Bird Box – Schließe deine Augen

Eine der besten Regiearbeiten Susanne Biers, welcher es gelang, den Tücken eines Films auszuweichen, in dem sicherlich ein Stück überempfindlichen Kitsch schlummert. Aber Leute, Sandra ist einfach großartig und Trevante Rhodes zeigt wiederum, dass seine seltsame Zerbrechlichkeit genauso erstaunlich ist wie dessen Muskulatur. Der Drehbuchautor Eric Heisserer ist eifrig und beabsichtigt, sich auf Female Alien Encounters zu spezialisieren. Nun ja, die Struktur zweier wechselnder Erzählebenen funktioniert sehr gut,  Bird Box – Schließe deine Augen behält einen prima Rhythmus bei und zieht sich nicht einfach in die Länge, außerdem meidet der Film eine absolute Steigerung, welche dem ähnlich gestimmten A Quiet Place geschadet hat. Es bekümmert ein wenig, dass die Pointe selbst ein wenig im Sande verläuft und die Hauptfigur trotz ihrer Bemühungen, ihre Beziehung zur ungewollten Mutterschaft zu thematisieren, nie so richtig in die Tiefe geht. Lassen wir doch aber das Gemecker sein, denn es ist eine sehr solide Genrearbeit an allen Posten unter anderem auch deshalb, weil die Macher schließlich soviel Mut gesammelt haben und das Böse überhaupt nichts zum Vorschein kommen lassen. Ich wünschte, ihre Hollywood-Kollegen würden sich an ihnen ein Beispiel nehmen. Eines der besten Netflix-Originale und eine würdige Wiedergutmachung für das ultimative Übel in Form von Shyamalans The Happening. (18.01.2019)

Ein weiterer Versuch, ein horrormäßiges Sozialdrama zu drehen, das im Schatten von Darabonts Der Nebel blieb. Der ständige Wechsel von zwei Zeitebenen wird nach einer Stunde monoton. Mit seinem "Beziehungsinhalt“ und den Klischees, zu denen er neigt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Film mit etwas überraschen oder durch etwas Neues den Stoff ergänzen könnte, der sowieso schon manchen neuen Genre-Filmen ähnelt. Die attraktive Prämisse mit einem super Start nutzt ihr Potenzial nicht, um zu einer soliden Genre-Angelegenheit zu werden. Der Film bleibt nur ein sicheres Mainstream-Drama über die Wichtigkeit des Zusammenhalts mit ein paar gespensterhaften Szenen, Kindern in Gefahr und der angenehmen Sandra. Ich kann nicht leugnen, dass ich es mir mit Interesse bis zum Ende angesehen habe. Ich sehe darin nur eine große vergeudete Chance. (20.01.2019)

Dieser Film hat mir ein bisschen mehr als A Quiet Place gefallen, weil er mit einer depressiven Stimmung angefangen, fortgesetzt und auch geendet hat. Er hat nie um jeden Preis Actionszenen gezeigt. Außerdem war das Böse, welches alles verursacht hat, noch mysteriöser. Es blieb die ganze Zeit unbekannt. Dadurch war es interessanter. Super. Und die Szene mit der Autofahrt zum Supermarkt war ausgezeichnet. (05.01.2019)

Jeder kann behaupten, dass es nur ein Klon von A Quiet Place ist, jedoch kann man Bird Box nicht die Qualität absprechen und die Tatsache, dass es seinen eigenen Weg geht und sowohl technisch als auch schauspielerisch sehr gelungen ist (vor allem bei John Malkovich und seinem Charakter hätte ich mir mehr Raum und Zeit gewünscht). Aber diese retrospektive Erzählweise hat mir geschadet - man weiß schon von Anfang an, wie es mit den meisten Charakteren endet, und ist daher nicht wirklich überrascht, wenn etwas Schlimmes passiert. Der Zuschauer wird dadurch unnötigerweise um Spannung gebracht und vermisst von Anfang an jegliche emotionale Verbindung zu den Charakteren, was bei diesem Filmgenre sehr schade ist. Und das Ende könnten wohl nur absolute Optimisten glauben. (11.01.2019)

Bei Bird Box drängt sich der Vergleich mit dem sehr ähnlichen A Quiet Place auf - in diesem Fall werden die Kreaturen, die auf die feinsten Geräusche reagieren, durch Kreaturen ersetzt, die man nicht ansehen darf - fast wie der Blick der Medusa, der einen zwar nicht zu Stein, aber verrückt werden lässt. Wenn ich mich zwischen diesen genre- und themenmäßig ähnlichen Filmen entscheiden müsste, würde ich A Quiet Place wählen. Bird Box bietet einen sehr guten Einstieg, und da es in zwei Zeitebenen spielt, wirkt die Geschichte nicht so eintönig. Was ich jedoch vermisst habe, war eine größere Dosis an Spannung und Angst, die ich in einem Film wie diesem erwarten würde. Während des Films hatte ich ein ungutes Gefühl bei der Atmosphäre dort, aber ich hatte vielleicht etwas mehr erwartet. Die Schlussszene auf dem Boot (Sophie's Choice) war jedoch sehr eindrucksvoll, ebenso wie die folgende Sequenz im Wald. Dem Film hätte eine kürzere Laufzeit, eine dichtere Handlung und mehr Spannung gut getan. Ich war natürlich neugierig, wie sich die Geschichte entwickeln würde, aber ich denke, man hätte es besser machen können. (19.04.2020)