Filmmaniak

Ein genreverwirrender Film, der jedes Mal ein interessantes Thema anspricht, es aber bald durch ein anderes ersetzt oder durch eine Wendung in der Handlung beiseite gekehrt wird, ohne es richtig nutzen zu können - was andererseits zumindest eine angenehme Unvorhersehbarkeit der Geschichte zur Folge hat. Es ist ein sehr unkonventioneller Horrorfilm, obwohl er seine Wurzeln im Genre-Klassiker und traditionellen Motiven nicht verleugnet - es handelt sich vielmehr um einen gesellschaftlich-sozialen Horrorfilm, der in neunzig Prozent der Laufzeit nicht einmal wie ein Horrorfilm wirkt und meistens auch so gedreht wird. Möglicherweise wirken deshalb einige der reinen Horror- oder blutigen Szenen unbeabsichtigt komisch, obwohl sie im Kontext alles um sie herum eigentlich gleichzeitig enorm beeindruckend sind. Die Erzählgeschwindigkeit ist außerdem angemessen langatmig und der Film versucht mit zunehmender Laufzeit immer mehr verschiedene Ideen aufzugreifen, aber nicht jede kann zu einer zufriedenstellenden Auflösung führen. Ein paar Szenen bleiben trotzdem leicht und langanhaltend im Gedächtnis.

Bemerkenswerte Dokumentation über ein bestimmtes Ereignis, die jedoch denjenigen, die mit dem tschechischen sozialen und politischen Kontext vertraut sind, nicht allzu viel Neues bringt - und ironischerweise jemanden, der sich nicht auskennt, wird es im Film sehr schwer haben, sich zurechtzufinden. Es bleibt eine amüsante Exkursion in die angespannten Arbeitsplätze des tschechischen Fernsehens und der Redaktion der Hospodářské noviny, interessant aufgrund der Art und Weise, wie diese Medien gewöhnlicherweise funktionieren (und welche Menschen dort arbeiten und wie sie miteinander sprechen - auch wenn ihre Namen und beruflichen Funktionen erst ganz am Ende bekannt gegeben werden). Eine mit leichtem Humor versehene Zeugenaussage über die schwierige Arbeit von Journalisten, die Schelmereien des Präsidenten und das ironische Spiel mit dem tschechischen politischen Bizarrum.

Symptomatisch ist, dass Švankmajer am Anfang erklärt, dass er das Drehbuch in einem Rutsch geschrieben hat, leugnet, dass es einen Sinn hat und selbst nicht weiß, worum es eigentlich geht. Das Ergebnis ist eine erstaunliche Übung in erzählerischer Verschlagenheit mit absichtlich peinlichen Schauspielern, zeitlicher und schnitttechnischer Unzusammenhängigkeit und häufigen Einschüben, in denen Švankmajer Regie führt und das Team kommandiert oder in denen die Schauspieler darüber sprechen, wie ihre Träume ihnen erscheinen. Auf jeden Fall hat es keinen wirklichen Sinn und keine tiefere Bedeutung, es handelt sich eher um ein Experiment, das alle narrativen Regeln auf den Kopf stellt. Manchmal ist es unglaublich unterhaltsam, aber manchmal auch betäubend und ermüdend. Und in einigen Momenten lässt sich leider nicht entschlüsseln, wann die Verschlagenheit und Zusammenhangslosigkeit immer noch Teil der kreativen Absicht ist und wann es sich um ungewollte Fehler handelt.

Im Licht tschechischer Komödien wie "Strašidla" oder "Padesátka", in denen das Thema Vergewaltigung widerlich und unmoralisch als Quelle geschmacklosen Humors genutzt wird, muss die Bedeutung eines Films betont werden, der sich ernsthaft und psychologisch mit den Traumatas von vergewaltigten Frauen auseinandersetzt. Zu seiner Ehre dienen glaubwürdige Schauspieler, die hauptsächlich äußerst unsympathische Charaktere verkörpern, eine starke Atmosphäre, die durch eine unattraktive Umgebung und durch eine Kamera verstärkt wird, die depressive, kalte Bilder malt, sowie einige emotional beeindruckende Szenen. Jedoch ist die Handlung selbst, die Art und Weise ihrer Erzählung und die Darstellung konkreter Schlüsselsituationen nicht so beeindruckend. Die fragwürdige Unglaubwürdigkeit des anfänglichen Vergewaltigungsakts ergibt sich nicht unbedingt daraus, dass das Mädchen nicht schreit, sondern dass der Täter einen außergewöhnlich riskanten Moment für diese Tat wählt, in dem er möglicherweise leicht entdeckt werden könnte. Dass die Hauptfigur über ihren Angriff schweigt, ist verständlich aufgrund möglicher Schamgefühle, aber der Film behandelt dies zu oberflächlich, indem er die Heldin nicht über ihre Gefühle sprechen lässt. Obwohl die Betroffene am Ende behauptet, nicht als Opfer angesehen werden zu wollen, präsentiert der Film sie in 90 Prozent der Laufzeit als Opfer, wodurch sie nicht anders wahrgenommen werden kann. Es scheint fast so, als hätten Vergewaltigungsopfer keine andere Wahl, als völlig psychisch zusammenzubrechen und dauerhaft gequälte Wracks zu werden, die sich nach Selbstmord sehnen - und auch der Aufenthalt in einer Klinik hilft nicht, wo man nur auf unfähige Psychiater, Elektroschocks und Patienten in Form von vulgären Deviaten trifft. Durch diese Übertreibung des zunehmenden Elends erzeugt der Film ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit anstatt therapeutisch zu wirken und zu zeigen, wie man mit solchen Gefühlen umgehen und Traumata überwinden kann. Ein gewisses Maß an Genugtuung kommt zwar am Ende, aber es ist sehr vereinfacht und sehr mild. Eine mögliche Interpretation besteht darin, dass "Špína" einen abschreckenden Fall zeigt und dass die Opfer von sexuellem Missbrauch keine Angst haben sollten, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Der wesentliche Beitrag von "Špína" liegt jedoch trotz seiner schwachen Umsetzung in der wichtigen Diskussion über das gesellschaftlich bedeutende Thema sexueller Übergriffe und ihrer Folgen, was definitiv zu schätzen ist.

Praktisch standardisierte Medaille, auf der die interessantesten Teile weithin sind, sind jene, die sich Heath Ledger als begabtem experimentellen Filmemacher und Videoclipregisseur widmen, was ein Beruf ist, den die Leute normalerweise nicht mit ihm in Verbindung bringen. Trotzdem besteht der Großteil des Dokumentes hauptsächlich aus Ausschnitten aus verschiedenen Filmen, aus Aufnahmen vom Dreh und aus Interviews mit anderen Schöpfern, Heaths Freunden und Familienmitgliedern, die mit Tränen in den Augen daran denken, wie großartig er war. Es ist offensichtlich, welch ein großes schauspielerisches Talent die Welt verloren hat, aber dieser Film bringt definitiv nichts Neues mit sich, er funktioniert nur als nostalgische Erinnerung und überspringt lieber gleich düstere Themen.

Eine Parade der Bizarrheiten, die in einer fiktiven heidnischen Welt stattfindet, die auf estnischen Mythen basiert. Es ist wunderschön in schwarz-weiß gedreht, unglaublich einfallsreich und definitiv originell, aber alle diese großartigen Ideen (Figuren, die wie aus dem Film von Švankmajer aussehen und aus alten Werkzeugen bestehen, die Hauptfigur - ein Werwolf, die Mondgräfin, das Ausspucken der Hostien, der absurde Kampf der Dorfbewohner gegen die Pest, die aus Kot gemischten Liebestränke, poetische Gespräche mit einem Schneemann, die Prozession der Toten und alles andere) sind leider nur als isolierte Eigenheiten vorhanden, die die Atmosphäre der magisch-realistischen Umgebung höchstens gespielt verstärken, aber für die Handlung keine Bedeutung haben. Die Geschichte über ein verliebtes Mädchen, dessen Geliebter sich in jemand anderen verliebt, ist dann nur noch ein Fragment, an dem keine einzige der oben genannten verrückt fantasievollen Anhängsel richtig haftet, und dadurch zerfällt es etwas. Dennoch, wenn die Organisatoren des Weird Europe Festival (Seltsames Europa) nach geeigneten Kandidaten für das Programm suchen würden, wäre "Listopad" eine klare Wahl.

Vom Zuschauerblickpunkt aus gesehen ist die Szene äußerst anspruchsvoll, hauptsächlich deshalb, weil Haneke sich anscheinend darauf versteift hat, in Auslassungen zu schwelgen, so dass vielen Szenen bewusst der Kontext fehlt und dieser erst dutzende Minuten später nachgeliefert wird. Es ist typisch, dass man zum Beispiel sieht, wie jemand eine E-Mail schreibt, aber nicht weiß, wer und für wen. Oder dass jemand auf der Siedlung eine Abreibung bekommt, aber man nicht sieht von wem und warum, und es anschließend im Laufe des ganzen Films aufgedeckt wird. Dass eine Figur einen Selbstmordversuch unternommen hat, sich verlobt hat oder tot ist, erfährt man immer nur indirekt aus zweiter Hand, lange nachdem das Ereignis stattgefunden hat. Die Verbindung zum Film Liebe ist vorhanden, aber im Grunde nicht wichtig und man muss den Film nicht unbedingt sehen. Auf jeden Fall bringt dieses erzählerisch komplizierte Puzzle, das außergewöhnliche Aufmerksamkeit des Zuschauers erfordert, inhaltlich nichts weiter als einen Einblick in die persönlichen Beweggründe und Tragödien einer reichen bürgerlichen Familie und nichts mehr, was schade ist.

In der Geschichte-Un-Geschichte über den Versuch einer Gruppe deutscher Arbeiter, Beziehungen zu den bulgarischen Bewohnern des Dorfes aufzubauen, in dessen Nähe sie arbeiten, finden sich viele Ideen und Themen. Die Handlung fehlt jedoch und es handelt sich eher um eine Abfolge von Szenen, in denen die Menschen in der Lage sind, einander auch ohne Kenntnis der Sprache zu verstehen oder sich in die Haare zu geraten. Die langsam fließende Charakterstudie vieler Figuren im Hintergrund der bulgarischen Landschaft ist intelligent inszeniert und geschickt besetzt mit natürlichen Laiendarstellern, aber gleichzeitig völlig unbewegend, undramatisch, nicht einnehmend und erzählt nichts Konkretes, was in Ihrer Erinnerung haften bleiben könnte.

Casey Affleck stirbt am Anfang des Films und der Rest der Geschichte (abgesehen von ein paar Rückblenden) verbringt er unter der Bettdecke und spielt den Geist. Die erste Hälfte ist brutal langweilig (geprägt von langen statischen Aufnahmen, in denen nicht viel passiert, mit einer vierminütigen Sequenz, in der Rooney Mara Kuchen isst und dabei schluchzt) und die zweite Hälfte ist wiederum sehr verwirrend und seltsam, weil darin viel wild in der Zeit gesprungen wird. Wenn ich es richtig verstanden habe, nur dank einer anderen Figur im Film, die es mir vorher erklärt hat, und selbst dann weiß man nicht so genau. Im gesamten Film gibt es etwa ein halbes Dutzend brillanter Ideen, von denen jedoch jeder nur am Rand genutzt und anschließend vom Tisch gefegt wird. Es ist schade, denn dem Film fehlt definitiv nicht die starke Atmosphäre und als Festival-Bizarrerie funktioniert er auch, aber aus filmischer Sicht zerfällt und der Geist vergeblich und Sinn sucht man darin vergebens.

Eher nur oberflächliche Beziehungsstudie, bei der alltägliche Nöte der Ärzte, die mit Hypochondrie, komplizierten akuten Fällen, unrealistischen Anforderungen der neuen Führungskräfte und hysterisch verzerrten Beschwerden unzufriedener "Kunden" zu kämpfen haben, mehr als die Beziehungsprobleme des zentralen Paares im Mittelpunkt stehen. Keine großen Emotionen oder Wendungen, aber der Handlungsverlauf verläuft dennoch fließend und in angemessenem Tempo. Das Thema ist interessant und berührt viele bemerkenswerte Fragen, Themen und Motive, von denen jedoch am Ende nur ein paar abgeschlossen werden.