Welche Filme sind um die Goldene Palme von Cannes im Rennen?

Am Donnerstag, dem 11. April, fand im UGC Normandie in Paris eine Pressekonferenz statt, auf der die offizielle Auswahl für das Programm der bevorstehenden 77. Filmfestspiele von Cannes bekannt gegeben wurde. Präsidentin Iris Knobloch und Festivaldirektor Thierry Fremaux stellten eine Reihe von Titeln vor, auf die sich das Publikum der Filmfestspiele in Cannes in genau einem Monat freuen kann. Wie Sie vielleicht schon vor ein paar Tagen an dieser Stelle gelesen haben, werden George Miller mit Furiosa: A Mad Max  und Kevin Costner mit dem Zweiteiler Horizon: An American Saga in diesem Jahr an die Côte d'Azur kommen, aber beide werden außer Konkurrenz laufen. Welche Filme sind dagegen in diesem Jahr im Hauptwettbewerb zu sehen? 19 Werke wurden bereits bekannt gegeben, wobei Fremaux andeutet, dass in naher Zukunft noch einige weitere hinzukommen könnten, so dass die Gesamtzahl der ausgewählten Filme vielleicht bei 22 liegt.

So wird der hochgelobte Paolo Sorrentino (La Grande Bellezza - Die große Schönheit) mit seinem poetischen Film Parthenope um den Hauptpreis der diesjährigen Ausgabe ins Rennen gehen. Das Fantasy-Drama, das in Neapel und auf der Insel Capri gedreht wurde, zeigt den britischen Schauspieler Gary Oldman in der Hauptrolle. Die Filmografie des preisgekrönten amerikanischen Regisseurs und Drehbuchautors Paul Schrader (First Reformed) wird beim diesjährigen Festival durch den Streifen Oh, Canada vertreten sein, der die Geschichte eines von Zehntausenden von Amerikanern erzählt, die sich dem Militärdienst in Vietnam durch Flucht nach Kanada entzogen. In den Hauptrollen werden Richard Gere, Jacob Elordi und Uma Thurman zu sehen sein. Der brasilianische Filmemacher Karim Aïnouz (Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão) kommt mit seinem neuen Thriller Motel Destino nach Cannes, der eine unkonventionelle Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen erzählt, deren Leben von zwei unterschiedlichen Interessen bestimmt wird.

Der amerikanische Macher von Independent Sean Baker (The Florida Project) wird Anora vorstellen, ein komödiantisches Drama über die Abenteuer einer Prostituierten, das in New York City und Las Vegas gedreht wurde. In Jacques Audiards (Wo in Paris die Sonne aufgeht) Kriminalkomödie Emilia Perez spielt Zoe Saldana eine Anwältin, die von einem gefürchteten Kartellboss das unerwartete Angebot erhält, ihm mit ihren beruflichen Fähigkeiten zu einem friedlichen Ruhestand zu verhelfen. Der im Iran geborene Regisseur Ali Abbasi (Holy Spider) wird mit The Apprentice, in dem der Schauspieler Sebastian Stan den jungen Donald Trump porträtiert, der in den 1970er und 1980er Jahren beginnt, sein Immobilienimperium aufzubauen, ebenfalls viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zur Auswahl gehört auch das Zeitdrama in einer Mehrländer-Koproduktion namens Grand Tour. Darin erzählt der Portugiese Miguel Gomes die Geschichte zweier getrennter Verlobter in Rangun im Jahr 1917.

Der kanadische Kultregisseur David Cronenberg (Crimes of the Future) wird im Hauptwettbewerb mit seinem neuesten Horrorthriller The Shrouds, in dem Vincent Cassel als visionärer Geschäftsmann die Grenze zwischen Leben und Tod überschreitet, für große Genrevielfalt sorgen. Die französische Regisseurin Coralie Fargeat (Revenge) wird in Cannes ebenfalls ihren neuen Film vorstellen. Ihr mysteriöser Horrorfilm mit dem Titel The Substance wird mit Margaret Qualley, Dennis Quaid und Demi Moore besetzt sein. Pigen med nålen (The Girl with the Needle) des schwedischen Filmemachers Magnus von Horn (Sweat) wird als eine düstere Geschichte mit schrecklichen Wahrheiten beschrieben. Wie schon seit einiger Zeit spekuliert wurde und wie Thierry Fremaux selbst zuvor subtil angedeutet hatte, wird der legendäre Regisseur Francis Ford Coppola (Der Pate) tatsächlich im Hauptwettbewerb vertreten sein, und zwar mit seinem lang erwarteten spektakulären Science-Fiction-Streifen Megalopolis, in dem Adam Driver als Architekt Caesar nach einer verheerenden Katastrophe eine utopische Version von New York aufbaut.

Die britische Regisseurin Andrea Arnold (American Honey) stellt das unkonventionelle Familiendrama Bird vor, in dem Barry Keoghan und Franz Rogowski die Hauptrollen spielen. Das französische Kino ist im Hauptwettbewerb mit Diamant brut unter der Regie von Agathe Riedinger, Marcello mio von Christophe Honoré und L'Amour ouf von Gilles Lellouche vertreten. Der russische Regisseur Kirill Serebrennikow wird das Drama Limonov: The Ballad of Eddie, über die Lebensgeschichte des sowjetischen Schriftstellers und Dissidenten Eduard Limonow, gespielt von Ben Whishaw, vorstellen. Der indische Filmemacher Payal Kapadia wird mit dem Drama All We Imagine as Light und der chinesische Filmemacher Zhangke Jia mit einem Film mit dem internationalen Titel Caught by the Tides vertreten sein. Abgerundet wird die Auswahl des Hauptwettbewerbs vorerst durch das Aushängeschild der Filmpreise der letzten Jahre, den äußerst talentierten griechischen Regisseur Yorgos Lanthimos (Poor Things), der dem Festivalpublikum und der Jury dieses Mal die mit Stars besetzte Anthologie Kinds of Kindness präsentieren wird.

Wenn man sich das Filmangebot ansieht, besteht kein Zweifel daran, dass wir ein sehr starkes Jahr vor uns haben. Die Wettbewerbsjury unter der Leitung von Regisseurin Greta Gerwig (Barbie) wird es sich nicht leicht machen, einen einzigen Gewinner auszuwählen. Die vollständige Liste der Filme, die bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes im Wettbewerb laufen (einschließlich der Sektion Un Certain Regard), können Sie bereits in unserer Rubrik Auszeichnungen einsehen. Die mit Spannung erwarteten 77. Filmfestspiele von Cannes beginnen in einem Monat, am 14. Mai 2024, und dauern bis zum 25. Mai, wenn wir erfahren werden, welche Filmemacher die Goldene Palme für ihre neuesten Werke mit nach Hause nehmen werden. Im Moment wissen wir nur, dass der legendäre amerikanische Regisseur George Lucas die Ehrenpalme für sein Lebenswerk von der Abschlusszeremonie in Kalifornien mit nach Hause nehmen wird, wie wir hier vor ein paar Tagen geschrieben haben. Drücken wir also die Daumen, dass zumindest einige der diesjährigen Wettbewerbsfilme bald auch hierzulande auf Festivals und vielleicht auch in den Kinos zu sehen sein werden!