Call Me By Your Name

Citizen Kane für die Gay-Community. Ein Film, der offen aber elegant und mit Gefühl über alles spricht, wovor sich Moonlight gefürchtet hat und es mit einer glitzrigen Mondschein-Fassade verdeckte. Ein Meisterwerk mit einer Menge unbehaglicher Szenen für heterosexuelle Zuschauer*innen, aber mit der höchsten Erzählkunst für einen anspruchsvollen und einfühlsamen Filmfan. Wegen der detaillierten und völlig genauen Darstellung der sich vertiefenden verbotenen Leidenschaft, der Leitung der Schauspieler*innen und ihren phänomenalen Leistungen, dem originellen Einsatz der Musik, dem Erfassen der Atmosphäre und der Laune der Zeit und des Ortes, der Vertiefung des Hauptmotivs durch künstlerische Werke und ihre Bewunderung und hauptsächlich wegen dem Monolog vom Vater am Ende handelt es sich um einen der stärksten Filme über die erste, hundertprozentige Hingabe der Liebe und der Leidenschaft von zwei Menschen. Die ganze Zeit, und insbesondere ab dem ersten offenen Dialog auf dem Marktplatz, hatte ich den Eindruck, dass ich mir einen Klassiker aus den 70er Jahren von einem Meister wie Tornatore oder Fellini ansehe. Es ist eine Referenzfilmarbeit mit Romantik und Beziehungen, von der man an Filmschulen lernt und die niemand nachzuahmen versucht, geschweige denn zu übertreffen. (06.04.2018)

Wäre der Film insgesamt auf einer ähnlichen Welle geritten wie in seinem letzten Drittel, wäre er für mich ein denkwürdiges Erlebnis gewesen - leider geht dem beeindruckenden Schluss ein sensationell langatmiger "Prolog" voraus, der mit seiner impressionistischen, fast poetischen Art das Zuschauen wirklich erschwert. An der Besetzung habe ich nichts auszusetzen - Chalamet und Hammer hatten die Chemie, die ich brauchte, und ich habe ihnen vertraut. Ich bin allerdings etwas verwundert darüber, dass der Film den Oscar in der Kategorie "Bestes verfilmtes Drehbuch" gewonnen hat - ich persönlich hätte den Film um mindestens zwanzig Minuten gekürzt und die Handlung besser abgestuft. Einerseits verstehe ich die Absicht der Filmemacher in Bezug auf die schrittweise Erzählung und die Entstehung einer zerbrechlichen Beziehung zwischen zwei Menschen, aber als Zuschauer fand ich es einfach anstrengend, meine Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Der Höhepunkt des Films waren für mich zweifellos die Szenen aus den letzten gemeinsamen Tagen von Elio und Oliver und das letzte Gespräch zwischen Vater und Sohn. Auf der einen Seite verstehe ich die ganze Aufregung und die positiven Reaktionen auf diesen Film, und auf der anderen Seite tut es mir umso mehr leid, dass ich mich den begeisterten Fans und Bewunderern dieses Films nicht anschließen kann. (P. S. Vielleicht sehe ich mir den Film nach der Lektüre des Buches noch einmal an und überdenke alles noch einmal). (02.02.2019)

Ich spreche dem Streifen gewisse künstlerische Qualitäten und eine gelungene Atmosphäre der ländlichen Lombardei nicht ab, wo "der Hund begraben liegt“ und man im Sommer nichts anderes tun muss als sich am Wasser zu wälzen und darüber nachzudenken, mit wem man zum Tanzen ausgeht oder sich knuddelt. Doch der zweite Teil des Films sprach mich dann mit seinem Thema nicht weiter an, und ich nehme an, dass er unnötig in die Länge gezogen wurde. Die Oscarnominierung für Chalamet ist wahrscheinlich ein Irrtum, oder er erhält ihn nur für die abschließende meisterlich emotional durchlebte Szene. Als Höhepunkt des Films sehe ich den Monolog von Elies Vater an - "Wenn du es am wenigsten erwartest, findet die Natur listigerweise deine Schwachstelle...“ Ein anständiger atmosphärischer Streifen. (25.02.2018)

The performances of Armie Hammer and Timothée Chalamet have received all the honours, but the hero, and the main reason why Call Me by Your Name is one of the best films of the year, is the director, Luca Guadagnino. It’s amazing how he managed to capture the atmosphere of the place and the time where a story like this can happen. Summer in Lombardy, where everything is soaked in rich history, antiquity and the renaissance, the love for knowledge, the fascination for art, philosophy and beauty as such – of body and mind. That’s why the monologue of the father at the end makes sense and why it could be so non-conflicting. (25.12.2017)

To be honest, this film is nothing special. A summer Italian drama from the eighties, whose benefit is certainly the music, which makes this movie quite interesting. However, the acting is nothing unique. The premise of The Brokeback Mountain is set in the Italian countryside and highlighted by culture, historic buildings, beaches and first loves. Everything is good, I would just simply leave out the main plot. (26.01.2018)