POMO

Eine ziemlich unterhaltsame schwedische Komödie mit nicht besonders sympathischen, aber in der Handlung ausreichend funktionierenden Figuren. Und mit Morden, die – trotz des Fehlens einer Horrorsatmosphäre im Film – mit unverhältnismäßiger Brutalität überraschen. Ich lobe den Ansatz, dass der Film die ersten Massaker der Nebenfiguren nicht zeigt und sie dynamisch in fröhliche Momente der Hauptfiguren schneidet. Ihre Beseitigung wird dann detaillierter gezeigt, was zumindest ein Konzept einer „Slasher-Steigerung“ bildet. Und der allerletzte Mord ist regelrecht ein Genuss. Für ihn gibt es solide drei Sterne.

Der erste Abschnitt in der Wohnung / auf der Straße / im Laden ist eine genial gefilmte Paranoia. Mit Gänsehaut und offenem Mund war ich Zeuge des Anfangs des klaren Films des Jahres, eines Films, auf den ich ein ganzes Jahrzehnt gewartet hatte, der mich mit jeder Aufnahme, jedem Schnitt, Ausdruck oder jeder Bewegung von Joaquin Phoenix in eine cineastische Trance versetzte. Der zweite, leichtere und komischere Abschnitt hielt immer noch die Latte hoch und erweckte Neugierde, was als nächstes kommen wird. Aber ab dem Abschnitt im Wald verlor der Film inhaltlich alles, was mir gefallen hat. Es ist ein unzusammenhängender Mischmasch von Motiven und Metaphern entstanden, die in der psychologischen Studie der Hauptfigur keinen Sinn ergeben. Und wenn sie Sinn ergeben sollen, hat der Zuschauer längst das Interesse daran verloren, sie zu entschlüsseln.

…und Edward mit den Scherenhänden fand in Belle die Liebe seines Lebens… Der Intellektuelle Yorgos Lanthimos in der fantastischen Welt von Tim Burton mit einer ordentlichen Portion Sex, einem gesellschaftlich brisanten Thema der Emanzipation und einer Rahmung in künstlerischer Form für die höchsten Filmauszeichnungen. Ein groteskes Gleichnis mit einem einzigartigen Humor über das Erwachsenwerden und das Bewusstwerden des weiblichen Ichs. Eine großartige Schwarzweiß-Parodie von Frankenstein mit einer genialen Darstellung des instinktiven Verhaltens eines neugierigen kindlichen Geistes in einem erwachsenen Körper mit seinen körperlichen Bedürfnissen. Ein treffender Prozess des Sturzes der männlichen Ratio und des Egos nach der Verliebtheit in eine sexuell animalische und geistig zerrissene Weiblichkeit. Ein europäischer Arthouse-Leckerbissen, den sich alle Hollywood-Schauspieler*innen wünschen. Vielleicht gebe ich ihm irgendwann fünf Sterne, vielleicht auch nicht. Viele Szenen erschienen mir übertrieben inszeniert und nicht so witzig. Die meisten Zuschauer*innen haben aber laut gelacht. [Sitges FF]

Ein interessantes Thema mit einer unkonventionellen Charakterisierung der Figuren, insbesondere des mehrdeutigen Hauptprotagonisten Akira, und unerwarteten Zusammenhängen mit ihrer Vergangenheit. Ein Detektivkrimi mit einem kalten, aber charmant unterhaltsamen Stil von Miike, der ständig neue Fakten enthüllt, die den vorherigen seltsamen Ereignissen Sinn verleihen. Leider jedoch ohne ein ausreichendes emotionales Engagement, das den Film zu einem stärkeren Erlebnis machen würde. [Sitges FF]

Eine ausgezeichnete Metapher für einen erfolgreichen Neustart einer sterbenden Beziehung! Etwas in uns müssen wir einfach töten und dann mit einem neuen „Wir“ weitermachen. Aus der technischen Lösung, die hier Karoline Lyngbye präsentiert, könnte man eine phänomenale Erfindung machen. Als die Regisseurin vor der Vorführung ihre Bewunderung für Filme von David Lynch oder Villeneuves Enemy (für mich sein bestes Werk), die sich mit der gespaltenen Persönlichkeit beschäftigen, zugab, wusste niemand im Saal, wie nah sie uns bringen würde. Dieser Film ist ein psychologisch raffiniertes Schizo-Spiel, in dem sich jeder wiederfindet, der das Ende einer Partnerbeziehung erlebt hat. [Sitges FF]

Eine Vampir-Addams-Family? Eine nette Komödie über eine junge gute Vampirin, die nicht töten will, und einen Emo-Jungen, der nicht leben will. Und sie verlieben sich ineinander. Ein langsamer Film mit dunklen nächtlichen Farben, aber mit einer feinen Wahrnehmung der Gefühle der Hauptfiguren und erfrischenden humoristischen Einlagen. Nicht revolutionär, aber angenehm und sicherlich sinnvoller als der pseudo-künstlerische Arthouse-Film über eine ähnliche junge Vampirin A Girl Walks Home Alone At Night [Sitges FF]

Der Film zieht das Publikum in die Thematik der düsteren Welt der Verbreitung von Snuff-Videos im Dark Web rein und in den Gerichtsprozess mit dem Mörder von drei Mädchen, der sein makaberes „Werk“ mit der Kamera festhielt. Aber nichts davon wird wirklich entwickelt. Die meiste Zeit widmet sich der Film der kurzzeitigen Freundschaft zwischen zwei seltsamen Mädchen, die aufgrund ihrer Faszination für den Mörder als Zuschauerinnen am Prozess teilnehmen. Die begeisterten Reaktionen kann ich nicht nachvollziehen. Der Film ist zwar präzise gedreht und gut gespielt, inhaltlich verfehlt er aber das gesamte Potenzial eines starken Themas. [Sitges FF]

Ein nettes Kinderabenteuer im Stil der 80er Jahre, mit einer märchenhaften Musik und einem bezaubernden 16mm-Film gedreht. Die Eiersuche für den Kuchen der Mutter, die Paintball-Ausrüstung, der Konflikt mit einer gesuchten Gang, geführt von einer bösen Sektenführerin, eine schöne Berglandschaft im Westen der USA. Die Schauspielleistungen sind ein wenig steif (besonders der Cowboy aus der Gang). Es wirkt so, als ob sie ein Teil des Spiels des Regisseurs mit der kindlichen, naiven Wahrnehmung der Realität wären. Weston Razooli liebt Filme, versteht Kinder und erinnert sich gerne an seine Kindheit. Sein Liebesbrief an all das, mit einer HERRLICHEN Verwendung der jungfräulichen Musik aus Nackt und zerfleischt im Epilog, der mich dank ihr zu Tränen gerührt hat. [Sitges FF]

Der Film ist ein trauriges Drama und gibt vor, von einem echten Ereignis inspiriert zu sein. Das Objekt des Exorzismus – ein zerbrechliches Mädchen mit einem Trauma nach einer schweren Lebenstragödie – ist für sein Umfeld ein harmloses leidendes Opfer des Schicksals. Der Exorzist ist ein fanatischer Verrückter und ein gewalttätiges Biest. Kurze und laute Horroreinlagen in Form von dämonischen Erscheinungen möchten das Publikum erschrecken, sie funktionieren jedoch überhaupt nicht. Die Filmemacher wollen den Film als Horrorfilm verkaufen, was ein Betrug ist. Und sie sind nicht in der Lage, ein funktionierendes Drama auf den Figuren aufzubauen. [Sitges FF]

Ein Thriller über eine Familientragödie und Rache, in dem die Emotionen nicht funktionieren und der sich durch die Enthüllung unerwarteter Tatsachen als eine religiöse Predigt über schlechte Entscheidungen entpuppt: Gegen das Gewissen zu handeln ist eine größere Sünde, als keines zu haben. Der Film ist eine Kombination aus Handlungsort, Thema und religiöser Dimension, die stark mit der spanischen Kultur verbunden ist. Das kann auch der Grund sein, warum er mich als nordeuropäischen Atheisten kaltgelassen hat. Auf der anderen Seite kann ich mir diesen Film in den Händen von anderen Autoren mit all seinen Handlungsaspekten als kulturell universelles und beeindruckendes Drama mit einem interessanten Gedanken vorstellen. Es geht nur um den Ansatz des Autors und die Fähigkeit, für alle zu erzählen (die US-amerikanische Kinematografie). **1/2 [Sitges FF]