Piercing

Ein einzigartiges Interieur-Spiel auf den Mörder und das Opfer (und umgekehrt), von einer hervorragenden Retro-Stilisierung umrahmt (der Vor- und Nachspann, Goblins Musik aus Argento-Filmen). Eine unvorhersagbare Bizarrerie über das Treffen von zwei Verrückten, die sich trotz den reizvollen Andeutungen von S/M interessant entwickelt und mit einem fehlenden Abschluss provoziert. [Sitges FF] (06.10.2018)

Die Bücher von Ryú Murakami, eines Namensvetters des in Tschechien viel bekannteren Hari, sind gekennzeichnet von brutaler Gewalt, Unappetitlichkeiten, Wahnsinn, einer frostigen Atmosphäre und expliziten Sexszenen. Beim Lesen eines seiner Bücher, wenn ich mich recht erinnere, war es sein erstes Werk, musste ich mich fast übergeben. Die Vorlage zu Piercing habe ich nicht gelesen, doch diese filmische Verarbeitung bestätigt alles oben Angeführte. Ein abartig wahnsinniges oder wahnsinnig abartiges, langsames Tempo, eine anständige Atmosphäre und vor allem hervorragende Musik. Weibliche Fans der ersten Staffel von The Sinner wird die männliche Hauptgestalt erfreuen, und ich möchte gern Mia hervorheben, eingangs hat sie mir in dem kurzen Zusammenschnitt nicht so gefallen, doch mit der Zeit fand ich wieder Gefallen an ihr. Vielleicht etwas zu langsam, aber insgesamt wirkungsvoll, ich schätze den Mut, Murakamis Novelle zu drehen. Sicher eine interessante Wahl für kleinere und auf Art ausgerichtete Kinos. (07.04.2019)

Wenn jemand psychisch instabil ist und eines Morgens mit dem Drang aufwacht, eine zufällige Prostituierte zu töten, solte er zuerst sicherstellen, dass sie nicht labiler ist als er. Der Stoff von Rjú Murakamis Feder wird viele an sein älteres Werk Audition erinnern, das viele Ähnlichkeiten mit diesem Film hat. Piercing hat jedoch ein wirklich langsames Tempo und es passiert nur das, was man von Anfang an vermutet, nämlich dass der Plan, die Prostituierte zu töten, sich irgendwie verkompliziert. Die Handlung führt von nirgendwohin und der vielversprechende Stoff ertrinkt in der Unfähigkeit des Drehbuchautors, die Geschichte irgendwie lebendig zu machen. Und in dem Moment, in dem man denkt, dass der Film Fahrt aufnimmt, kommt das Ende. Schade, der Stil der Anfangstitel weckte die Vorfreude auf eine Schlachterei im Grindhouse-Stil, was Piercing definitiv nicht ist. (06.10.2018)