POMO

Saw X versucht, in einer zweistündigen Laufzeit zunächst ein Drama über einen sterbenden Krebspatienten zu sein und später das Publikum mit ausgefallenen Wendungen zu überraschen. Im Hinblick auf die allgegenwärtige Dummheit des Drehbuchs und der Regie ist es aber absolut nutzlos. Mit Dummheit meine ich die Stilisierung des sadistischen Massenmörders als Märtyrer und Richter, den wir bemitleiden sollen, wenn er nach einer Rettungsbehandlung sucht; und dem wir anschließend die Daumen drücken sollen, wenn er diejenigen abschlachtet, die ihn betrogen haben. Die Bestrafung der negativen Hauptfigur, auf die wir den ganzen Film über warten, ist am wenigsten „befriedigend“. Mit Dummheit meine ich auch die komisch übertriebene Szene mit den Gedärmen oder die Tatsache, dass die Figuren beim Blut-Waterboarding nicht den Kopf zur Seite drehen, damit ihnen das Blut nicht ins Gesicht fließt. Ganz zu schweigen von den Fähigkeiten eines der Opfer während der chirurgischen Operation, die diese Person an sich selbst durchführt. Als jemand, der HORRORFILME mehr als die meisten Zuschauer*innen mag, stört es mich umso mehr, wenn damit wie mit einem Genre für Idioten umgegangen wird.

Der Film ist für die Protagonistin echt hart. In gewisser Hinsicht übertreibt er es (die Geburt), aber ansonsten bewegt er sich innerhalb der Grenzen der Glaubwürdigkeit. Der Teil im Container hätte nur ein wenig kürzer sein können. Ansonsten ist es ein handwerklich gut umgesetzter Survival-Film auf dem Wasser, nicht so würdevoll wie All Is Lost, aber ausreichend unterhaltsam. Der Film nutzt gut den kleinen Schauplatz mit seinen Möglichkeiten und Requisiten, die die Hauptfigur zur Verfügung hat. Die kaltblütige Brutalität am Anfang des Films ist überraschend, sie wird aber durch den B-Movie-Charakter der dargestellten totalitären Welt entspannt.

Ein stimmungsvoller, schleichender Krimi-Thriller mit der richtigen düsteren und originellen Musik, interessanten Schnittspielchen und einer perfekten Besetzung, einschließlich aller Nebenfiguren. Eine königliche Schauspielleistung von Benicio Del Toro. Wahrscheinlich der beste amerikanische Genre-Beitrag des Jahres, mit einer großartigen Balance zwischen dem Aufdecken von verdächtigen Figuren und einer permanenten Unsicherheit, dass alles anders sein wird. Als Spielfilmdebüt eines Regisseurs von Videoclips ist es ein bemerkenswertes Werk, Grant Singer wird vielleicht ein Mitglied des Eliteclubs werden (Villeneuve, Fincher). ****1/2

Diesen Film habe ich mir nur wegen Island angeschaut. Die metaphorische Darstellung der Angst, dass man einen geliebten Menschen während einer Herzoperation verliert, und die Dialoge zwischen Tochter und Vater an einem stimmungsvollen überirdischen Ort in der Natur funktionieren als Drama überhaupt nicht. In keiner Hinsicht. Umso enttäuschender ist es, dass der Film nach einigen schönen Drohnenaufnahmen in der ersten Hälfte im Rest der Laufzeit monoton an derselben isländischen Location bleibt und nicht von ihrem Potenzial profitiert. Dabei hätten richtig gewählte, visuell dramatische Orte den kleinen Rahmen des Films besser unterstreichen können.

Ein dummer B-Movie-Klon von Krieg der Welten und Matrix mit einem soliden Budget. Die ersten Kontakte mit dem Außerirdischen sind okay, aber allmählich häufen sich unangemessenen Ausdrucksreaktionen der Protagonistin und unsinnige Dinge. Am Ende hat das Drehbuch keine Idee eingegliedert, die den durchschnittlichen Film retten könnte. Es macht den Film mit einer lächerlichen Pointe kaputt. Es wirkt so, als ob ihr Autor im Leben nur zwei Filme gesehen hätte (die oben genannten). Sogar die Außerirdischen sind hier nicht besonders originell.

Ein überraschend durchschnittlicher Science-Fiction-Film, der weder fesselnd noch überraschend ist. Seine Ausstattung hat mich auch nicht besonders begeistert. Seine Handlung spielt sich nämlich überwiegend in Hütten auf asiatischen Feldern und im Dunkeln ab. Und wenn es um die futuristische Stadt geht, sieht sie genau wie in Blade Runner aus. Und die schweren Maschinen, die sich durch den Dschungel kämpfen, sind genau wie von Cameron. Das Problem ist jedoch auch John David Washington mit seinen begrenzten Schauspielfähigkeiten – als Flüchtling auf der Seite der Rebellen sowie ein Beschützer der kindlichen Unschuld wirkt er unglaubwürdig. Seine repetitive Trauer um die Ex-Freundin, die zudem keine Emotionen auslösen kann, wird mit der Zeit nervig. Der einzige Schauspielaspekt, der dem Film Leben einhaucht, ist die kleine Madeleine Yuna Voyles. **1/2

Sich im eigenen Herzen auszukennen, das ist manchmal schwierig. Und in diesem Film tut es besonders weh :-) Eine weitere nette und originelle Romanze – das betrifft nicht nur die Idee mit dem Messen der Intensität der Liebe zwischen den Menschen (damit man weiß, was Sache ist), sondern auch den Ausgang der Handlung, der das angebotene einfache Klischee meidet. Dieser Film ist nicht so abstrakt und künstlerisch wie Vergiss mein nicht! und nicht so harmonisch und poetisch wie Lost in Translation - Zwischen den Welten. Manchmal ist er etwas langwierig (es wäre gut, ihn um 10 Minuten zu kürzen), aber letztendlich genauso reif und schlau. Und sein Herz ist genauso groß. Jessie Buckley ist wieder fantastisch, ihretwegen habe ich dem Film den vierten Stern gegeben. PS: Beim Nägelreißen werden viele Zuschauer*innen leiden, einige (wie ich) werden sich aber gut amüsieren. [San Sebastian IFF]

Ein kleines, intimes, gefühlvolles Drama über zwei gebrochene Seelen, die Liebe in sich finden. Die Charakterstudie der phänomenalen Jessica Chastain macht immer Spaß, aber hier doppelt. Eine Schauspielleistung, die bei mir für Gänsehaut gesorgt hat. Peter Sarsgaard ist auch hervorragend, man spürt die Chemie zwischen ihnen in jeder ihrer Berührungen. Der Film hätte jedoch nicht so schnell enden müssen, er hätte die Elternfiguren und die Parallele zur Kindheit weiterentwickeln und in ein noch intensiveres und komplexeres Psycho-Drama steigern können. [San Sebastian IFF]

Die ganze Zeit geht der Film in die Richtung einer unangenehmen Gewalt und eines Thriller-Survivals oder eines Horrorfilms mit einer Kastrationsrache. Am Ende bleibt er aber bodenständig und meidet diese Genres. Dabei handelt es sich auch nicht um ein besonders anspruchsvolles psychologisches Spiel, das man als Anti-Mainstream-Kunstwerk bezeichnen könnte, das schlau mit den Erwartungen des Publikums spielt. [San Sebastian IFF]

Die Hauptfigur des Films ahnt nicht, was sie erben wird. Und Sie werden es umso mehr „genießen“, wenn Sie es auch nicht wissen. Die Kamera verfolgt ihn praktisch ununterbrochen, sie beobachtet ihn prozedural in mehreren Tagen, in denen er das Vermögen des verstorbenen Vaters klärt und die sein Leben verändern. Eine treffende Kollision zwischen einer erfolgreichen Karriere in der Modebranche und unerwarteten negativen Ereignissen, die jedem von uns passieren könnten, wenn auch mit einer mikroskopischen Wahrscheinlichkeit. Der Film wäre z. B. in der formalen Ausführung von Michael Haneke interessanter, aber auch in dieser konventionellen Genreform ist es dank einer großartigen Geschichte mit überraschenden Wendungen ein zuverlässiger Knock-out. Ein sehr wahrscheinlicher Kandidat für ein Hollywood-Remake. [San Sebastian IFF]