Meist gefolgt Genres / Typen / Herkünfte

  • Drama
  • Komödie
  • Action
  • Dokumentation
  • Krimi

Kritiken (1 980)

Plakat

Ano, trenére! (2015) (Sendung) 

Deutsch Die Idee war richtig – die Ergebnisse… waren nicht gut. Eine eifrige Kopie von Ano, šéfe!, und zwar in der Hinsicht, dass sich die Sendung um eine gewisse Soziologie des Fußballs bemüht. Im Unterschied zu dem kahlköpfigen Restaurant-Phantom ist der energische Franz kein schlagfertiger und guter Moderator. Die Sendung hat kein sinnvolles Konzept und sie steht und fällt mit den Leistungen der "Heimmannschaft". In der ersten Folge war sie tragisch, in der zweiten ging es einigermaßen. Ich mag Franz, er hatte immer eine Beziehung zum Theater. Seine Kräfte haben aber für die Sendung nicht gereicht. Besonders wegen des dünnen dramaturgischen Gulaschs. Ich werde mir wieder Okresní přebor anschauen. Und wenn es eine "Realityshow" sein soll, dann lieber Kdo neskáče, není Čech, die ein bisschen witziger ist.

Plakat

Macbeth (2015) 

Deutsch Justin Kurzel kann sich da selbst in Macbeth dem widmen, was ihn an Snowtown fasziniert hat - einem moralischen Vakuum, welches sich wegen extrem ambivalenter Charaktere ergibt, die von Gewalt und Manipulation geplagt werden. Selbstverständlich bedient man sich hier in Einklang mit Adam Arkapaw auf imposante Weise der rauen schottischen Landschaft als Spiegelbild des unwirtlichen Innenren der beiden Hauptdarsteller, die (überwiegend in unerbittlichen Details aufgenommen werden) das magnetisierende Zentrum der Adaption bilden. Das Ehepaar Macbeth sowie sein allmählicher Untergang im Wahnsinn beansprucht nahezu den gesamten Raum für sich, und sofern denn ein Schauspieler nicht über das Talent verfügt, auf kleinstem Raum mit einer faszinierenden Intensität wie Sean Harris zu spielen, hat er einfach Pech gehabt. Das ganze ist nicht kontraproduktiv, denn Fassbender und Cotillard spielen hier mit einer Intensität, welche der kompromisslosen Auswahl an Details sowie der Wiedergabetreue im Bezug zur Originalsprache mit Leichtigkeit standhält, obwohl der stärkste Moment darin besteht, als Macbeth mitten in einer wortlosen Szene eine "Träne des Wahnsinns" vergießt. Kurzel entscheidet sich hier für ein düsteres, sehr langsames Tempo, welches in der Mitte in Gefangenschaft stereotyper Arrangements an Monologen / Dialogen von Protagonisten gerät (offensichtlicher Drehbuchdefekt), jedoch die meiste Zeit entlang behält der Streifen dank der faszinierenden Zusammenarbeit zwischen Arkapaws Auge sowie den Ohren von Justins Bruder-Komponist Jed ein sehr hohes Level an Energiegelandenheit. Die Schlachtszenen stehen dann am Rande eines refnähnlichen Manierismus, passen jedoch in den Gesamtton des "naturalistischen Lyrismus“ hinein. Ja, Branaghs Blasiertheit kommt hier unter dem Diktat der Dunkelheit ins Schwanken und sogar der BBC-Zyklus The Hollow Crown wirkt im Vergleich zu Kurzels Adaptation luftig leicht. Dieser Macbeth hat gewissermaßen etwas mit der kontroversen, jedoch packenden Adaption von Andrea Arnolds Wuthering Heights - Emily Brontës Sturmhöhe gemeinsam. Er sucht in den Klassikern auch den vergessenen Geschmack von Blut, den Geruch von Schweiß sowie die Glätte des Schlamms. Und mich hat das Ganze überzeugt. [80%]

Plakat

Sicario (2015) 

Deutsch Villeneuves Top-Leistung. Ein brillant inszeniertes Thriller-Canapé, welches Ihnen mit einem brutal langsamen Tempo und dank Johann Jóhannssons postapokalyptischem Donnern den Dickdarm durchs Gehirn fegt. Ein rücksichtsloses Hämmern auf den Schädel, welches in Anbetracht der ultradüsteren Stimmung der Prosa von Cormac McCarthy ähnelt, jedoch ansonsten völlig ohne Ansprüche auf philosophische Weitgefasstheit daherkommt. Eine blutige Geschichte aus einem Grenzgebiet, die belegt, dass der einst surrealistische Art-Surrealist aus Quebec zu einem der besten Mainstream-Regisseure herangereift ist. Die Hauptrolle dieser rohen Angelegenheit einer Frau anzuvertrauen, stellt einen brillanten Schachzug dar, welcher das gesamte Meisterwerk vervollkommnet. Wenn ich die diesjährigen "Mainstream-Filme" verglich, würde Sicario den Hauptpreis in Sachen / Leistung / Erfahrung gewinnen. [90%]

Plakat

The Walk (2015) 

Deutsch Zemeckis übertreibt es paradoxerweise mit der Eleganz auf einem Seil. Er inszeniert Petits Kunsttück offen als Theater / Mythos - wobei die Persönlichkeit des Protagonisten das Sprungbrett zu einer exzentrischen Entdeckungsreise an einen Ort wird, an dem es keinen Tod gibt, lediglich "Wunderschönes" und alledem dominiert die Avantgarde-Pose des Künstlers als Akrobaten, d.h. ein Mann, welcher den Abgrund nicht fürchtet, denn der Tod besteht lediglich darin, diese Tiefe nicht zum Duell aufzufordern. Es ist schlicht und naiv, doch zur Verteidigung des Films sei gesagt, dass das ganze gar nicht einmal versucht, so auszusehen. Der Rückblick in Petits Kindheit wirkt nahezu in burtonanmutender Weises poetisch (und leider auch ziemlich überspannt), die Darbietung des großen "Coups" wird wiederum als lebhafter und aufregender Heist stilisiert. Abgesehen von Gravity sind die Momente auf dem Seil womöglich das Ausdrucksstärkste, was Sie je bei IMAX erlebt haben. Leider wirkt das ganze umher flach, sehr ausschweifend, jedoch emotional gesehen vollends lau. Die einzige Wahrnehmungsdimension, welche es in diesem Film tatsächlich gibt, ist die schwindelerregende Tiefe unter unseren Füßen. Alles andere stellt lediglich eine epische Flachheit dar, die Ströme leicht gesprochener Worte des exhibierenden Prinzipals (Robert und Joseph), ihr lustiger sowie lebhafter "Aksant", die allerdings dem Drama keinen allzu guten Dienst erweisen. ***1/2. P.S. Ich freue mich auf die Analysen des neoformalistischen Flügels, denn der Film bettelt regelrecht darum.

Plakat

Der Marsianer - Rettet Mark Watney (2015) 

Deutsch Der beste Ridley seit dem Jahre 1982. Der Meister hat endlich seine Meagaomanie und sein einzigartiges Gespür zum Überkombinieren von potenziell Beeindruckendem hinter der Tür gelassen und eine technisch brillante, gemäßigte und dennoch emotional anspruchsvolle Lobpreisung der Menschheit als hartnäckiger Gemeinschaft gedreht, die sämtliche Probleme mit zynischem Humor sowie Kartoffelanbau überwindet. Damon ist Herz und die Seele des Films, welcher in seiner irdischen Perspektive zu modellhaftem Sentiment verfällt, jedoch dank des unendlichen Bestands an Optimismus sowie Marsbotschaften hält er den Zuschauer in einem kompromisslosen Schwitzkasten, welcher im letzten Viertel des schwerelosen Finales so richtig an Kraft gewinnt. Ridley Scott zitiert hier sich selbst mit Nonchalance, als er zu Beginn die eiskalten Echos des Aliens anklingen lässt und dann den Kampf zwischen Menschheit sowie dem unwirtlicherm Kosmos zu etwas anderem avancieren lässt - einem Feel-Good-Movie, der mitsamt all seiner Fehler und Konzentrationsverluste mit einer unermesslichen Begeisterung und Intelligenz triumphiert, die im Zusammenhang mit reiner "Unterhaltung“ immer noch recht selten ist. Die Menschheit wird aus Exkrementen auferstehen. Je suis Martian. P.S. Ich schlage vor, abzustimmen, dass der Meister das Paradise Lost bereits gefunden hat und sich zurückziehen kann.

Plakat

Marvel's Daredevil (2015) (Serie) 

Deutsch Alles, was Marvelfilmen auf der großen Leinwand fehlt, hat Daredevil in dreizehn gut aufgebaute Episoden gepackt, die weder dazu abrutschen, zu langweilen oder Zeit zu schinden, denn sowohl eine regelrechte Welle an hervorragend besetzten Nebenfiguren, als auch der großartige Konflikt zwischen Gut und Böse treiben das Ganze an ... aber die Frage lautet doch eigentlich ... können wir in Hell's Kitchen über etwas Ähnliches denn überhaupt sprechen? Der Bösewicht Fisk ist völlig im Gegensatz zu Marvel-Filmkanon mit einer nahezu biblischen Ambivalenz zwischen Liebe und Hass, Zärtlichkeit und Grausamkeit aufgebaut, und Matt zweifelt von Anfang an, wie das Gute denn eigentlich Oberhand gewinnen soll. Somit bietet die Serie den Zuschauern zwei Antworten auf die Frage nach dem Gut und Böse - eine kurze und eine sehr lange. Doch zu allen (begründeten) Comic-Klischees führt eine sehr anspruchsvolle und unvorhersehbare Reise, die von großartiger Regie sowie einer ungewöhnlich spektakulären Auffassung von Kämpfen von Mann gegen Mann im Fernsehen geprägt sind. Manchmal ist man da geneigt zu hinterfragen, wie denn die Menschen in The Avengers-Welt solch erdbehaftete und reale Probleme haben können. Daredevil wiegt sein soziales Niveau mit ikonischem Licht aus, aber dennoch überwiegt stets der Eindruck, dass es sich um einen "Rea Deal" und nicht um einen Eskapismus handelt. Umso berauschender wirken da die Momente, in welchen die Symbolik im Vergleich zu übermäßig komplexen Tatsachen triumphiert, wo keine Sterilität oder Zweidimensionalität des Iron Man, Capa oder anderen vorherrscht. Für mich dies der beste comicbasierte Film seit den Zeiten des Dark Knights. Ganz zweifelsohne. Drew Goddard ist ein Meister seines Fachs.

Plakat

The Transporter Refueled (2015) 

Deutsch Es handelt sich um eine unglaubliche Mischung an Routine sowie zum Gähnen zwingender Tätigkeiten und einem retardiert wirkendem Halb-Chick-Flick, d.h. ein Streifen, in welchem die Hauptrolle anstelle des scheuen Juniors sein Machopapi Ray Stevenson spielt und zugleich die einzige Figur ist, die hier zumindest ein bisschen Mumm hat. Als wäre dies ein Neustart des Hitman, es wirkt unglaublich schwerfällig. Delamarre dreht hier einen miesen Audi-Werbespot. Denn selbst kommen die wie langweilige Posh-Autos rüber.

Plakat

Labyrint (2015) (Serie) 

Deutsch Nach der Pilotfolge kommt die klassische Verzweiflung: Während der sich wiederholenden Zusammenfassungen der Ermittlungen habe ich mir sehnlichst gewünscht, dass die Figuren lieber etwas von ihrem Privatleben preisgeben. Und als sie das gemacht haben, habe ich mir gewünscht, dass sie lieber die Klappe halten. Die Inspiration durch den skandinavischen Film noir sehe ich bisher nur in der leichten Andeutung einer politischen Ebene. Ansonsten handelt es sich um einen wässrigen und psychologisch völlig hohlen Krimi, dessen visuelle Seite fürchterlich TV-mäßig ist (einschließlich des Frontalbeschusses durch die nervige Musik). Falls sich die besten skandinavischen Krimis dadurch präsentieren, dass sie das Publikum – trotz einer anfänglichen Ungleichartigkeit von verschiedenen Linien – gleich in eine sehr lebendige Welt hineinziehen, sieht diese Serie eher wie ein schlampig gemachtes Labyrinth in einem Schlosspark aus, wo einem völlig egal ist, wo man sich gerade befindet. Man freut sich nur darauf, dass man sich draußen ein Bier und Würstchen kauft.

Plakat

Hitman: Agent 47 (2015) 

Deutsch Eine Serie von miserablen Entscheidungen, die dadurch ausgelöst wurde, dass sich wieder jemand mit Hitman befassen wollte. "Why would anyone want more of you?" Wenigstens stellt er die richtigen Fragen. Es kommt aber keine Antwort.

Plakat

Nenasytná Tiffany (2015) 

Deutsch Schauspielerisch ist dies womöglich der ausgewogenste tschechische Film der letzten Jahre (vielleicht wirkt lediglich die Homevideo-Etüde bei all dem Hin-und-Hergeschreie recht amateurhaft), zeitgleich handelt es sich nach langer Zeit um einen tschechischen Film, welcher den Mut aufweist, sich in die untersten Schichten zu begeben, und Schauspieler mit Nichtschauspielern in einem Verhältnis zu mischen, das schlichtweg gut passt. Der Tschechische Schauspieler Leoš Noha hat zweifellos eine natürliche Begabung, den Dämon mit schmutzigen Händen in Non-Stop-Bars darzubieten. Es ist schön zu sehen, wie der tschechisch Schauspieler Petr Čtvrtníček abermals mit solch klarer Leichtigkeit und Natürlichkeit spielt und es erfreut einen sich einen Film anzusehen, der es nicht scheut, sich in die untersten Schichten zu begeben, ohne unnötig stark Exploatationserscheinungen oder Lächerliches aufzuweisen. Mit etwas Überspitztheit formuliert können wir dies als die tschechische Version von Porumboius Film Der Schatz erachten, die paradoxerweise lediglich in folge der etwas ungeschickten Arbeit mit Genre-Requisiten an Wert verliert. Denn als Einblick in das Leben eines Tölpels, der vergeblich versucht, der eigenen Beschränktheit zu entweichen, ist das Ganze einfach gut und macht Spaß. Vier Sterne, eher aus Sympathie.