der Zeit steigt der bizarre Wert und man wird zu einem erneuten Ansehen gelockt. [Helsinki IFF]

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Zavod (2018) 

Deutsch Bykov macht wieder auf die Korruption in Russland aufmerksam, aber gleichzeitig auf die Notwendigkeit der Existenz von Sozialschichten (weil sonst eine Gesellschaft einfach nicht funktionieren kann). Er will mehreren Seiten Recht geben. Er möchte, dass die Konstellation der Figuren geistreich wirkt, aber andererseits will er es direkt und klar haben (der Film ist purer Mainstream). Am Ende stockt die Verteilung der Sympathien gegenüber den einzelnen Teilnehmern des Spiels, die Gefühle sind verwirrter. Dank einer unvorhersehbaren Entwicklung und einer hochwertigen Form ist sein Knaller aber immer noch sehr "enjoyable“. [Helsinki IFF]

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Võta või jäta (2018) 

Deutsch Ein überraschend starkes Drama, wenn man bedenkt, was der einzige Inhalt ist (ein junger Mann erzieht alleine ein Kind). Einerseits wegen dem Wechsel der Rollen – aus einer single Mutter wird ein single Vater, was nicht so oft passiert, andererseits wegen der sozialen erzählerischen Fähigkeit der Regisseurin und wegen der schlauen Auffassung der Nebenfiguren, welche das Funktionieren vom Vater mit dem Kind beeinflussen. [Helsinki IFF]

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Poissa (2019) 

Deutsch Ein Stoff mit Fantasie und Potenzial. In Hinblick auf das Drama, das man erzeugen möchte, und die Geschichte, welche man mitteilen will (die Familie und die Nachkommen sind das Wichtigste, man sollte von ihnen nicht weglaufen) wurde er aber sehr wenig ausgenutzt. Eine preiswerte Produktion würde im Fall von einem schlaueren und sinnvolleren Drehbuch niemanden stören. [Helsinki IFF]

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Aurora (2019) 

Deutsch "Ein schöner Film für die Leute“ über eine unwahrscheinliche Liebe mit Hindernissen (wie sonst) zwischen einer problematischen, eitlen Finnländerin und einem lieben Immigranten aus Iran (mit Tochter). Ein Klischee mit Herz und Witzen über finnländische Bräuche. [Helsinki IFF]

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Königin (2019) 

Deutsch "Ein dezent geführtes Vorspiel zu einem Pornhub-Video Milf-Stepmom-Irgendwas“ – das möchte man in der ersten halben Stunde schreiben. Und man bekommt auch das Porno mit überraschenden Details und Naturalismus. Aus einer unverantwortlichen Laune einer 50-Jährigen, welche nur als Unterhaltung einer gelangweilten Ehefrau wirkt, wird jedoch ein Familiendrama mit unerwartetem Ausmaß und Konsequenzen für alle. Die Dänen öffnen wieder psychologisch genau das Thema von dunklen Seiten des menschlichen Charakters, hier zeigen sie die gefährlichsten weiblichen und manipulativen. Die Szene vom Gegenangriff der Hauptdarstellerin, als sie von ihrem Mann beschuldigt und in die Ecke gedrängt wird, zeigt offen die typischste schlimmste Charaktereigenschaft des zarten Geschlechts. Heutzutage überraschend offen und direkt. Ich wundere mich fast, dass Trine Dyrholm so eine Rolle angenommen hat.[Helsinki IFF]

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The Nightingale - Schrei nach Rache (2018) 

Deutsch Die Figuren sind einfach gestaltet. Ein brutaler Revenge-Film stört mich im Rahmen von guilty pleasure nicht, aber The Nightingale - Schrei nach Rache will mit seinem sehr begrenzten Erzähltalent eine thematisch bedeutende Aussage über die grausame Zeit der Kolonisation von Australien durch Engländer sein, über ihre Überheblichkeit und ihren harten Umgang sowohl mit den Aborigines als auch mit den Sträflingen. Die Ermordung von einem Baby, Vergewaltigungen, Töten von Bauernfamilien nur zum Spaß. Nach einem sehr intensiven Anfang, der einen brutalen revenge flick andeutet, zeigt der Film allmählich ein geistreicheres Ziel, wobei er die ganze Zeit als eine teure Übung eines durchschnittlichen Filmstudenten wirkt. [Helsinki IFF]

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Weißer weißer Tag (2019) 

Deutsch Eine Charakterstudie von einem isländischen Polizisten, Vater, Opa und hauptsächlich frischem Witwer, der das Geheimnis seiner verstorbenen Frau entdeckt. Kein Krimi, aber ein starkes Drama über die Liebe bis über den Tod hinaus, die Enttäuschung und Vergebung. Der auf den ersten Blick einfache Stoff wird durch eine Erzählweise interessant gemacht, bei der die Zuschauer*innen selbst Antworten auf einige Fragen finden müssen. Kreative Drehbuch- und Schnittzusätze sorgen für Originalität (verschiedene Wetterformen auf Island, Polizeimonitore, ein fallender Stein usw.). Plus der ausgezeichnete Ingvar Sigurðsson. [Helsinki IFF]

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Nabarvené ptáče (2019) 

Deutsch Den Film rettet die Arbeit des Kameramanns mit der schwarzweißen Version, der Umrahmung und dem Licht. Und die Erfassung der Zeit durch Kulissen und Kostüme. Die Erzählstruktur ist jedoch völlig eintönig, es fehlt ein dramatischer Bogen, eine Künstlersymbolik, ausgefeiltere Schnittverfahren sowie eine innerliche emotionale Entwicklung, die teilweise von Musik gefördert werden konnte (von der es nicht viel gibt). The Painted Bird fehlt fast alles, was ein Film seiner Art braucht. Die Figuren haben prägnante Gesichter, aber sie bleiben nur ein paar Minuten, meistens sagen sie kaum etwas und geben dem Film auch nichts. Sie tragen mit ihrem Ekel nur dazu bei, dass ein Junge vorzeitig seine Unschuld in einem hässlichen Milieu verliert. Dass das Ganze eben von diesem Verlust handeln soll, begreift man erst in den letzten Minuten, nach fast drei Stunden, in denen monoton ähnlich wirkende Szenen hintereinander gereiht werden.