Comrade Kim Goes Flying

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A propagandistic film presents North Korea as a country where the working class can fulfil their dreams, while avoiding any depiction of today's reality. A female miner, Kim, desires to become an acrobat and she will clearly reach her goal despite obstacles. Similarly, the European producers probably wanted to be the first ones to penetrate the impenetrable North Korean film industry and therefore created a fairy-tale full of colors and smiles in cooperation with a local crew. What provides an escape from reality to a North Korean viewer might remind us in Europe how manipulative a film can be. (Febiofest)

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Marigold 

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Deutsch Die westlichen Produzenten, welche das Wort Propaganda im Febio-Fest-Programm irritierte, hielten es vor der Projektion für notwendig, uns konsequent eine ideologische Einführung in ihre Arbeit u geben. Nun, was haben wir dabei denn gelernt: Comrade Kim Goes Flying ist ein unpolitisches, universal menschliches Werk, welches auf das nordkoreanische Publikum abzielt und gleich in mehrfacher Hinsicht bahnbrechend ist, obgleich überhaupt zum ersten Mal in der Geschichte der dortigen Kinematografie eine Frau als Heldin in den Vordergrund gestellt wird, die angeblich emanzipiert ist und sich aus freiem Willen entscheidet. Sicherlich können wir die Qualen von Genosse Kim als eine niedliche, ungeschickt erzählte sowie "zutiefst menschliche Geschichte" wahrnehmen, das erforderte jedoch ein gewisses Maß an Ignoranz von uns. Vor allem eines - von einer emanzipierten und unabhängigen Heldin kann hier gar nicht die Rede sein. Die Entscheidungsfindung von Genossin Kim mitsamt ihres Aufstiegs "vsjo vyše“ (immer höher) ist stets durch den kollektiven Rahmen motiviert, welcher gerade dort als Korrektiv und Ermutigung dient, wo Einzelersonen versagen. Comrade Kim Goes Flying stellt nichtdie Geschichte des Triumphes einer Einzelperson dar, sondern der Stärke und Entschlossenheit der Arbeiterklasse, und das habe ich mir wohlgemerkt nicht ausgedacht, denn das wiederholen die Charaktere im Film wiederholt. Das Subjekt handelt hier stets in einem fest hierarchisch definierten Machtrahmen, an dessen Spitze sich der Führer befindet, der entschieden hat, dass die Welt eben so sein wird, wie sie ist (was uns wiederum eine der Personen sagt, als Genossin Kim am vezweifeltsten ist). Die angebliche universelle Menschlichkeit ist gerade das, worum es jeder Ideologie geht, und es spielt gar keine Rolle, ob über diesem Lande der Führer waltet-die Sonne aufgeht, oder es um eine Marketingphrase über die Erfüllung von Träumen geht, wobei es hier um wasweisichwas, sagen wir einen Slogan in einer Bank gehen könnte. In dieser Hinsicht können wir die "antipropagandistische" Aussage der Macher als Aussage eines Onanisten verstehen werden, behauptet, sofern er denn eben beim Onanieren erwischt wird, er masturbiere nicht, sondern streichle sein Glied. Was gibt uns hier jedoch Comrade Kim Goes Flying über die nordkoreanische Kinematografie preis: es spielen hier menschliche Automaten, die Emotionen (insbesondere Freude) demonstrieren, so dass kein Zweifel daran besteht, um was es geht. Die Kamera verankert diese Emotionen in einer eindeutigen Umgebung (wenn Freunde über Liebe sprechen, fahren im Hintergrund blumenbestückte Boote vorbei, in denen Pärchen auf einem rendez-vous sitzen). Humor beschränkt sich auf harmlose Familienneckereien oder knurrende Großväter. Die Szenen mit dem "Bauen" sowie kollektiven Feierlichkeiten sind teilweise offensichtlich Dokumentarfilmen entnommen worden, was sich in bedeutendem Maße auf der Qualität der Bilder niederschägt. Die Situation, in welcher Arbeiter neues Haus "bauen", wobei die Tätigkeit darin besteht, eine monströse Plattenbauruine zu verputzen, die wohl noch die jungen Jahre von Kim Jong-il miterlebt hat, stellt den besten ideologische "Versprecher" des gesamten Films dar. Sofern wir denn den ideologischen Grundriss von Comrade Kim Goes Flying, das Erzählmuster sowie die motivorientierte Struktur zusammefassen, so ist der Streifen im Wesentlichen ein Modellprodukt der stalinistischen Konfliktlosigkeit und eher als "Juche Flashdance" erinnert es an den Film des tschechischen Regisseurs Sequens Way Leading to Happiness. Die Frage, was das Publikum mit einem solchen Film anstellt, ist nur allzu leicht zu beantworten. A) man ist empört über die propagandistische Stupidität des kriminellen Regimes B) man lacht über diese Naivität und freut sich leise, dass man die Oberhand über "Helden" hat (nicht hat) C) man ärgert sich zu Tode, weil der Film selbst für Propagandaliebhaber überhaupt nichts Aufschlussreiches bietet und wenig Reiz hat. Jedenfalls ist mir nicht ganz klar, was dieser "kulturelle Austausch" zwischen Ost und West hat bezwecken wollen. Die Produzenten erinnern nämlich am allermeisten an Touristen, die sich auf eine durch eine Reisebüro organisierte Tour durch Nordkorea begeben, sich quasi das "Indianerreservat des totalitären Regimes" anschauen und am Ende durch Tanz rosafarbiger Kinder gerührt sind, weil "es doch schön ist, wenn Kinder sich einfach nur so freuen". Aber es ist nunmal nichts "einfach nur so". Nicht einmal der vierfache Salto von Genossin Kim. P.S. Im Zusammenhang mit Žižeks Metapher der Erkenntis aus der Ideologie als Brille, bei der wir es fürchten, sie aufzusetzen, stellt sich nun die Frage, ob ähnliche Filme beim westlichen Publikum nicht vor allem deshalb beliebt sind, weil sie bestätigen, dass man selbst keine Brille benötigt, zumal wir "die Täuschung klar erkennen". () (weniger) (mehr)

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