Israel als Besatzungsmacht - Soldaten erzählen

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Frankreich / Finnland / Israel / Deutschland, 2021, 110 min

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Folge 1: Der charismatische Führer der arabischen Welt, der ägyptische Offizier und Staatspräsident Gamal Abdel Nasser, drohte im Mai 1967 damit, „alle Juden ins Meer zu treiben“. Der junge Staat Israel verstand diese Drohung – 22 Jahre nach dem Ende der Schoah – so, wie sie verstanden werden sollte: Uns Juden soll es wieder an den Kragen gehen! Mit einem Präventivschlag am 5. Juni 1967 gegen Basen der ägyptischen Luftwaffe wehrte sich Israel, der sogenannte „Sechstage-Krieg“ hatte begonnen. Innerhalb weniger Tage eroberte die IDF, die Israelische Verteidigungsarmee, ein Gebiet, das dreimal größer war als der Staat Israel in den Grenzen vor 1967. Als die IDF Richtung Damaskus marschierte, endete am 10. Juni 1967 mit einem durch die Sowjetunion erzwungenen Waffenstillstand und mit der Besetzung des Gaza-Streifens und der Sinai-Halbinsel Ägyptens, des Westjordanlandes und Ost-Jerusalems Jordaniens und der Golan-Höhen Syriens. Seither ist Israel Besatzungsmacht. Generationen von Soldatinnen und Soldaten der IDF tun ihren Dienst an Kontrollpunkten, räumen Häuser und Straßenzüge in den besetzten Gebieten, schützen israelische Siedler und bekämpfen palästinensische Terroristen. Mit der Besetzung ist die Idee „Land gegen Frieden“ verbunden. Israel würde die besetzten Gebiete wieder zurückgeben, wenn die Feinde des Krieges Israel als Staat anerkennen würden. Diese Politik funktionierte nur mit Ägypten. Am 20. November 1977 erkannte der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat in seiner Rede vor der Knesseth das Existenzrecht Israels ohne Wenn und Aber an. Er bezahlte dafür mit seinem Leben.

Folge 2: Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Besetzung“? Was bedeutet es, in einem besetzten Gebiet zu leben? Mit welchen Methoden und Maßnahmen agiert eine Besatzungsmacht? Die Feststellung „Die Besetzung des Westjordanlandes und des Gazastreifens durch Israel dauert bereits seit 52 Jahren an“ sagt außer der Zeitangabe nichts darüber aus, was diese Okkupation bedeutet. Greifbar wird sie erst mit dem konkreten Vorgehen der Besatzer sowie mit den alltäglichen Folgen für die in einem besetzten Gebiet lebenden Menschen. Bei den israelisch besetzten Gebieten ist es wie mit einer vielköpfigen Schlange: Jeder Kopf steht für einen „tapferen Jungen“, der in den besetzten Gebieten seinen Militärdienst ableistet, dort seinen Auftrag erfüllt und die Befehle in der festen Überzeugung ausführt, damit einen Beitrag zur Sicherheit des Staates Israel zu leisten. Erst die Gesamtheit des Handelns all dieser „tapferen Jungen“ macht die Besetzung konkret. Fast alle jüdischen Bürger Israels dienen in der Armee und wirken direkt oder indirekt an der Besetzung des Westjordanlandes und des Gazastreifens mit. Eine Generation nach der anderen macht die schmutzige Arbeit, lernt die Methoden und gibt sie an die nächste Generation weiter, damit auch sie das Getriebe der militärischen Besetzung weiter ölen kann. Einige dieser „Köpfe“ berichten im Film ausführlich über die täglichen Routinemaßnahmen der Besatzer. Getrennt betrachtet ist keine dieser Maßnahmen so bedeutsam, dass sie allein über Fortdauer oder Ende der Okkupation entscheiden könnte. Doch zusammengenommen machen sie das Wesen der Besetzung aus. (arte)

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