POMO

Der erste Hollywood mit einer Starbesetzung nach dem Lockdown und gleich einer, der als Vorbild dafür dient, wie es nicht aussehen sollte. In die Kinos kommen nur wenige Filme dieser Art und bis zum Ende des Jahres wird auf sie als auf den größten Durchfall mit dem Finger gezeigt. Haben das die Schauspieler*innen überhaupt gelesen, bevor sie ja gesagt haben? Malkovich bewahrt hier als einziger seine Würde, nur seine Figur ergibt Sinn. Die Rolle für Common ist ein böser Witz (wenn wir uns daran erinnern, wie er in John Wick: Kapitel 2 glänzte). Zu Farrell passt die Rolle vom Hauptschuft – einem rücksichtslosen Killer ohne Charakterisierung – überhaupt nicht. Die Mama mit zu viel Botox Geena Davis könnte vielleicht sympathisch sein, wenn es ihr das Drehbuch ermöglichen würde. Die ganze traurige Familiengeschichte mit der problematischen Tochter Jessica Chastain funktioniert aber überhaupt nicht und hält nur die Agenten-Prügeleien und -Schießereien auf. Diese sind jedoch auch nichts Besonderes – sie ergänzen nur den abgedroschensten Agenten-Stoff, und zwar die Beseitigung eines Mitglieds vom Team der Auftragsmörder. Den größten Knockout gibt dem Film aber die Figur von Jessica. Sie ist weder sympathisch, noch bemitleidenswert. Ihre Motivation für ihre Entscheidungen in der Vergangenheit ergibt keinen Sinn. Jetzt bereut sie diese und versucht, einen Weg zurück zu der Familie zu finden. Als ob sie irgendeine Popkultur-Antiheldin sein sollte, die wir deshalb mögen sollen, weil sie alles, was sie macht und auch nicht macht, versaut. Hier lief alles schief.

Einen Moment bitte, das hat etwas an sich. Es ist langsam und die Schauspieler*innen ein wenig theatralisch. Man könnte dem Film Naivität vorwerfen. Es handelt sich aber um eine niedliche Naivität, die aus diesen Filmarten ein angenehmes guilty pleasure macht. Hauptsächlich der Stoff selbst nimmt Sie gefangen (falls in Ihnen ein kleiner neugieriger Wüstling schlummert) und die Figuren sind unterschiedlich genug, um mit ihnen ein befriedigendes Techtelmechtel zu starten. Der Film hat alles – einen bewussten liberalen Lesbianismus, einen charmanten Grafen, der ehrlich liebt und seinen Schatz wie in der goldenen Hollywood-Ära umwirbt, eine geile MILF (an ihrem Vergnügen mit dem unbekannter Fischer kann man sich erfreuen), eine geheimnisvolle Dienerschaft vom Schloss auf einer Insel, wo auf alle individuelle Erlebnisse warten – romantischer, sexueller und auch tödlicher Art. Die Begierde und das Vergnügen müssen doch bestraft werden! Es ist nicht blutig, nicht zu erotisch und eigentlich auch nicht spannend. Trotzdem ist es ein schöner Anblick. Rizzo erzählt nämlich die Geschichte auf eine dezente, sogar vornehme Weise und mag sie genauso wie seine Figuren. Schon in der Anfangsszene beim Bekanntmachen im Theater spürt man bei der Kamera und beim Schnitt seine schöpferische Qualitäten der traditionellen "klassizistischen“ Filmparameter. Jemand, der auf den Film zufällig stößt, wird ihn vielleicht gar nicht bis zum Ende sehen. Für mich handelt es sich jedoch um ein interessantes Material zum Studium von eigenartigen Schundfilmen.

Die beste europäische Spionage-Mainstream-Sache seit James Bond 007 – Skyfall. Mit Stil gefilmt, das Drehbuch überrascht die ganze Zeit, man widmet sich nicht nur der Action, sondern auch den Charakteren der Figuren. Gut besetzt, politisch märchenhaft ausgewogen (CIA versus KGB). Die Choreografie von Schlägereien, Verfolgungen und Schießereien ist präzise. Sexuell leidenschaftlich (Anna mit Männern), emotional zart (Anna mit der lesbischen Freundin). Durch und durch verführerisch promiskuitiv und bei den Beziehungen tückisch wie die ganze düstere Welt der Agenten. An diesem Film konnte mir nichts besser gefallen. Außerdem wurde ich von einem schlauen Abstand und einer neuen Auffassung von traditionellen Genre-Motiven überrascht. Besson hat ein friedensschaffendes europäisches Herz und ist immer noch ein ausgezeichneter Filmemacher!

Ein solider Adrenalin-Film mir einem robusten Ton von rasenden BMWs und Porsches, gefährlichen Schießereien und einer Gaunerbande, die nicht allzu sehr zu sehen ist, aber dem (guten) Hauptschuft bei einer Nachtfahrt genug Probleme macht. Einfacher und direkter als der psychologische Film No Turning Back oder der Artfilm Drive. Für einen Actionfilm, der sich fast ausschließlich im Auto abspielt, ist es aber immer noch fetzig. Die visuelle Originalität und eine ausführlichere Darstellung der Situation vom Haupthelden wird von den Kameraaufnahmen unterstützt. Diese befinden sich im Auto oder während der Fahrt auf der Haube.

Das Ende von Stürmische Liebe - Swept Away wäre stark, wenn alles davor wenigstens standardmäßig als romantischer Beziehungsfilm funktionieren würde. Die verrückte griechisch-italienische Komödienart ist erfrischend, aber die Figuren und ihr Verhalten… und ihre Darstellung von Schauspielern (und einer Nicht-Schauspielerin) ist für die Zuschauer*innen eine Strafe. Ritchie führ die Regie so gelassen und schlampig oder unfähig (Sie können sich aussuchen, die Wahrheit würde man dann erfahren, wenn er einen weiteren romantischen Film machen würde, was hoffentlich nicht passiert), dass es nicht möglich ist, zu den Figuren ein Verhältnis aufzubauen, ihnen etwas zu glauben, etwas mit ihnen zu fühlen oder sie wenigstens nicht für unerträgliche Narren zu halten. Die Eingliederung der schönen Orchesterkomposition "Spiegel am Spiegel" ist hauptsächlich am erwähnten Ende ein vergeblicher Versuch, dem Film eine romantische Seele zu geben.

Wenn sich Charlize mit der Apothekerin küssen würde, die ihr die Schulter behandelt, würde sich der bizarre Kreis des Films schließen. Eine seltsame Mischung von existenziellen Bram-Stoker-Motiven, eine beinahe parodistische Rassen-, Gender- und LGBT-Korrektheit, alle möglichen Klischees aus dem Action- und Science-Fiction-Genre und das alles mit einer zu großen Betonung der Emotionen und Beweggründe der Figuren, was manchmal wirkungsvoll und manchmal dumm ist. Das Ergebnis ist aber immer noch besser und die Handlung hält mehr zusammen als bei dem Netflix-Team-Film von Bay, der vor Kurzem erschien.

Ein schneller Kriegsfilm von einem Schiff im Atlantik. Der Plot würde für eine mittellange Erzählung reichen. Das Werk wird von Hanks’ Persönlichkeit gerettet. Die Figuren werden praktisch überhaupt nicht näher beschrieben, der Krieg und die Kriegsmanöver sind ziemlich unübersichtlich. Trotzdem ist der Film spannend und die Zuschauer*innen bekommen eine Vorstellung davon, wie es war, in dieser Hölle zu landen – ohne Schlaf, ohne Nahrung und mit der Notwendigkeit von schnellen, intuitiven Entscheidungen. Nur darüber handelt Greyhound – Schlacht im Atlantik. Pathos ist da, aber nur dezent. Fürs Kino wären die Länge und der Inhalt unzureichend, als VoD ist es aber ideal.

Ein mit Liebe gemachtes Werk, welches mit sich bewegenden gemalten Bildern, sorgfältig geleiteten Stimmen der Schauspielerinnen und Schauspieler und der traditionell tiefen, schicksalhaften Musik von Mansell arbeitet. Der Rahmen von einem Krimi, ein Geheimnis, irreführende Fragen, vielfältige Figuren, welche der Hauptheld trifft, schöne poetische Gedanken von van Goghs Briefen, die er vor seinem Tod geschrieben hat. Das Herz des Films ist van Goghs Leben, sein Outsider-Dasein, in dem er an sich selbst zweifelte und sich deswegen quälte. Eine Existenz mit einer außergewöhnlichen Wahrnehmung des Lebens und der Fähigkeit, das positive Gesicht der Seele in ein Kunstwerk zu übertragen. Die dramatische Geschichte, die von dem heute gefeierten Künstler handelt, ist für die Zuschauer*innen besonders attraktiv. Und nicht nur für diejenigen, die sich unverstanden fühlen und sich nach Anerkennung und Akzeptanz sehnen. Der Song "Starry Starry Night" von der Sängerin Lianne La Havas schließt das Ganze wunderschön ab.

Ein Cross-Genre-Unsinn, der damit Freude machen will, dass er gegen den Strom schwimmt. Zum Schluss wird daraus sowieso nur ein Action-Revenge-Film zweiter Klasse mit brutalen Szenen, die ein wenig komisch wirken. Die Schauspielerin in der Hauptrolle ist aber atypisch. Die typischsten Genre-Figuren sterben absichtlich gleich in den ersten Minuten, damit der Film gleich überraschend wirkt und dass man sich auf eine originelles Erlebnis vorbereitet. Das kann Ihnen gefallen, muss es aber nicht.

Ein zu langer Adrenalin-Dokumentarfilm, der ohne Konzept einzelne Sportarten und Orte zeigt. Vom Badeanzug und großen Wellen in die Alpen auf die Pisten und wieder zurück in die Wellen und dann gleich in die Berge, auf Räder oder zum Gleitschirmfliegen. Und wieder in die Wellen, jetzt kommt das Kitesurfen an die Reihe. Im Film gibt es schöne Aufnahmen, die haben wir aber schon in kohäsiven und thematisch abgerundeteren Werken gesehen. Auch die Aussagen von den Typen enthalten keine Gedanken, die zu irgendeinem sinnvollen Resümee beitragen würden.