Meist gefolgt Genres / Typen / Herkünfte

  • Drama
  • Komödie
  • Action
  • Dokumentation
  • Krimi

Lieblingsfilme (10)

Marketa Lazarová

Marketa Lazarová (1967)

Was macht Markéta Lazarová zu einer der besten Umsetzungen eines literarischen Werkes? Es handelt sich also nicht um eine bloße Bekehrung, sondern um eine vollständige Wiedergeburt. Nur der Erzähler und die Figur des Wandermönchs bleiben von der Güte von Vančuras Entwurf übrig, ansonsten wird Vláčils Werk zu einem rauen mittelalterlichen Fresko, das die Perfektion von Vančuras Sprache durch eine ebenso perfekte Sprache der Bilder und Symbole ersetzt. Die düstere musikalische Untermalung vervollständigt den Versuch des Regisseurs, mit allen Mitteln eine mittelalterliche Atmosphäre zu erzeugen. Markéta Lazarová ist nicht nur stark in ihrer Geschichte von der Liebe, die aus der Demütigung geboren wird (die in Vančuras Roman viel stärker im Vordergrund steht), sondern auch in ihren filmischen Qualitäten. Es ist eher ein großes filmisches Essay - robust, mit einer unverwechselbaren Ästhetik und meiner Meinung nach absolut brillant, wenn auch schwer verdaulich.

Fanny und Alexander

Fanny und Alexander (1982)

Vor einiger Zeit kam ich aus Bergmans kleiner Welt heraus, dieser Bühne voller Menschen, die verschiedene Masken trugen... und ich ringe immer noch nach Worten. Fanny und Alexander ist ein brillanter Film. Ich sage das mit aller Gewissheit. Genial, weil er die große Welt widerspiegelt. In diesem kolossalen und mitreißenden Epos über eine schwedische Familie werden tiefgreifende philosophische Fragen aufgeworfen, die bis zum Kern unseres Wesens reichen. Wahrheit und die Lüge. Liebe und Hass. Glaube und Zweifel. Realität und Fantasie. Bergman stellt dem Betrachter keine Fragen. Er lässt sie vor seinen Augen "passieren". Und der Betrachter muss sich fragen. Und der Betrachter muss nach Antworten suchen. Ein Grundsatz des europäischen Kinos: Fragen stellen, nicht ins Leere starren und sich unterhalten lassen. Dieser Film erfordert einen aufmerksamen Zuschauer, der zwischen den Zeilen lesen kann, der nach Dingen sucht, der sich eine Meinung bildet. Wie oft brechen Wort und Bild auseinander und die Figuren erzählen Geschichten. Und du musst sie mit deiner Vorstellungskraft erschaffen, Bergman gibt dir nur den Anstoß und öffnet den Raum für die Vorstellungskraft. Fanny und Alexander ist wirklich das Hauptwerk des Meisters. Es gibt einen überschwänglichen Mystizismus, der explizit und physisch dargestellt wird, eine tiefe Psychologie, die jede Figur zu einem komplexen Universum macht, und einen subtilen Humor (der in seiner Freundlichkeit und Alltäglichkeit an Fellini erinnert). Ich glaube nicht, dass dieser Film idyllisch und hymnisch ist; im Gegenteil, unter all den feierlichen Tönen fließt ein Strom der Tragödie wie ein unterirdischer Fluss entlang. Die Schuld, die uns begleitet und sich zeigt, wenn wir es am wenigsten erwarten. Zeit, die wir nicht anhalten können und die uns an den Klang der Uhr erinnert. Die allgegenwärtigen Narben, die den Tribut für unsere Taten darstellen. Selbst Alexander, der eine aufregende magische Verbindung mit dem wundersamen Ismail eingeht, kann dem Hass, der ihn kennzeichnet, nicht widerstehen... Und doch - Bergman setzt seine ganze Hoffnung auf ein neugeborenes Leben. Und auch in die schöpferische Phantasie, die - ob tragisch oder humorvoll - die Welt verändern kann... Bergmans filmische Welt ist ein Kinderwunderland, in dem die Dinge die Stimmung des Augenblicks ausstrahlen und auf die alltäglichste und doch wundersamste Weise geschehen... und vielleicht ist deshalb ihr Kontrast zur kalten, bösen und rationalisierten Welt der Erwachsenen (verkörpert durch Bischof Edvard Vergerus) so stark und schmerzhaft. Fanny und Alexander ist eine Welt im Film, ein wiederbelebter Ausschnitt einer anderen Realität, in die man sich einfügen kann, aber nicht muss. Für mich ist es eine Welt, in der ich alles finde, was den Film zu einem kraftvollen Medium macht und vor allem - KUNST! Leute, schaut ihn euch an und seht, ob ihr (nach all den kolossalen Großproduktionen) immer noch mehr könnt, als nur einen Film zu sehen!

Nosferatu, eine Symphonie des Grauens

Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (1922)

Die Liebe zu Schwarz-Weiß-Bildern, die ihre bizarren Botschaften und Orakel in die Stille flüstern. Die verdrehte Welt des wahnsinnigen Caligari und die schleichende Bedrohung durch den Vampir Nosferatu. Zweifellos die suggestivste Bearbeitung des Dracula-Mythos - gerade weil das Böse nicht sprechen kann, gerade weil es nur zwei Farben hat. Nosferatu alias Orlock alias der mysteriöse Max Schreck ist nicht nur eine Filmkreatur, er ist die perfekte Verkörperung des Bösen und der Zerstörung, des Todes, eine Vorahnung des zukünftigen Untergangs der deutschen Nation. Dieser Film hat keine schwachen Momente. Er schreckt nicht intensiv ab, aber er ist ein einziger langer Filmgenuss, der keine teuren Effekte braucht, um den Zuschauer mit Gefühl und Atmosphäre zu fesseln. Das ist Film in seiner Rohform. Dies, meine Damen und Herren, ist The Movie.

Amarcord

Amarcord (1973)

Wenn man von einem europäischen Film spricht, kommt einem Amarcord in den Sinn. Wenn man Pubertät sagt, denke ich an die mächtigen Brüste einer Trafikantin, einen geilen Fuchs und Wichsen im Auto. Und wenn man Amarcord sagt, denkt man an einen warmen und liebevollen Film, der mit lockeren Strichen und einer leichten Übertreibung das Porträt einer italienischen Kleinstadt mit all ihren Freuden und Sorgen zeichnet. Ich erinnere mich an einen Motorradfahrer namens Furz, eine Gruppe von Teenagern, eine Zwergnonne, einen wütenden Vater und einen furzenden Großvater. Es ist einfach ein Film, der mir am Herzen liegt und der mich seit Jahren fasziniert. So viele schöne Minigeschichten, so viel Humor, so viel Liebe zu den Figuren. Amarcord ist ein spektakuläres Fest des Geschichtenerzählens und der Regiekunst, der offenen Filmseele... Einfach alles, was für mich das europäische Kino in seinen besten Momenten ausmacht.

Wilde Erdbeeren

Wilde Erdbeeren (1957)

Der Blick eines alten Mannes in den Spiegel, mittels Träumen und Episoden einer ungewöhnlichen Reise nach Lund, zum Zwecke einer Ehrendoktorwürde. Eine vollends unbenennbare Kraft einzelner Traumszenen, welche von einer fantastischen visuellen Komposition sowie einer allgemeinen Stimmung geprägt sind, die tief unter die Haut dringt. Eine leichte Abwechslung der Stimmungslagen von Humor, Idyllen (besonders beliebt sind die flauschigen Familienszenen) bis zu aufregenden existenziellen an Kafka erinnernden Darbietungen ... In den Wilden Erdbeeren fungiert Bergman als packender Erzähler, der in jede Aufnahme ein unauffälliges, jedoch umso mehr suggestives Drama einzumischen vermag. Ohne jedwede intellektuelle Unverständlichkeit kreiert er somit ein Roadmovie eines alternden Mannes, der angesichts des Todes, seiner eigenen Unvollkommenheit und seines mürrischen Schicksals ein verständnisvoller und großzügiger Vater Isak wird. Dies ist Bergman, liebe Freunde, ein Magier des Filmbildes, ein Jongleur mit graugewordenen Launen und ein Meister der Gedanken.

Metropolis

Metropolis (1927)

Zusammen mit Kubricks Odyssee im Weltraum der visuell vollendetste und ästhetisch anspruchsvollste Film, den ich kenne. Fritz Lang ist es gelungen, seinem monströsen Werk ein so perfektes Äußeres zu geben, dass das Ergebnis trotz der Alterung der Technik nichts von seiner Anziehungskraft und Suggestivität verloren hat; im Gegenteil, die seltsame alte Patina hat die funktionalistische Präzision und den gotischen Schwung der Formen nur noch verstärkt. Die Darstellung des Inhalts ist zugegebenermaßen etwas in die Jahre gekommen, aber die Aussage "der Vermittler zwischen dem Gehirn und den Händen muss das Herz sein" ist daher äußerst dringend und aktuell. Die exquisiten Bilder verstärken die Plastizität des Schauplatzes - auf der einen Seite die fast rituelle Umgebung des industriell geprägten Stadtzentrums, auf der anderen Seite der moderne und luxuriöse Glimmer. Das Drama des Zusammenstoßes zwischen dem Proletariat (dem unterirdischen Kern der Stadt) und der Bourgeoisie (der oberirdischen Elite, angeführt von dem skrupellosen Joe Fredersen) wird auf eine für den zeitgenössischen Betrachter ungesund große Fläche verteilt, doch die anhaltende Erfindungsgabe und visuelle Präzision, die in ihrer Komposition und ihren verstörenden Formen deutlich auf den Hochexpressionismus verweist, appelliert an das Vergnügen des Zuschauers und reizt jene Zellen, die nur echter Filmgenuss stimulieren kann. Metropolis ist formal ein absolut perfekter Film, dem zeitgenössische Schnellfilme, die trotz Hightech keinen Hauch von Kunst in sich tragen, nur neidisch auf die Fersen schauen können. Es ist auch ein Film, der eine klare und überzeugende Botschaft hat. Die beiden Komponenten ergeben ein zeitloses Juwel, das ich nach jeder Sichtung bevorzuge und für das ich einen immer tieferen Respekt empfinde.

James Bond - Casino Royale

James Bond - Casino Royale (2006)

Als jemand, der das Phänomen des Superagenten im Geheimdienst Ihrer Majestät von Kindesbeinen an liebt (es begleitet mich seit 1984, als ich den ersten Moore-Film sah) und der alle Bond-Filme gesehen hat, sage ich dazu: Casino Royale ist ein Bond-Film der alten Schule, den ich seit Goldfinger vermisst habe. Daniel Craig ist Bond in bester Connery-Tradition, aber neu, ungeschminkt, fast menschlich. Er gibt der Legende Glanz und Spannung zurück. Martin Campbell hat auf brillante Weise spannende Action-Fahrten im Gewand der alten Schule mit einem ruhigen (aber an sich elektrisierenden) Pokerspiel verbunden, das den Gentleman-Stil von Guy Hamilton und Terence Young widerspiegelt. Vielleicht ist der heutige Zuschauer nicht an dieser konservativen Spionageebene interessiert, aber ich war völlig gefesselt. Kein Zweifel, die guten alten Zeiten kehren zurück und die übertriebene CGI-Action-Ära von Pierce Brosnan verabschiedet sich. Ich werde sie nicht in schlechter Erinnerung behalten, doch nur Daniel Craig ist der Bond meines Herzens, schön Hand in Hand mit Sir Connery. Bonds Menschlichkeit, sein Egoismus, seine Verletzlichkeit, seine Zerbrechlichkeit - all das vermittelt Craig mit außergewöhnlicher Glaubwürdigkeit und Selbstverständlichkeit. Hand in Hand damit gehen der fantastische Bösewicht Cifra (Auric Gildfinger, hier hast du endlich einen ebenbürtigen Partner!), das charmanteste Bond-Girl (reizende Ursula, verzeih mir, aber Eva Green schenkte Vesper eine Seele, nicht nur ihren Körper) und die stets charmante Judi Dench. Martin Campbell lieferte mehr als nur Action-Routine, er hält den Film wunderbar zusammen und die Chemie zwischen den Figuren stimmt wie bei einem Aston Martin. Obwohl Casino Royale bei weitem nicht frei von Problemen ist, nicht ohne Logikfehler, Naivität, seichtere Passagen, Unvollständigkeit und Unvollkommenheit auskommt, eben alles, was von Natur aus zu dieser Reihe gehört, ist er dennoch definitiv der beste Bond-Film seit den 1960er Jahren.

Weit

Weit (2002)

Denn da gibt es nichts mehr hinzuzufügen. Eine geniale und fotogene Meditation über Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und Geschlossenheit. Ein Film, der bis zur letzten Sekunde mit hoffnungsloser Schönheit der Einsamkeit regelrecht durchdrungen ist. Das Absolute, nach dessen Betrachtung ich vollkommene Erfüllung wahrgenommen habe. Wenn das der letzte Film gewesen sein sollte, den ich je gesehen haben werde, würde ich voll und ganz zufrieden sein.