Die weißen Nächte des Postboten

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Inhalte(1)

Russland am Kenozero-See. In der abgelegenen Gegend um den See ist der Postbote Lyokha die einzige Verbindung zur Außenwelt. Außer Briefen bringt er ihnen Brot, die Zeitung. Aber auch menschlich spielt er eine wichtige Rolle in diesem abgelegenen Dorf. Ljoscha, der Postbote, spielt eine wichtige Rolle für die Anwohner rund um den Kenosero-See. Mit seinem Motorboot versorgt er sie mit Briefen, Zeitungen und Nahrungsmitteln. Aber er nimmt auch eine wichtige soziale Rolle ein. Für viele der Menschen ist er eine Bezugsperson. Er achtet auf den alten Vitia, damit dieser nicht zu viel trinkt, und nimmt sich des kleinen Timur an, um ihn ein wenig zu beschäftigen. Das Leben um den Kenosero-See ist ein sehr langsames, auch einfaches. Ablenkung bieten lediglich Radio und Fernsehen, Zigaretten oder Alkohol. Eine Sucht, der Ljoscha abgeschworen hat. Er ist seit zwei Jahren trocken. Auch einsam ist das Leben, das gezeigt wird; die verschiedenen Menschen können sich in ihrer Einsamkeit zwar gelegentlich Halt geben, diese aber niemals überwinden.
Der Film legt es keineswegs darauf an, die Lebensumstände in dieser ländlichen Gegend zu bemitleiden, sie etwa anzuprangern, vielmehr wird die Essenz des Lebens mit all seinen Schwierigkeiten in diesem reduzierten Dekor sichtbar. Ljoscha und die anderen stellen ihr Leben nicht infrage, und doch fühlen sie sich unglücklich und einsam. Ljoscha ist unruhig, etwas scheint nicht zu stimmen: Immer wieder sieht er in der Nacht eine Katze, die sich manchmal auf seinen Bauch legt, ihn ein anderes Mal nur ansieht. Sind das Halluzinationen? Als eines Tages der Motor von Ljoschas Boot geklaut wird, ist die Verbindung zur Außenwelt erst einmal gekappt. Ljoscha fährt in die nächste Stadt, um einen neuen Motor zu besorgen. Gemeinsam mit dem kleinen Timur streift er durch Einkaufszentren, besucht seine Schwester und sogar eine Raketenforschungsstation. Der technische Fortschritt in der Stadt steht in starkem Kontrast zum naturverbundenen Leben auf dem Land. (arte)

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Kritiken (2)

J*A*S*M 

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Englisch (50th KVIFF) This is exactly the kind of genre/non-genre that I don’t like, so the three stars are the equivalent of a much higher rating for other types of films. So, fine. White Nights is a poetic and also an almost documentary realistic film that slowly and non-violently – but also with some mysticism – follows the life of a Russian village and the mentality of its inhabitants. A life that remains the same in some places, but changes in others, leading to its conclusion. 65 % ()

Marigold 

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Deutsch Die weißen Nächte des Postboten Alexei Trjapicyn erfassen die zyklische sowie einsame Existenz eines Mannes, der als einziger die unerreichbaren Inseln der traditionellen Dorfwelt verbindet. Diese verschwindet allmählich, und mit ihr auch die charakteristische Mythologie, der Humor und die russische Chandra, diese gutherzliche Mischung an schwierigem menschlichen Schicksal, Wodka-Strömen sowie Momenten, in denen mitten im betrunkenen Geplapper die Charaktere aus Versehen die Vergeblichkeit des Seins ansprechen. Konchalovsky verknüpft hier auf ironische Art und Weise die Abläufe einer Reality-Show (fixe Voyeur-Kameras in den Häusern der Akteure) mit Momenten, welche dank der suggestiven sowie ambienten Musik von Eduard Nikolajevitsch Artemjev die beunruhigende Kraft von Andrei Tarkovskys Filmen erwecken, wobei es hier insbesondere um jene Momente geht, in welchen das Kamerabild die Realität zu einem flüchtigen Traum umkehrt. Somit schlägt der Film schafft eine einzigartige Brücke zwischen dem heutigen Russland, welches durch die entmenschlichte Landschaft der Stadt, die Raketenstützpunkte sowie die unsinnigen Ausschnitte aus unterhaltsamen Fernsehshows und Traditionen vertreten wird - sowohl, was den Film, als auch die Volks und Filmstraditionen betrifft. Konchalovsky bleibt auf bewundernswerte Weise zurückhaltend. Obwohl er sich der Fragmente der klassischen Kunst bedient, welche durch Verdis "Requiem" oder ein Zitat aus Shakespeares "Sturm" gedämpft werden, schweift er nie zur verflachten intellektuellen oder im Gegenteil an eine Boulevardzeitung erinnernden Exploatation gewöhnlicher Menschen ab, die ihre Privatsphäre vor der Kamera preisgeben. Die Weißen Nächte des Postboten Alexei Trjapicyn zeigen die charakteristische Einfachheit, die die in zeitgenössischen Realityshows über Hillbillies doch so sehr ausgebeutet wird, tut dies jedoch auf eine Weise, welche den Betrachter vor einem schmunzelnden Lächeln bewahrt - denn man findet im bizarren Zyklus zielloser Dialoge, alltäglicher Routinen sowie kleinerer Katastrophen auch ein Stück von sich selbst. #kviff2015 ()