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Kritiken (2 791)

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Il traditore - Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra (2019) 

Deutsch Eine prima Rekonstruktion eines großen Ereignisses der italienischen Geschichte. Das Mafia-Labyrinth ist ein dankbares Zuschauerthema und die Beobachtung von vielfältigen Auffassungen der Mafia-Bosse ist für die Drama- und Thrillerliebhaber*innen reizend. Deshalb ist es schade, dass es hier so aussieht, als ob das erste Drittel des dreistündigen Films fehlen würde, weil man über die Figuren, welche dann erscheinen, nicht viel weiß. Die meisten Mafiosi, die von der Hauptfigur angezeigt werden und welche man dann beim Gericht (oder woanders) beobachtet, sind eher unbedeutende Spieler. Ihre persönliche Beziehung zu Buscetta und was sie konkret zusammen erlebt haben – das erfährt man nicht. Dieses Handicap wird aber vielleicht manche Zuschauer*innen nicht stören. Sonst ist der Film aus handwerklicher Sich auf hohem Niveau und Pierfrancesco Favino ist ausgezeichnet. Ich bevorzuge aber eindeutig den Film Suburra, welcher zwar fiktiv, aber dafür dramatischer ist und eine bessere Atmosphäre hat. [Cannes]

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Ein verborgenes Leben (2019) 

Deutsch Die sanfteste Darstellung der Schrecken von Hitlers Krieg. Und trotzdem emotional verstörend. Ein poetisches Denkmal für einen österreichischen Bauern mit Gewissen, dessen Geschichte beunruhigend der Geschichte einer tschechoslowakischen historischen Person ähnelt (der Faschismus und der Kommunismus sind dasselbe, einer von ihnen ist nur weiter gegangen). An manchen Stellen ist es vielleicht zu langwierig, aber eigentlich werden übersichtlich alle wichtigen Gedanken und Gefühle der Geschichte-Collage erfasst. Dazu bedeuten für mich die österreichischen Alpen einen Sommerzufluchtsort in der Natur und eine meditative Katharsis. Deshalb bin ich in diese Malicks Einladung zur Verbindung des Lebens mit der Natur gerne eingetaucht. Ein schöner Film. [Cannes]

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Liberté (2019) 

Deutsch Es wird behauptet, es sei die größte Festival-Prestige auf der Welt, wenn der Film in einer der Hauptsektionen in Cannes unterkommt…My ass. Ich habe keine Einwände gegen das Konzept – ein Aufstand gegen das System oder eine dekadente Befreiung von gesellschaftlichen Konventionen sind starke Themen. Und auf einer großen Leinwand in Cannes zu sehen, wie sich Menschen anpinkeln oder sich mit Peitschen schlagen, ist ein willkommenes Erlebnis. Aber die Lobotomie-Verarbeitung, das langweilige Hinausziehen des Films durch langsame und leere Szenen, wie die Darsteller*innen durch den Wald gehen und doof eine Minute nach rechts sehen, eine Minute nach links, eine Minute blicken sie auf den anderen, dann kommen zwei Seitenschritte und dann wieder von vorne – das ist einfach Scheiße. [Cannes]

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Adam (2019) 

Deutsch Eine zarte Charakterstudie von zwei Frauen, die vom Schicksal verbunden wurden, damit sie sich in den schwierigsten Lebenssituationen helfen und damit sie die negative Einstellung zu Umständen ändern, welche sie umgeben. Man könnte dem Film entgegenhalten, dass diese Prämisse ein Teil einer vielfältigeren Geschichte mit einem interessanteren Plot sein konnte. Der Film ist aber so psychologisch genau und so gut gespielt, dass es so reicht und die Zuschauer*innen gerührt sind. Dabei unterhalten sich die Figuren nur, nehmen sich gegenseitig wahr und reagieren aufeinander. [Cannes]

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Leid und Herrlichkeit (2019) 

Deutsch Für mich ein zu typischer Almodóvar, es ist eher etwas für seine Fans. Banderas’ physisch leidende Figur von einem ausgedienten Regisseur erinnert sich an die Kindheit mit Mutter Penélope (der schönste, poetische Teil des Films) und trifft Menschen, die in seinem späteren Leben wichtig sein werden. Wie es bei Almodóvar typisch ist, ist es schön bunt. Es gibt manche autobiografische Gefühle. Antonio bekam eine schöne Rolle. Trotzdem war ich davon nicht begeistert. Und das obwohl im Film der Gedanke war, dass das Schönste im Leben Filme sind. [Cannes]

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Too Old to Die Young (2019) (Serie) 

Deutsch Ein Noir-Polizist aus Los Angeles, der in der Nacht die Welt vom ekligsten Ekel reinigt. Düster, hart, manchmal erinnert es an Lost Highway und 8MM - Acht Millimeter. Die dunkelsten sexuellen Tabus werden hier reizvoll enthüllt. Das ist keine Serie, sondern ein zügiger 15-stündiger Film, eine ultimative Refn-Sache für Neugierige und Abgestumpfte. Kein Schwimmen auf der schöngeredeten Oberfläche wie bei The Neon Demon, sondern eine zügige Entwicklung von beunruhigenden Handlungslinien, die Sie erleben möchten, ja sogar erleben müssen – falls Sie die Nerven und das Zeug dazu haben. In Cannes wurden prachtvoll die 4. und die 5. Episode gezeigt. Die erste von ihnen stellte die Schlüsselfiguren vor, die zweite bereitete dem Publikum eine Ekstase mit Atmosphäre, Schock und Spannung. Die Enthüllung der Perversion und Niedrigkeit der Welt der Negativgestalten, die Sehnsucht der Zuschauer*innen nach einer Vergeltung, eine unvorhersagbare Entwicklung und witzige Regie-Zusätze. Der exzentrische Cliff Martinez, hinter der Kamera der Meister Khondji von Sieben. Kaltes Lager, dunkle Bars, trockene Wüsten, abgelegene Gassen in LA. Bunte Neonlichter. Faschisten, Satanisten, Sadisten und Gewalttäter. Best of Refn! [Cannes]

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Lux Æterna (2019) 

Deutsch Ein Blick in eine kleinere Filmproduktion, wo sich alle anschreien, keiner weiß, was passiert und alle davon verrückt werden. Die bekannteren Schauspieler*innen stellen hier sich selbst dar. Am Ende gibt Gaspar dem Werk ein sinnvolleres Ende und zeigt einen weiteren unvergesslichen Nachspann. Im Großen und Ganzen ist es aber ein Blödsinn, der nur auf der Anwesenheit der bekannten Gesichter baut. [Cannes]

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Port Authority (2019) 

Deutsch Diese unabhängigen Beziehungsdramen aus New York sehen alle irgendwie ähnlich aus. Nur dass man jedes Mal ein wenig unterschiedliche Kollisionen und Schmerzen klärt. Hier verliebt sich ein Hetero-Junge in eine Transgender-Frau, er "muss“ bei vielen Sachen lügen, "kann“ sie nicht seinen intoleranten Bekannten vorstellen usw. Die Momente, in denen sie sich kennenlernen und in denen ihre Gefühle füreinander stärker werden, sind gut dargestellt. Leyna Bloom hat wirklich einen weiblichen Zauber und kann spielen, aber sonst gibt es keinen Grund, warum man sich den Film merken sollte. [Cannes]

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Der See der wilden Gänse (2019) 

Deutsch Die visuelle Seite ist super, der ständige Regen sorgt für ein ausgiebiges Noir-Gefühl und gleich die erste Aufnahme ist ein echter Leckerbissen. Insgesamt ist es aber eine verwirrte Langeweile mit vielen Szenen und Details, die für eine Erzähler-Originalität sorgen sollen. Das führt dann dazu, dass die Aufmerksamkeit zerstreut wird und der Fokus nicht auf der Handlungslinie liegt. Ihr fehlt ein dramatischer Drive und sie wirkt im Hinblick auf die Länge überflüssig aufgebläht. [Cannes]

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First Love (2019) 

Deutsch Yakuza versus Chinesen versus Ich-weiß-gar-nicht-wer, dazu kommt zufällig ein junger erfolgloser Boxer, der eine wichtige Teen-Prostituierte auf Drogen beschützt. Die Linie mit dem Boxer, der zu einem Kämpfer wird, ist angenehm. Der Film widmet sich aber mehr dem Klan-Krieg, welcher eher grotesk als spannend wirkt. Für sein Miike-Indie-Aussehen bekommt er (wenigsten von mir) kaum Punkte. [Cannes]

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