Als visionärer und enigmatischer Filmemacher schuf Leos Carax einige der schönsten Momente im französischen Kino der vergangenen 35 Jahre. Seine Filmographie unterstreicht sein meisterliches Können als Regisseur. Als Genie mit poetischer Ader und übersprudelnder Fantasie hat das "Enfant terrible“ des französischen Kinos immer wieder filmische Codes und Genres überschritten, um eine Welt voller Visionen und Geister zu erschaffen.
Mit gerade mal 24 Jahren startete Carax seine Karriere mit einer beeindruckenden Trilogie. Boy Meets Girl, in Schwarzweiß gedreht, zollte dem Stummfilm Tribut und verbeugte sich zugleich vor Cocteaus Universum und Godards Kino. Mit Die Nacht ist jung schuf er eine Ode an den Rhythmus und die Liebe, mit Denis Lavant, Juliette Binoche und Michel Piccoli in den Hauptrollen. Mit diesem Film etablierte Carax seinen schonungslos emotionalen Stil und feierte seinen internationalen Durchbruch. Der expressionistische Thriller ist eine einzigartige visuelle Erfahrung. 1991 packte der Filmemacher ein abermals ambitioniertes Werk an, Die Liebenden von Pont-Neuf. Diese Ode an eine leidenschaftliche Liebe, für die er ein ganzes Pariser Viertel nachbauen ließ und die er drei Jahre lang drehte, nimmt längst eine Ausnahmestellung in der Historie des französischen Kinos ein.
Nach acht Jahren Pause kehrte Carax 1999 mit Pola X in den Wettbewerb des Festival de Cannes zurück. Nach dieser Adaption von Herman Melvilles "Pierre oder die Doppeldeutigkeiten“ schlug er 2008 mit dem Kurzfilm Merde als Beitrag der dreiteiligen Fantasy-Anthologie Tokyo!, außerdem inszeniert von Michel Gondry und Bong Joon-ho, an der Croisette in der Reihe Un Certain Regard auf. 2012 wurde er mit Holy Motors in den Wettbewerb des französischen A-Festivals eingeladen, eine berauschende filmische Erfahrung, in der Magie in Realität übergeht und das alltägliche Leben in Fantasie. Der Film ist ein weiterer Liebesbeweis an das Kino mit Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff-Legende Edith Scob in einer Nebenrolle.
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