Hitler - Die Tage des Verrats I.

Tschechoslowakei, 1973, 106 min

Regie:

Otakar Vávra

Kamera:

Jaromír Šofr

Besetzung:

Jiří Pleskot, Bohuš Pastorek, Gunnar Möller, Jaroslav Radimecký, Martin Gregor, Bořivoj Navrátil, Otakar Brousek st., Josef Langmiler, Rudolf Krátký (mehr)
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Kritiken (2)

Marigold 

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Deutsch Ich werde nicht beide Teile getrennt voneinander bewerten, das hätte keinen Sinn. Es ist unglaublich, mit welcher Selbstverständlichkeit es Vávra gelungen ist, nach den sehr guten Filmen aus den 60er Jahren wieder zu seinen realsozialistischen Manierismen mit sämtlichen klassischen Merkmalen überzutreten - Charakterisierung der Personen mit oberflächlichen Details (Hitler - Nervosität, manisches Zittern, Gottwald - Pfeife und Gewissheit usw.), typisierten Situationen, welche den Verlauf der großen Geschichte verallgemeinern (das bis hin wie eine Karikatur anmutende Toben deutscher Unmenschen, die demütige Familie des Proletariers Horák usw.), eine karikaturähnliche Darstellung der negativen Charaktere der Kapitulierenden (kurz gesagt - Kahlheit, Geschwollenheit, Nahrung, Geld). Was den ideologischen Plan betrifft, ist dies der reine dialektische Materialismus der Geschichtsinterpretation - die Bourgeoisie führt, angetrieben von der Angst vor dem aufstrebenden Proletariat, ihre subversiven Handlungen durch. Das Proletariat wiederum lebt leninistisch bewusst, wohingegen der Rest der Welt (insbesondere Beneš) an verwirrend spontanen Handlungen leidet; Den Höhepunkt von allem bildet das göttliche Korrektiv der Geschichte, welches durch den Vertreter der UdSSR Alexandrowski verkörpert wird, dessen die "UdSSR wird Ihnen helfen" im Film derart intensiv klingt, dass dies zu einem guten Witz á-la anti-karthagischer Kampfschrei von Kata Censoria avanciert. Dennoch müssen wir hier Vávra das gleiche gutschreiben wie in den 1950er Jahren. Das Gespür für die Crowd-Szene. Ein sicheres Gefühl dafür, um den Ton anzugeben (obwohl die meisten Schauspieler übertrieben daherkommen und karikieren, hat der Film eine besondere "historische" Atmosphäre und vermittelt einen Eindruck von Authentizität). Abschließend vielleicht noch zu dem, was hier bereits andeutungsweise angeklungen ist - dass sich Hitler, die englischen und französischen Vertreter trotz der verwendeten Sprache verstehen. Sicherlich können wir dies als Vereinfachungsmaßnahme betrachten, aber es kann (und meiner Ansicht nach zu Recht) als ideologische Botschaft über die weltweite Verteilung der Kräfte in der Welt interpretiert werden. Die Engländer und Franzosen verstehen sich mit Hitler dank einer gemeinsamen Sprache, so dass ihre Handlungen den Eindruck einer verschwörerischen Harmonie erwecken. Auch so sah die unterschwellige Wirkung des sozialistischen Realismus in den 1950er Jahren aus. Ich bin mir nicht sicher, warum man diese Relikte nicht aus dem Blickwinkel der Normalisierungszeiten betrachten sollte. Dieser Film ist nichts sonst, als ein weiterer Versuch, die Geschichte umzuschreiben und die Welt in einen freundlichen Osten sowie einen feindlichen Westen neu aufzuteilen und neu zu definieren. Und dies natürlich zu einer Zeit, in der es am notwendigsten ist, so etwas zu beweisen. ()

NinadeL 

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Englisch Looking at other extreme "reconstructions" of the 1970s, Vávra's opus seems like a good compromise. Dramatically it's not a futile work, and there’s nothing particularly ridiculous or parodic in the second plan (especially from today's perspective). The attempt at authenticity is also quite honest. At that particular time and under the conditions that existed at the Barrandov film studio at that time, not much better could have been made. Of course, most of the politicians look like they were cut out of a stage play, hence the strong masks and little acting inventiveness. Apparently, only Miloš Nedbal dared to do that and thus he conceived his Lord Walter Runciman as a real character and not just as a moving picture from the period press. I don't claim to interpret history, nor do I claim that the only peaceful scenes take place in the editorial office of a communist newspaper, but I do accept it as part of normalization. ()