POMO

Ein Konversationsstück, das sich in einem fahrenden Auto abspielt und die Zuschauer*innen ziemlich erfolgreich in Spannung hält. Ein Bulle, ein Zeuge und ein zufälliger Passagier, der nicht besonders vertrauenswürdig wirkt. Die erste Wendung, auf die man 90 % der Laufzeit wartet, ist aber vorhersehbar. Die zweite Wendung, welche den Film mit einer pseudo-schockierenden Pointe abschließt, ist das größte Genreklischee. Außerdem wurde sie mit der vorherigen Handlung oberflächlich und unbegründet verknüpft. Die Filmemacher geben auf eine sympathische Art und Weise zu, dass sie Tarantino bewundern, und zwar nicht nur mit der Schriftart des Abspanns aus Pulp Fiction.

Poetisch, philosophisch und auch ein bisschen romantisch. Die Regisseurin hat aus der Lebensgeschichte der beiden Vulkanologen, die vor Jahrzehnten zu Ende ging, so viel wie möglich herausgeholt. Außerdem hat sie für die Geschichte einen schönen lyrischen Rahmen geschaffen. In dem ungewöhnlichen und gefährlichen Hobby des Paares sowie in seiner innigen Partnerbeziehung findet sie Schicksalhaftigkeit und eine Lebensbestimmung. Einen glücklichen und erfüllten Lebensweg. Die Aufnahmen von Fernsehinterviews sind witzig. Wenn man sieht, wie sie die Vulkanausbrüche gedreht haben, ist es interessant. Und die Aufnahmen, in denen sie nur wenige Meter von der fließenden Lava entfernt stehen, sind atemberaubend. "As in love, there are mysteries. You fall hard for what you know. Harder, for what you don’t." Ein Film, der Ihr Inneres berühren wird.

SPOILER! So ein Potenzial. Und ein so durchschnittlicher Film. Anstatt einer schlauen soziologischen Studie über die Kollision der gesellschaftlichen Schichten hat sich The Menu als ein süßsaures Märchen von einem verärgerten Chefkoch entpuppt, der die einen dafür bestraft, dass sie einst seine Speisen kritisiert haben, und die anderen für Dinge, die mit ihm nichts zu tun haben. Und auch das macht der Film einfallslos und ab und zu sogar dumm (die theatralische Bestrafung des Angel Investors, ohne den der Chefkoch nicht einmal das Restaurant hätte). Vor dem Hauptschuft hat man keinen Respekt. Sogar die Figur der Gastrokritikerin ist nicht als Metapher der Filmkritiker*innen gestaltet, die den Film verreißen wollen. Die einzige Figur in dem Film, die mit ihrer Wahrnehmung der Situation und ihren Reaktionen Sinn ergibt, ist die Hauptfigur (Anya Taylor-Joy). Sie hat durch die Enthüllung ihrer Identität in das Konzept der Handlung auch den einzigen originellen und kreativen Impuls gebracht. Schwache 3*.

Ein Bildungsvideo für Teenager, die Geschichte und Biologie lernen, bzw. Italienisch. NS-Machthaber und Sozialarbeiterinnen mit einer Schwäche für Uniformen diskutieren über die geschichtliche Etappe des NS-Feldzugs von Kiew bis zu Stalingrad. Oralsex, klassischer Sex, S/M mit Lesben. Von den S/M Dingen gibt es in dem italienischen Cut verdächtig wenig. Ich will eine längere französische Version. Und einen CD-Soundtrack mit einem reichhaltigeren Booklet.

Die literarische Vorlage habe ich nicht gelesen, ich bewerte dieses Werk also nur als einen Kriegsfilm. Aus technischer Sicht ist er prima. An der Ausstattung, den Kostümen, der Kamera sowie der Gestaltung der Kriegs- oder Verhandlungsszenen habe ich nichts zu bemängeln. Die detaillierte Darstellung der Figuren und vor allem die Dialoge sind nicht so gut, sie wirken platt und die Emotionen sind nicht fesselnd. Das Drehbuch hätte sich mehr auf die persönlichen Geschichten von den Protagonisten und von einigen anderen Figuren konzentrieren sollen.

Ein Film, dem es nach einer Stunde der Verlegenheit des Publikums mehr oder weniger gelingt, seine Vorhersehbarkeit zu begründen. Dumme Details werden aber nicht entschuldigt (ein Priester mit einer Kamera ist von einem brennenden Kreuz schockiert, eine geladene Pistole wartet auf dem Tisch…). Dem interessanten Finale gelingt es nicht, den vorherigen verlegenen Eindruck zu retten. Für das Ende hat der Film aber trotzdem einen dritten Stern verdient. Ein großer Studio-Horrorfilm würde sich nicht trauen, so weit zu gehen (er hätte aber eine durchdachtere Struktur der ersten Stunde gehabt). Die Ausstattung ist auch gut.

Ben Steiner konsumiert Pilze und hat eine falsche Vorstellung davon, was die Zuschauer*innen sehen möchten. Die Tatsache, dass alle Figuren unsympathisch und undurchschaubar sind (außer der bedeutungslosen Rolle der blonden Geliebten), stört mich eigentlich nicht. Sie passen in das Konzept der Handlung. Aber die ganze Enthüllung des Geheimnisses der Mutter und des schwarzen Sekrets ist nur bizarr und daneben, nicht gruselig oder schockierend. Einfach nur Mist.

She-Joker. Ein interessantes, aus psychologischer Sicht sorgfältig aufgebautes und von den Filmemachern ausgefeiltes Profilbild eines labilen Asozialen, der die Grenze überschreitet – genau wie der preisgekrönte Hit mit Joaquin Phoenix. Das Milieu einer Hillbilly-Familie in einem Haus auf dem Land in Texas ist für mich persönlich noch vertrauter. Ti West deutet hier nämlich an, wie idyllisch die Anfänge von anderen berühmten texanischen Familien aussehen konnten… Die kitschige Märchen-Retro-Stilisierung steht im Kontrast zu den düsteren Tönen des Soundtracks, sie deutet die Anwesenheit eines verborgenen Bösen an und lässt seiner Explosion allmählich freien Lauf. Die Hauptfigur wird den Fans dieses Genres nicht nur mit einer Gabel oder einer Axt in der Hand gefallen, sondern auch in der langen Aufnahme, in der sie über ihre eigene seelische Zerrissenheit spricht. Mia Goth ist super. Und die audiovisuellen Anspielungen auf Kubrick und Hitchcock… ein formales Vergnügen für diejenigen, die sich für solche Sachen interessieren.

Es ist prima, dass Disney+ den Mythos eines Familien-Video-on-Demand-Dienstes zerstört und Premieren von interessanten Horrorfilmen anbietet. Mit Barbarian ist aber zu viel Hype verbunden. Dem Drehbuchautor und Regisseur Zach Cregger macht es Spaß, mit der Form zu spielen. Im ersten Drittel hat der Film eine solide Steigerung der Spannung aus dem Unbekannten. Wenn aber später das Geheimnis enthüllt wird, kommt auch die Schwäche des Films zum Vorschein, und zwar das bloße Ausleihen von Schlüsselelementen aus bahnbrechenden Werken des Genres. Im Finale wirkt Barbarian wie eine ungewollte Selbstparodie. Dabei denkt er, dass er cool ist. Diesen Film hätte ein origineller Fleischer drehen sollen, idealerweise mit europäischen Wurzeln, der keine Angst gehabt hätte, auch das Potenzial des grausamen Inhaltes der Videokassetten zu nutzen.

Technisch gesehen hat Old People ein solides handwerkliches Niveau. Der Anfang, dessen Höhepunkt die Szene ist, in welcher der Hauptdarstellerin bewusst wird, was Sache ist, ist ein hervorragend eskalierter Horror-Leckerbissen. Die bizarre Idee mit den wütenden Killer-Rentnern, auf der der ganze Film basiert, wirkt dumm. Die Autoren haben es nicht geschafft, aus dem Thema eine soziale Allegorie zu machen. Sie sind bei der mentalen Optik eines Zombie-Horrorfilmes geblieben. Dadurch wirkt der Film verlegen und fast lächerlich.