Trigun Stampede

Trigun Stampede ist eine originelle Adaption, die zu allem eine besondere Einstellung hat. Die Serie macht sich keine Mühe mit einer Einführung, sie stellt vor den Zuschauer keine Geheimnisse, als ob die Autoren davon ausgingen, dass man entweder die Originaladaptation von 1998 gesehen hat oder noch besser, den Manga kennt. Einerseits ist es schade, denn all die Geheimnisse um Vash, Wolfwood und die gesamte Welt haben mir in der Originalserie am meisten gefallen, und hier habe ich anfangs einfach wegen dieser Atmosphäre gelitten. Zudem war es am Anfang ziemlich hastig, einer der bekannten Charaktere wurde komplett ersetzt, Meryl hat einen anderen Beruf bekommen, es gab also mehrere Dinge, durch die ich Trigun einfach nicht mehr erkannt habe. Andererseits war Vash immer noch Vash, der sowohl die Spinne als auch die Fliege beschützt und dessen Bemühungen zwar liebenswert sind, aber selten so funktionieren, wie er es sich wünscht. Es begann sich jedoch bemerkbar zu machen, dass diese Entscheidung - am Anfang Vollgas zu geben, sich nicht so sehr mit all den Gung-Ho-Guns zu befassen, die bereits genug Platz in der Vergangenheit hatten, das zu verstecken, was die meisten Zuschauer sowieso schon wissen - wirklich Absicht war. Trigun Stampede konzentrierte sich auf das, was die Originaladaption einfach ausgelassen hat, nämlich die ganze Handlung rund um die "Plants", die wahre Motivation von Million Knivese und die große Kluft zwischen den beiden Brüdern. Den Manga habe ich einmal gelesen, und ich weiß, dass genau dieser Handlungsstrang praktisch der Hauptteil ist und dessen abkürzen in der Originaladaption hat mich doch ziemlich verärgert. Jedenfalls tut die Serie ab der zweiten Hälfte genau wissen, was sie dem Zuschauer erzählen will, und basierend auf dem, woran ich mich aus dem Manga erinnere, gelingt es den Autoren auch ziemlich gut, insbesondere das Finale ist in dieser Konfrontation der Blicke beider Brüder (beide sehr verständlich) großartig inszeniert. Abschließend noch eine Bemerkung zur Animation - wenn jemand behauptet, dass die 3DCG-Animation hier schrecklich ist, dann weiß er nichts über 3DCG-Animation, und wenn er die rein japanische Animation beurteilen möchte, dann sollte er sich sofort mindestens eine Folge von Ex-Arm reinziehen, um zu sehen, womit man das auch noch vergleichen kann. Klar, die Japaner sind nicht Spitzenreiter in 3DCG-Animation, wenn man sie neben der amerikanischen Animation, zum Beispiel von Pixar betrachtet, merkt man vor allem bei der Bewegung der Charaktere, dass hier noch viel Raum für Verbesserungen ist, aber das Orange  Animationsstudio und die Animation in Trigun Stampede finde ich Spitzenklasse der japanischen Serien-3DCG-Animation, und man sieht, dass sich das Studio stetig verbessert. Vor allem die Gesichtsausdrücke bei diesen 3D-Modellen sind viel gelungener als in der klassischen 2D-Animation und ermöglichen es den Charakteren, intensivere Emotionen auszudrücken. Einige der Effekte und Details verschiedener Geräte in dieser Serie sind dank der 3D-Animation viel besser ausgearbeitet. Klar, die Bewegung ist manchmal ein Problem, alle Tentakel (und davon gibts wieder) und ähnliche Effekte sehen immer noch künstlich aus, aber insgesamt ist dies solide Animation, an die man sich schnell gewöhnen kann und die oft angenehm überrascht. Nun, letztendlich hat mich Trigun Stampede recht überrascht, und nach dem gelungenen Finale heute kann ich ihm ruhig 7/10 geben, und ich bin gespannt, was die bereits angekündigte Fortsetzung bringen wird. (25.03.2023) (weniger) (mehr)