claudel

Woody Allen ist ein bodenloser Brunnen an Ideen, Motiven und Gedanken. Alle Achtung, in seinem Alter die Latte genauso hoch zu legen wie vor zwanzig, dreißig Jahren. In drei seiner letzten vier Filme fehlte er mir in einer der Hauptrollen, doch als ich darüber nachdachte, dann hätte er in Vicky Cristina Barcelona keine Person spielen können. Umso gründlicher konzentrierte er sich auf alle anderen, und die Auswahl ist perfekt, die Rollen passen ausgezeichnet zu allen Schauspielern, die Charaktere der Figuren sind ebenfalls gut durchdacht, wodurch Woody eine breite Skala an Eigenschaften, Gefühlen und Handlungen vorlegt, von denen zumindest eine jeder von uns am eigenen Leib erfahren hat. Vicky Cristina Barcelona ist vom Genre her schwer einzuordnen, wenn ich an Match Point denke, fällt mir ein spannender Thriller ein, Cassandras Traum - ein tragisches Drama, Scoop - Der Knüller - eine klassische Woody-Komödie, bei Vicky Cristina Barcelona schwanke ich zwischen einer bitteren Komödie, einer traurigen Analyse von Liebesbeziehungen und einer Tragikomödie. Ganz sicher hat der Film bei mir ein sehr seltsames Gefühl hinterlassen und Woodys Position in meinem persönlichen Ranking gestärkt, bei den Regisseuren steht an erster Stelle er, dann kommt lange, lange, lange nichts.

Daniel Craig ist der beste Bond, definitiv, Eva Green und Olga Kurylenko sind seine interessantesten weiblichen Gegenparts, und Mads Mikkelsen und Mathieu Amalrice sind die allerbösesten Bösewichte. Vielleicht bin ich voreingenommen, aber Bond-Filme haben mich früher immer abgestoßen, weil sie mir zu blöd waren, doch mit den künstlerischer veranlagten Regisseuren und neuen Schauspielergesichtern bin ich ihnen auf den Geschmack gekommen. Ich hoffe nur, dass die Filme in derselben Linie weiterlaufen werden. Marc Forster belegt, dass er tatsächlich jedes Genre bedienen kann. Für ein noch besseres Erlebnis aber hätte ich Casino Royale sehen sollen, weil ich mich irgendwie im Plot um Vespren verirrt habe.

Es war kein solcher Durchfaller, zwar mehr oder weniger eine geklaute Idee aus Ring mit einer abgedroschenen Geschichte über einen Geist, der nicht zur Ruhe kommt und sich somit rächt. Die erste Stunde war nicht viel wert, aber die letzte halbe Stunde hat mir recht gut gefallen, der Plot nahm zumindest etwas Fahrt auf. Shannyn Sossamon würde ich trotzdem lieber in einem Film wie zum Beispiel Die Regeln des Spiels sehen.

Vince Vaughn bringt mich bereits zum Lachen, wenn ich ihn das erste Mal sehe, sein Ausdruck, seine gewaltige Gestalt und das spitzbübische Lächeln macht ihn für mich zu einem der besten Komiker. Old School - Wir lassen absolut nichts anbrennen gehört jedoch nicht zu seinen am besten gelungenen Komödien wie Voll auf die Nüsse, Die Hochzeits-Crasher oder Die Affäre. Das Sujet erinnerte mich an den Streifen S.H.I.T. - Die Highschool GmbH, der etwas später gedreht wurde, man kann also nicht davon sprechen, dass die Idee geklaut worden wäre, doch es scheint mir, dass es den Machern nicht gelungen ist, das Maximum herauszuholen, obwohl ihnen so ein tolles Trio von Komikern, ergänzt um den Bösewicht Piven, zur Verfügung stand. Einige Witze waren Knaller wie in Voll auf die Nüsse, andere leider peinlich. Vince Vaughn hat mich jedoch nicht enttäuscht, doch das nächste Mal schaue ich mir lieber noch mal Voll auf die Nüsse an.

Eine sehr witzige Komödie, bei der ich lauthals gelacht habe. Daniel Auteuil ist in der Tat ein Universalschauspieler, er versteht es, einen harten Polizisten, einen Maler, der dem Lärm der Großstadt entflohen ist, einen untreuen Ehemann und hier einen unterm Pantoffel seiner Vorgesetzten stehenden kleinen Beamten, der Homosexualität vorgaukelt, zu spielen. Erneut begegnet er auf der Leinwand einem weiteren hervorragenden Schauspieler, Gérard Depardieu, das Ergebnis ist ein wirklich amüsantes Schauspiel. Gäbe es doch mehr von solchen Komödien.

Von Georges Simenon habe ich eine Detektivgeschichte mit seinem berühmten Maigret gelesen, die mich schrecklich gelangweilt hat. Wenn er aber auch so interessante Erzählungen und Romane wie diesen Film geschrieben hat, dann Hut ab. Die Ikone des französischen Films, Nathalie Baye, dominiert diesen Streifen und strahlt an der Seite weiterer toller Schauspieler - Ludivine Sagnier und Roschdy Zem. Ludivine Sagnier mag ich, doch wie wäre es gewesen, wenn an ihrer Statt Laura Smet, also die echte Tochter von Nathalie Baye, zum Zuge gekommen wäre? Hoffentlich erleben wir einmal einen Film, in dem sie beide spielen.

Die Qualität von Der bunte Schleier basiert auf einer genauen Besetzung der Rollen. Ich nehme an, wenn Edward Norton und Liev Schreiber die Rollen getauscht hätten, hätte es komisch und stark unglaubwürdig gewirkt, also ein langweiliger Bakteriologe, der in seine Forschungen vertieft ist, einzig und allen in der Interpretation von Ed und der Verführer und Konsul nur in der Interpretation von Liev. Und zwischen ihnen die schöne, zerbrechliche, naive, jedoch nicht böse Naomi Watts. Ich gehe mit, dass es sich eher um ein Kammerspiel und ein Ehedrama handelt. Toll gespielt, toll gedreht. Wir leben nicht mehr hier würde ich wohl mit Der bunte Schleier nicht besonders in Zusammenhang bringen, auch wenn es stimmt, dass in meinem Inneren das Drama des Liebes-Kleeblatts tiefer verankert sein wird.

Ein mitreißender Streifen, der nach einer wahren Begebenheit gedreht wurde, den ich als einen der besten im Jahre 2008 gedrehten Filme werte. Den gesamten Film über lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, vier zerbrechliche Frauen, angeführt von der mutigen und erfahrenen Kämpferin gespielt von Sophie Marceau, die sich auf tödliche Mission in das von den Faschisten beherrschte Frankreich begeben, das ist in der Tat eine starke Geschichte. Vor allem die überaus tragische Marie Gillain hat mich beeindruckt. Und als begeistertem Germano- und Frankophilen hat mir der Wechsel zwischen Französisch und Deutsch gefallen. Ich hoffe, dass die tschechischen Zuschauer auch bald diesen überdurchschnittlichen Film sehen können, und sei es auch nur auf DVD oder HBO.

Das war eine "Alkoholkomödie“ mit allem Drum und Dran. Am Anfang leicht bitter, dann aber schon recht verrückt. Das Haupttrio ist einfach famos, es wird dominiert von der immer ausgezeichneten, faszinierenden und verführerischen Emanuelle, die sich wieder auszieht. Ich denke, diese Szenen werden wirklich nur der Regisseure wegen gemacht, und wenn diese Emanuelle schon mal da haben, warum sollten sie das nicht nutzen. Bei Edouard Baer hatte ich etwas Probleme mit dem Verständnis, was ich dem zuschreibe, dass fast den ganzen Film über seine Person nie nüchtern war. Schade, dass solch angenehme Komödien nicht nach Tschechien kommen, während Taxi und Asterix schon Vorschusslorbeeren ernten.

Der göttliche Woody begab sich nach seiner verrückten Komödie Scoop - Der Knüller auf ernsteres Terrain. Cassandras Traum erinnert in bestimmten Dingen auffällig an Match Point, und zwar vor allem die zwei Haupthelden - bei der Figur von Colin Farrel habe ich Berührungspunkt mit der Figur von Scarlett Johansson in Match Point gefunden, während die Figur von Ewan McGregor dem Schürzenjäger Rhys-Meyers ähnelt. Woody will wohl beweisen und tut es auch, dass er nicht nur Komödien voller herausragendem Humor, sondern auch menschliche Dramen drehen kann. Die Spannung steigt tatsächlich, und ich selbst habe ungeduldig gewartet, wohin die Geschichte gehen wird. Ich kann der Geschichte im Grunde nichts vorwerfen, trotzdem hat mich Match Point mehr erreicht. Und nun auf zu Vicky Cristina Barcelona!