claudel

Wenn jemand einen inhaltlich und formal hervorragenden Film, der zahlreiche Preis gewonnen hat, kritisiert, verreißt und desinterpretiert, sollte er bei seinem nächsten Film verdammt gut aufpassen. Bis heute habe ich noch nicht verarbeitet, wie geschmacklos und dumm sich Jan Svěrák über 12 Years A Slave ausgelassen hat. Er hat so über sich verraten, dass er neidisch, von niederem Instinkt und ein absoluter Ignorant ist, was die Geschichte betrifft. Seine unverständliche Aussage könnte ich mir nur so erklären, dass er betrunken war, unter Drogen stand oder dass er den Film gar nicht gesehen hat. Doch nun zu Three Brothers. Wenn ich mich auf Svěráks Niveau begeben würde, wäre, wenn 12 Years A Slave ein maskierter sadomasochistischer Pornofilm war, Rotkäppchen wiederum ein verstecktes pädophiles Porno. Doch ich möchte mich zu solchen Schlüssen nicht hinreißen lassen. Wenn Svěrák eine hohe Meinung von sich hat, hätte er mit etwas völlig Neuem, Originellen, einem neuen Märchen, mit einer reichen Handlung und hübschen Kostümen daherkommen müssen. Stattdessen serviert er uns ein verworrenes Patchwork aus drei notorisch bekannten Märchen, die er verdreht und verschandelt hat. Das Drehbuch ist eine einzige Tragödie, ich habe ich fürchterlich gelangweilt und immer vorgespult, auf dass es vorbei sein möge. Im ersten Märchen gleitet er in die tiefste Schlucht einer ungewollten Parodie, Peinlichkeit und Verworrenheit der Handlung ab. Da es mir widerstrebt, negativ zu sein und Trash zu vergeben, bewerte ich mit einem schmuddeligen Sternchen für den einzigen Lichtblick in Form von Jiří Lábus und erkenne an, dass die visuelle Seite des Streifens recht anständig ist. Míčová und Kaiser sind exzellente Schauspieler, der völlig andere Rollen verdient haben. Der drittschlechteste Film des Jahres 2014.

Eine klassische Rolle für Liam Neeson. Manchmal gebe ich mir Mühe und rechne nach, wie viele Male er einen zerrissenen Einzelgänger, Alkoholiker und (ehemaligen) Polizisten gespielt hat. Egal, er gefällt mir immer. Dieser Film ist aber recht spezifisch, er hat eine eigenwillige Atmosphäre, und ich würde ihn sogar als modernen Film noir bezeichnen. Trotzdem sehe ich das größte Problem im holprigen Drehbuch, es ist unnötig lang und lässt die richtige Ladung vermissen. Lupenreine drei Sterne, was für Liam wohl zu wenig ist.

Visuell ein hübscher Streifen, doch inhaltlich fast leer. Eine Art "Langeweile in Kanada“, wo ich nie Lust hatte, den Film zu schauen. Vor allem, wenn man erkältet ist und das Gefühl hat, dass die Nase explodiert und man befürchtet, alle im Saal mit der Ausschnauberei zu stören, dann schlägt sich eine solche Nervosität auch im Filmerlebnis über. Für mich als jemand, der Storys mag, ist You’re Sleeping Nicole im Grunde ohne Story und tragende Handlung. Die Figuren leben dahin, sie schlagen sich durch langweilige Ferien, führen platte Dialoge, und dieses Grau wird hier und da von etwas Bizarrem aufgelockert - ein dicklicher Mann, ein Fahrer, der versucht, ein Baby zum Schlafen zu bringen, oder ein Pubertier im Stimmbruch - übrigens die witzigste Figur des gesamten Streifens. Und wenn Sie Französisch mögen, dann stehen Ihnen bei der kanadischen Variante vor Schrecken die Haare zu Berge.

Ein sehr seltsamer Film, der nur sehr schwer zu bewerten und zu kommentieren ist. Ich habe etwas völlig anderes davon erwartet, die erste halbe Stunde kam mir schwungvoll und spannend vor, sie erweckte Neugier in mir, was sich wohl in der Vergangenheit der Figuren abgespielt haben musste. Dann aber entwickelte sich die Handlung in eine Richtung, die mir nicht mehr gefiel und gemischte Gefühle in mir hinterließ. Ich verstehe voll und ganz, dass es für die Polen wichtig war, einen Film mit einem solchen Thema zu drehen, doch in der Interpretation war das nicht ganz mein Geschmack, einschließlich der Lösung und des Schlusses. Ganz sicher ist das ein guter Film, doch für mich hat er kurz gesagt nicht ganz gepasst.

Die Franzosen können so was und zwar wirklich gut. Eine traurige Komödie mit dramatischen Elementen und einem stark sozialen Hintergrund, dies ist ein Genre, in dem die Franzosen brillieren und die anderen um mehr als einen Kopf überragen. Das erfolgreiche Tandem Toledano-Nakache hat erneut einen gemeinsamen Nenner mit Omar Sy gefunden, und hier haben wir einen weiteren erfolgreichen Streifen, der sowohl bei der Kritik als auch bei den Zuschauern Anklang findet. Angesichts dessen, dass ich überhaupt nicht wusste, in welchen Film ich gehe, habe ich naiverweise angenommen, und das auch noch die gesamten ersten fünf Minuten lang, dass ich einen Tanzfilm sehe. Das hätte mich nicht gestört, doch die Geschichte von einem Immigranten aus dem Senegal mit dem Namen Samba verabreichte mit eine ausreichend starke Dosis Emotionen, guten schauspielerischen Leistungen und manchmal fast verrückten Witzen in einer Interpretation des sonst mehr als ernsten Tahar Rahim. Und wenn Sie sich einen solch schönen Film mit Leuten anschauen, die Sie mögen, dann ist das Erlebnis umso intensiver. Mein Lieblingsfilmland hat mich erneut nicht enttäuscht.

Ach Mensch, warum kasteie ich Idiot mich ständig selbst mit dummen amerikanischen Kriegsmärchen über die einzigen Helden auf der Erde, die unter amerikanischer Flagge kämpften und kämpfen? Es ist mein Fehler, ich kann mich nicht beschweren, und ich werde auch nicht so viel darüber schreiben wie bei American Sniper, weil hier statt Arabern Deutsche herumlaufen, die entweder verzweifelt, feige, dumm oder bösartig dargestellt werden, während die Besatzung des wichtigsten, fast unzerstörbaren Panzers sich nichts mit einer Gang irgendwelcher Halunken auf einer schmutzigen amerikanischen Straße vergibt. Brad Pitt mit seiner komisch aktuellen Frisur scheint vergessen zu haben, dass er bereits einen anderen Film dreht als die Inglourious Basterds und ich verstehe eigentlich nicht ganz, warum er es nötig hat, einen gestylten Arsch zu spielen, der von Afrika bis Deutschland mordet. Der einzige Lichtpunkt des gesamten Films ist für mich Logan Lerman, dessen Figur mir neunzig Minuten lang mehr als nahe stand und der mir als Schauspieler im Grunde in jeder Rolle sympathisch ist. Ich gebe kritisch zu, dass die Szene der drei Panzer gegen einen effektvoll und gelungen war. Um mir Trash zu ersparen, sollte ich wohl wirklich keine triumphierenden und heroischen amerikanischen Gehirnwäschefilme mehr schauen.

“Volkerball" ist mein Lieblingsbuch und in meinen Augen das gelungenste Buch von Michal Viewegh. Ich dachte immer, es wäre sehr schwer, das Buch zu verfilmen, und ich wollte den Autor bei einer geeigneten Gelegenheit fragen, ob er sich dies überhaupt vorstellen könnte. Und unerwarteterweise wurde dies wahr. Als ich den ersten Trailer sah, war ich sehr skeptisch, weil ich die Besetzung fast der gesamten "Truppe“ als Irrtum sah. Meine Skepsis hielt etwa die Hälfte des Films über an, doch dann störte es mich nicht mehr. Ich könnte mir vielleicht eine Besetzung vorstellen, die besser geeignet wäre, doch ein völliges Schlamassel ist es schließlich nicht. Umso mehr möchte die Auswahl von Simona Babčáková hervorheben, eine bessere Wahl für die Frau Hujerová kann es wohl in Böhmens Hain und Flur nicht geben. Ebenso gelungen ist der Zug mit dem Duo Krainová-Bartošová. Petr Nikolaev hat mich bisher noch nie enttäuscht, und das wird auch so bleiben, nachdem ich Dodgeball gesehen habe. Für mich bleibt die Vorlage wahrscheinlich unverfilmbar, trotzdem schätze ich das Bemühen, und ganz sicher ist es ihm gelungen, jene bittersüße Atmosphäre einzufangen, die aus dem Buch direkt hervorsprudelte. Es sind keine reinen vier Sterne, doch bei der hiesigen traditionellen allgemeinen Kritik hebe ich die Wertung absichtlich an. Außerdem musste ich an den Vergleich mit den Angels denken, und bei einem solchen Vergleich gewinnt Nikolaev immer noch um einen ziemlichen Deut. In Sportmathematik wäre der Score des Duells Nikolaev-Nellis in den letzten drei Jahren zwei Null.

Diesen Film kann man nicht anders als hübsch bezeichnen, denn es fehlt hier irgendein grundsätzlicherer Konflikt, was dem entspricht, dass er nach dem Erinnerungsbuch von Jane Hawking gedreht wurde, die den Eindruck einer friedfertigen, netten Frau vermittelt. Eddie Redmayne zeigt wirklich eine oscarreife Leistung, die Auszeichnung für ihn ist absolut verdient. Die Geschichte langweilt nicht, sie ist flüssig, trotzdem konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man wieder eine Variante und Kombination aus A Beatiful Mind - Genie und Wahnsinn, The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben, Mein linker Fuß und ähnlichen Streifen vor sich hat. Doch in der Konkurrenz von American Sniper oder Foxcatcher wirkt Die Entdeckung der Unendlichkeit wie Balsam auf der Seele.

Beim Anschauen des Films Lynch konnte mir nichts anderes einfallen als das bekannte Zitat "Die Gerechtigkeit des Rechts ist Scheißen durch ein Schlüsselloch“. Genau wegen solcher Leute wie der Kreisstaatsanwalt könnte ich nicht als Rechtsanwalt oder Staatsanwalt arbeiten, solche Leute haben wahrscheinlich keine Spur von Gefühl, zitieren lediglich Paragraphen und verstecken sich hinter dem Recht und den Gesetzen. Pfui. Auf einem sehr kleinen Raum - räumlich und zeitlich spielt sich ein depressives Drama ab, das den Zuschauer nicht gleichgültig lassen kann. Wahrscheinlich sollte ich mich nicht ständig wiederholen, aber die polnischen Filmemacher sind einfach toll.

Während das Jahr 2014 an herausragenden männlichen Hauptdarstellern in tschechischen Filmen arm war, kann man im März 2015 gleich von zweien sprechen, neben Matěj Hádek brilliert Karel Roden in Der Fotograf. Es ist sehr gut gedreht und gespielt, Karel Roden geht sehr versiert Marie Málková zur Hand, und lobenswert ist sicher auch die Leistung von Zuzana Vejvodová in der Nebenrolle. Für meinen Geschmack ist der Film etwas zu lang, aber ganz sicher habe ich mich nicht gelangweilt. Die Verbindung Pavlásková-Roden funktioniert kurz und gut und wird wahrscheinlich auch weiter funktionieren - in Roths The Prague Orgy wird er sicherlich auch den Zuckermann spielen, wenn sich kein Problem mit dem Alter ergibt.