Lillian

Eine junge Russin mit einem ungültigen Pass geht aus New York in Richtung Nordwesten, um über Kanada und Alaska nach Russland zu kommen. Zwei Drittel der Laufzeit führt ihr Weg durch die langweiligsten Orte in den USA. Sie schaut sich um, stiehlt etwas, schläft oder wäscht sich irgendwo. Manchmal hört man eine Meldung aus dem US-amerikanischen Rundfunk, manchmal sagt jemand etwas im Rahmen einer Zeremonie in einer Stadt – z. B. bei einer Indianerzeremonie zum Thema Unterdrückung. Manchmal erklingt eine dramatische Musik wie von Hitchcock, obwohl gerade nichts Spannendes passiert oder passieren wird. Die Orte im Norden, die später kommen, verleihen dem Film wenigstens eine Atmosphäre. Auf ein höheres Level bringt ihn aber erst das philosophische Ende ihrer Reise mit einer Schlüsselinformation (lesen Sie nicht die Zusammenfassung). (04.06.2021)

Eine einsame Odyssee zu Fuß über die USA, deren stumme Heldin von New York nach Russland reist ohne Geld und Dokumente, ohne offensichtlichen Plan und ohne Kenntnisse der Sprache, nur mit einem kleinen Rucksack. In ihr verbirgt sich eine gewisse Poesie, vermittelt durch Bilder, die nichts von der dokumentarischen Vergangenheit des Regisseurs verleugnen, und in denen das beständige und unerschütterliche junge Mädchen als unkonventionelle Führerin an verschiedenen Orten erscheint. Auf der anderen Seite handelt es sich jedoch um einen eher oberflächlichen Kommentar zum Zerfall Amerikas und seiner Werte, in dem zwei Stunden lang dasselbe gesagt wird (man weist unter anderem auf die Einfältigkeit der Zerstörungsderbys, die Rüpelhaftigkeit der südlichen lüsternen Tölpel oder die Unterdrückung der Indianer hin). Andererseits trifft die Heldin auch ein paar Menschen, die nett zu ihr sind und versuchen, ihr zu helfen, und damit repräsentieren sie die Reste humanitärer Prinzipien, die die amerikanische Gesellschaft bisher noch bewahrt. Der Höhepunkt ist ein metaphorisches Ende mit dem Walfang, aber man muss sich ein wenig dafür durchkämpfen. (03.07.2019)

The journey must have been long and gruelling, and the same applies to the film. I see that a lot of people find Lilian interesting and stimulating, nothing against that, but for me, in this case, the journey is not the destination. Fatigue and the uncomfortable seats of the Karlovy Vary Municipal Theatre may have affected the experience. #KVIFF2019 (04.07.2019)