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A day in the life of a drug dealer in an unspecified mega-polis of ghosts: get cocaine for a sect leader, pay a visit to a friend with sun-bed burns, calm down a client whose friend is having serious psychosis attack, acquire another client ... An extremely demanding film to watch - gloomy but fascinating, with dominating cool ambient stretches and spiralling takes. (Summer Film School)

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Kritiken (1)

Marigold 

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Deutsch Dies perfekte Antithese zu Requiem for a Dream. Anstelle eines rhythmischen Automaten körperlicher Symptome hält Fliegauf Drogen für Automaten des Nichts, des Entleerens. Die Opfer der Drogenabhängigkeit werden mittels einer raffinierten Kamerabewegung gewissermaßen zu Nullpunkten der Menschlichkeit verwandelt, die marginal außerhalb der direkten Perspektive einer Aussage gehalten werden und quasi wie durch ihre eigene Absenz enthüllt werden - das, was Fliegauf demonstriert, ist keinerlei selbstnützige formale Brillanz, sondern eine von der Droge durchgeführte Kastration (einer der Haupthelden, ein geheilter Süchtiger, fragt: "Das Heroin ist weg. Aber was ist von dir übriggeblieben? "). Die Drogenabhängigen, um welche die Kamera langsam herumkreist, sind inhaltslose Schalen, Marionetten, Zombies, Kreaturen, die (wie Slavoj Žižek sicherlich hinzufügen würde), die gar nicht mehr Gegenstand einer Tragödie oder Komödie sein können. Der Dealer ist gerade wegen seiner programmatischen Passivität ein äußerst faszinierender Film - es gibt hier keine einzige Aufnahme, die provozieren oder schockieren würde. Was jedoch provoziert und schockiert, ist die nahezu chirurgische Nichtteilnahme, ein entleerter Raum, in dem wir tragisches Engagement oder eine Geste des Mitgefühls erwarten. Ikonisch ist die Szene, in welcher der Held mit seinem Vater über einem Graben im Beton steht, in welchen der Körper seiner Mutter gefallen ist, und vergeblich versucht, seinen Vater davon zu überzeugen, dass seine Mutter nicht mehr da ist. Der ganze Film fungiert auf der Basis leerer Räume, Risse, die eben mit der Droge aufgefüllt werden können. Daher auch die lange und sicherlich metaphorische Aufnahme am Filmende, wo wir entweder eine Art Travestie der Geburt oder einen psychoanalytischen Riss wahrnehmen, ein unheilbares Trauma, vor dem es in der Rationalität kein Entrinnen gibt. Der Dealer ist eine brillante Betrachtungsweise hinter die sicheren Grenzen der Systeme, die eine Person als radikale Andersartigkeit in einem selbstbewahrenden Abstand zu Süchtigen halten. Ich denke, dass Fliegaufs Film eine viel tiefergehendere Essenz anspricht als die meisten Filme zum Thema Drogenabhängigkeit (eigentlich alle, die ich bisher gesehen habe). Der Film mag in seinem Fokus wohl weltlich sein, jedoch in Anbetracht seiner düsteren und schweigenden Durchdringung von Tabus ist er zutiefst "Tarkovsky"-philosophisch. ()