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Namenlos bleibende dreizehnjährige Zwillingsbrüder (András Gyémánt und László Gyémánt) werden inmitten des Zweiten Weltkriegs von ihrer Mutter (Gyöngyvér Bognár) aufs Land zu ihrer Großmutter (Piroska Molnár) gebracht. Hier erleben sie häusliche Gewalt, denn die bösartige Frau lässt die Zwillinge hart für sich arbeiten. Die Kinder müssen sich den gegebenen Umständen anpassen, ohne dass sie jemand beschützt, erzieht oder führt. Sie sind gezwungen, ihre eigenen Moralvorstellungen auszubilden und sich in Selbstkontrolle zu üben. Ihr Repertoire angelernten Verhaltens reicht von Gefühlskälte über Hungern und Betteln bis hin zum Stehlen und Töten. Die beiden sind sich darüber einig: Diese Dinge benötigen sie im Alltag. Ihre autodidaktische Ausbildung sowie die zeitgleich stattfindenden Bombardierungen und die Verfolgung der Juden dokumentieren die beiden Jungen ganz sachlich in einem großen Heft. Hier notieren sie auch ihre größte Angst: die Trennung. (Verleiher-Text)

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Marigold 

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Deutsch Ja, Szász ist seinem Ruf als kompromisslosen und originellen Filmemacher tatsächlich nicht nachgekommen, welchen in den 1990er Jahren hatte, in der Tat nicht gerecht geworden.  Das Große Heft ähnelt eher einer osteuropäischen HBO-Produktion mit einem, bedingt durch die Wiederholung der gleichen Drehorte, recht klein gehaltenen Ambiente sowie dadurch, dass die Regie recht konservativ wirkt. Wenn ich mir diese sekundären Kategorien einmal wegdenke, kann der Einwand immer noch zu einem Drehbuch führen, welches zu sehr vom Original der Agota Kristof ausgeht. Einerseits werden die harschen und rohen Monologe genutzt, andererseits motiviert das ganze manchmal recht unbeholfen dahingehend, was in der Buchvorlage natürlich aussah. Trotzdem habe ich dank diesen Lektionen in Härte, Entsagung und Leiden ein Fabel für Szász entwickelt. Das zentrale Duo der "Wölflinge" ist hervorragend, die Frau ist niedlich und einige Nebencharaktere sind unwiderstehlich. Insbesondere gilt dies für die Filmmitte, in der sich die Vergeblichkeit der mütterlichen Liebe mit dem Strom an Flüchen und drastischer Szenen verknüpft, die künstlerisch gesehen lediglich in einem Notizbuch festgehalten werden - das ist einfach famos. Krieg dringt in die Welt der Jungen als Reflexion vor, sie führen ihren eigenen mit dem Ziel, Emotionen zu besiegen und sämtliche Liebe auszurotten. Der mit einer drastischen Tat endende Strom an Schlägen und devianten Episoden hat eine modernde, unangenehme Atmosphäre, die leicht an Hanekes Das Weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte erinnert. Schade um die unvollendete Stilisierungsschritte, jedoch es bleibt immer noch eine bedeutende Erfahrung. ()