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Marigold 

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Deutsch "Ich befasse mich eben mit der zeitgenössischen sowjetischen Satire." "Es ist wirklich bemerkenswert, dass man sich mit etwas befasst, was es nicht gibt ..." Die ist eine ungefähre Paraphrase der Dialoge von Rjazans Film, die jedoch vom Gegenteil zeugt. Gemessen an seiner Zeit sowie der Intoleranz des sowjetischen Apparats ist dies in der Tat ein gewagtes Projekt, welches auf der authentischen Erfahrung des Regisseurs basiert. Das Treffen der Mitglieder des Genossenschaft für den Garagenbau bei Mosfilm wechselt sich im Film mit der selben Gemeinschaft im Zoologischen Museum ab, jedoch der anfängliche Konflikt bleibt der gleiche - aufgrund der Errichtung einer Autobahn müssen 4 Mitglieder ausgeschlossen und ihnen die Garagen weggenommen werden. Die nachfolgende Kaskade hervorragend geschriebener Dialoge und situativer Gags hat eine klare soziale Überlappung und verspottet die sozialistische Gesellschaft mit all ihrer Heuchelei, vorgetäuschten Gerechtigkeit, Durchorganisiertheit, Empathie und unterschwelligem Mist, mit dem man sich sein Stück sicheren Raums kauft. Für ein regelrechtes Schauspielerkonzert sorgt jeder der Teilnehmer auch dank der fantastisch geschriebenen Charaktere, die sich oftmals auf kleinstem Raum profilieren und ein sehr breites Register an Charakteren und Motivationen bereitstellen. Einen interessanten Kontrapunkt zu den Menschen bildet die Umgebung ausgestopfter Tiere, die quasi leise die Absurdität der umliegenden Ereignisse kommentieren (an das Piranha-Pendel werde ich mich wohl noch lange erinnern). Eine kammerähnlich und theaterähnlich eingestimmte Geschichte, welche die Räumlichkeiten einer Ausstellungshalle, in welcher das Treffen stattfindet, nur ausnahmsweise verlässt. Es gibt hier solide Filmarbeit zu sehen, Vorzeigearbeit mit Dynamik und Pointen zu Situationen ... Eben eine soziale Satire in voller Kraft, deren Schicksal in einer langfristigen Verachtung und Projektion in den versteckten moskauer Kinos bestand ... In Anbetracht des zeitlichen Abstands können wir da nicht anders als schlussfolgern, dass Rjazans Film mit dem Wandel im politischen Systems nichts an seiner Relevanz eingebüßt hat, und obwohl er sich eindeutig zum sozialistischen Establishment ausdrückt (und zwar in überraschendem Maße offen), passen die meisten karikierten Merkmale auch auf die moderne Zeit. Mit etwas Überspitztheit könnte man da eine Parallele zu Formans Film Der Feuerwehrball ziehen ... ()

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