claudel

“Volkerball" ist mein Lieblingsbuch und in meinen Augen das gelungenste Buch von Michal Viewegh. Ich dachte immer, es wäre sehr schwer, das Buch zu verfilmen, und ich wollte den Autor bei einer geeigneten Gelegenheit fragen, ob er sich dies überhaupt vorstellen könnte. Und unerwarteterweise wurde dies wahr. Als ich den ersten Trailer sah, war ich sehr skeptisch, weil ich die Besetzung fast der gesamten "Truppe“ als Irrtum sah. Meine Skepsis hielt etwa die Hälfte des Films über an, doch dann störte es mich nicht mehr. Ich könnte mir vielleicht eine Besetzung vorstellen, die besser geeignet wäre, doch ein völliges Schlamassel ist es schließlich nicht. Umso mehr möchte die Auswahl von Simona Babčáková hervorheben, eine bessere Wahl für die Frau Hujerová kann es wohl in Böhmens Hain und Flur nicht geben. Ebenso gelungen ist der Zug mit dem Duo Krainová-Bartošová. Petr Nikolaev hat mich bisher noch nie enttäuscht, und das wird auch so bleiben, nachdem ich Dodgeball gesehen habe. Für mich bleibt die Vorlage wahrscheinlich unverfilmbar, trotzdem schätze ich das Bemühen, und ganz sicher ist es ihm gelungen, jene bittersüße Atmosphäre einzufangen, die aus dem Buch direkt hervorsprudelte. Es sind keine reinen vier Sterne, doch bei der hiesigen traditionellen allgemeinen Kritik hebe ich die Wertung absichtlich an. Außerdem musste ich an den Vergleich mit den Angels denken, und bei einem solchen Vergleich gewinnt Nikolaev immer noch um einen ziemlichen Deut. In Sportmathematik wäre der Score des Duells Nikolaev-Nellis in den letzten drei Jahren zwei Null.

Diesen Film kann man nicht anders als hübsch bezeichnen, denn es fehlt hier irgendein grundsätzlicherer Konflikt, was dem entspricht, dass er nach dem Erinnerungsbuch von Jane Hawking gedreht wurde, die den Eindruck einer friedfertigen, netten Frau vermittelt. Eddie Redmayne zeigt wirklich eine oscarreife Leistung, die Auszeichnung für ihn ist absolut verdient. Die Geschichte langweilt nicht, sie ist flüssig, trotzdem konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man wieder eine Variante und Kombination aus A Beatiful Mind - Genie und Wahnsinn, The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben, Mein linker Fuß und ähnlichen Streifen vor sich hat. Doch in der Konkurrenz von American Sniper oder Foxcatcher wirkt Die Entdeckung der Unendlichkeit wie Balsam auf der Seele.

Beim Anschauen des Films Lynch konnte mir nichts anderes einfallen als das bekannte Zitat "Die Gerechtigkeit des Rechts ist Scheißen durch ein Schlüsselloch“. Genau wegen solcher Leute wie der Kreisstaatsanwalt könnte ich nicht als Rechtsanwalt oder Staatsanwalt arbeiten, solche Leute haben wahrscheinlich keine Spur von Gefühl, zitieren lediglich Paragraphen und verstecken sich hinter dem Recht und den Gesetzen. Pfui. Auf einem sehr kleinen Raum - räumlich und zeitlich spielt sich ein depressives Drama ab, das den Zuschauer nicht gleichgültig lassen kann. Wahrscheinlich sollte ich mich nicht ständig wiederholen, aber die polnischen Filmemacher sind einfach toll.

Während das Jahr 2014 an herausragenden männlichen Hauptdarstellern in tschechischen Filmen arm war, kann man im März 2015 gleich von zweien sprechen, neben Matěj Hádek brilliert Karel Roden in Der Fotograf. Es ist sehr gut gedreht und gespielt, Karel Roden geht sehr versiert Marie Málková zur Hand, und lobenswert ist sicher auch die Leistung von Zuzana Vejvodová in der Nebenrolle. Für meinen Geschmack ist der Film etwas zu lang, aber ganz sicher habe ich mich nicht gelangweilt. Die Verbindung Pavlásková-Roden funktioniert kurz und gut und wird wahrscheinlich auch weiter funktionieren - in Roths The Prague Orgy wird er sicherlich auch den Zuckermann spielen, wenn sich kein Problem mit dem Alter ergibt.

Es ist fast unglaublich, dass der Regisseur des Films Joe gegen den Vulkan so etwas Tolles und Zeitloses gedreht hat wie Glaubensfrage. Das versteht man einfach nicht. Auch wenn ich den Inhalt des gesamten Streifens vergessen würde, so werde ich nie die Schlussszene vergessen, die sich auf viele Momente und Ereignisse im Leben beziehen lässt. Ja, ja, Zweifel gehören zu den schlimmsten Gefühlen, die ein Mensch haben kann.

Schauspielerisch wieder absolut überzeugend, expressiv, extrem, in der Fußballsprache ein "totales Theater“. Die formale Seite ist, so wie es bei The Comedy nun mal ist, erneut ungewöhnlich und originell. Im Unterschied zu Spílání publiku war aber Antiklimax nichts für mich. Es ist möglich, dass das Stück aber mehr Konzentration und eine andere Verfassung erfordert als die, in der ich es gesehen habe.

Ein seltsamer und recht trauriger und depressiver Film, bei dem mir nicht besonders wohl ums Herz ist. Eduardo Noriega meistert seine ernste Rolle einfach bravourös. Die weiblichen Figuren sind auch alle hervorragend, ihr Schicksal mehr als rührselig. Die Spanier verstehen es, solche mysteriösen Dramen und Thriller zu drehen. Ich bin nicht völlig überzeugt davon, dass der Film viele Sterne verdient, doch er strahlt etwas Starkes aus, außerdem ist For the Good of Others auch formal betrachtet sehr gelungen.

Christian Petzold ist ein hervorragender Regisseur, daran besteht kein Zweifel, formal ist Phoenix meisterhaft gelungen, für mich allerdings war der Inhalt absolut nichts. Es ist möglich, dass ich den Film in der falschen Verfassung gesehen habe, denn ein Kammerdrama ist nicht direkt ein Genre, dass ich jederzeit und unter allen Umständen anschauen kann. Ich gehe mit, dass Nina Hoss unter Petzolds Leitung wieder hervorragend spielt, einige Einstellungen sind ausgeschmückt, das Ende ist erstklassig, trotzdem habe ich mich recht lange gelangweilt und die Handlung im Geist vorgespult. Schade, Barbara war mein stärkstes Erlebnis.

Nach einigen begeisterten Rezensionen, Kommentaren und Empfehlungen musste ich einen Film sehen, den einige direkt als tschechischen Film des Jahres bewerten, vielleicht sogar als den besten tschechischen Film der letzten Jahre. Eingangs muss ich die mutige Wahl von Regisseur Prušinovský werten, die Brüder Hádek auf diese Art zu besetzen. Würde jemand, der sie nicht kennt, in ihre Gesichter blicken und würde man ihnen die Charakterzüge einer Kobra und einer Blindschleiche vorlegen, würden die meisten Matěj als Kobra und Kryštof als Blindschleiche besetzen. Es war ein leicht riskanter Zug, umso mehr erwies er sich als außerordentlich erfolgreich. Kryštof spielt buchstäblich Extraliga, seine Leistung hat mich absolut fasziniert, und ich habe nur auf seine Pupillen, die großmäuligen, primitiven Sprüche und die gewollten und ungewollten Tanzkreationen gestarrt. Matějs Figur hat mich immer ergriffen, die ganze Zeit tat er mir fürchterlich leid, und im Innersten meiner Seele habe ich ihm immer die Daumen gehalten, auf dass er sein Leben meistern und alles überwinden möge und auf dass es ihm gelinge, ein Stück Lebensglück für sich zu erobern. Einen Besucher des Schauspielklubs werden die souveränen Leistungen in den Nebenrollen von Jan Hájek und Lucie Žáčková nicht überraschen. Ebenso meine ich, dass Regisseur Prušinský keine geeignetere Schauspielerin als Jana Šulcová hätte finden können. The Snake Brothers gehören wohl in die Kategorie Sozialdrama, doch ich würde sie nicht neben Filme wie Die Jahreszeit des Glücks oder Flower Buds stellen, der Film strahlt etwas anderes aus. Am besten geeignet erscheint mir jedoch die Bezeichnung Tragikomödie, denn an vielen Stellen habe ich gelacht, und obwohl dies kein befreites Lachen war, sondern ein Lachen, bei dem es einen gleichzeitig friert. The Snake Brothers hat sicher das Potenzial, Film des Jahres 2015 zu werden, und sofern uns die Kritiker und die Mitglieder der Akademie nicht irgendwie unangenehm überraschen, meine ich, dass er mindestens drei Löwen für die besten Darsteller erhalten muss.

Alice Nellis hat sich unglaublich bemüht, das ist in jeder Einstellung zu spüren. Leider hat sich gezeigt, dass die sehr gut zu lesende und gute Novelle von Michal Viewegh unverfilmbar ist. Obwohl die Angels bezüglich der Darsteller präzise sind, und hier rede ich von Menschen und Engeln, und von einer wunderbaren Musik und einer hübschen Kamera unterstützt werden ist die Handlung zu wortgetreu und langweilt mit der Zeit, bis sie einen zu Tode langweilt. Ich erkenne an, dass es unglaublich schwer ist, doch möglicherweise könnte man sich ja doch manchmal auf einen Weg der Andeutungen und Metaphern begeben, statt zu viel zu erzählen. Ich bin enttäuscht, trotzdem weiß ich das Bemühen und die Anstrengungen zu schätzen, die die Dreharbeiten sicher erfordert haben.