The Trial Of The Chicago 7

Dies ist einer von den Filmen, die so ausgearbeitet sind, dass es einfach herrlich ist, sie zu sehen, obwohl man in ihnen zwei Stunden "nur“ redet. Das Drehbuch ist fast auf dem Niveau von Die zwölf Geschworenen und anhand der Geschichte aus den 60er Jahren erzählt es ziemlich eindeutig auch über die Gegenwart. Die Monologe und Dialoge sind ausgefeilt, die Spannung wird z. B. nur dadurch gesteigert, dass jemand verstummt oder dass eine Figur der anderen ins Wort fällt. Aaron Sorkin hat den Film einfach gut geschrieben und gedreht. Und dazu mit solch einer Besetzung, der zwar die perfekten Sacha Baron Cohen und Mark Rylance dominieren, bei der aber die anderen keineswegs im Hintergrund stehen. Auch dank der Musik von Daniel Pemberton ist es eine große Delikatesse. (18.10.2020)

Ein delikat geschriebener, gespielter und geschnittener Dialogfilm über gute Werte und ein schlechtes Machtsystem, welcher mit einem ziemlich banalen und für Sorkin unerwartet pathetischen Höhepunkt überrascht. Das Highlight bleibt für mich die erste lange Aufnahme im Gerichtssaal, nach der statische Aufnahmen von strammstehenden Anwesenden nach der Ankunft des Richters folgen. (27.10.2020)

Eine von einem vergebliche Lehrer unterrichtete Geschichtsstunde für Mittelstufenschüler, der gerne damit prahlt, wie es ihm gelingt seine Auslegungen zugänglich zu gestalten, wenn auch um den Preis, dass damit Wesentliches verloren geht. Dies ist eine Art Gerichtssaal-Sitcom, die jedoch immer noch am Rande eines Cartoons schwingt. Das Gerichtsverfahren selbst mit den Ereignissen während der Demonstration zu verknüpfen ist regietechnisch etwas holprig, wobei das Drehbuch diesen Streifen bishin zu einem leicht zwielichtigen selbstbefriedigenden Leierspiel entwickelt. Was die Besetzung betrifft, funktioniert das Ganze zufriedenstellend, ist nicht langweilig, jedoch meines Erachtens geht dies über den Rahmen einer halbwegs guten Unterhaltung nicht hinaus, die meiner Ansicht nach zu hohe Ambitionen Kund gibt, gesamtgesellschaftliches Unterhaltungsereignis zu werden. (22.10.2020)

"The whole world is watching." The Trial of the Chicago 7 profitiert vor allem von einer hervorragenden Besetzung und einem Thema, das auf einer wahren Geschichte beruht. Obwohl der Film größtenteils in einem Gerichtssaal spielt und hauptsächlich aus Gerichtsdialogen, Anklagen, Einsprüchen, Zeugenaussagen usw. besteht, wirkt er nicht unnötig langatmig und langweilig, im Gegenteil - er begeistert den Zuschauer durch verbale Duelle und Konfrontationen zwischen den Schauspielern, was ihm bis zum Schluss gelingt. Von den Schauspielern haben mir Cohen, Langella, Rylance und, in einer kleineren Rolle, Keaton am besten gefallen, aber auch die anderen haben ihre Rollen überzeugend gespielt. Der Film mischt gekonnt historische Aufnahmen mit Sorkins Rekonstruktion des realen Falles und beleuchtet auf fesselnde Weise den uralten Kampf zwischen "einfachen, ehrlichen Menschen" und "einem politisch amoralischen System". (17.04.2021)

Ich bin sehr zufrieden. Und ich bin froh, wieder etwas über Geschichte erfahren zu haben. Allgemein wusste ich von den Black Panthern, der Unzufriedenheit vor allem junger Menschen mit dem zerstörerischen Vietnamkrieg, doch von diesen konkreten Ereignissen hatte ich keine Ahnung. Wen sollte ich von den Schauspielern hervorheben? Das Schauspielerensemble ist großartig, die größte Aufmerksamkeit zieht Sacha Baron Cohen auf sich, für mich etwas überraschend. Ich kann meinen Liebling Eddie Redmayne nicht vergessen, ebenso wenig wie den immer perfekt widerwärtigen Frank Langella. Doch ich wäre ungerecht, wenn ich nicht ebenso die Leistungen von Jeremy Strong, Mark Rylance oder Alex Sharp hervorheben würde. Es überraschte mich, dass sich das The Trial of the Chicago 7 bei den Globes nicht mehr durchgesetzt hat. Vielleicht sammelt es dann mehr Oscars. (14.03.2021)