Index - Die schwarze Liste des Vatikan

(Fernsehfilm)
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Deutschland, 2009, 45 min

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Über Jahrhunderte hinweg beanspruchte die katholische Kirche die Deutungsmacht über die Ordnung der Welt. Sie ließ neues Gedankengut, wissenschaftliche Erkenntnisse zu oder ächtete sie. Sie entschied über Richtig und Falsch, erlaubte Fortschritt oder versuchte, ihn zu verhindern. Doch ihre Überzeugung, die ewige Wahrheit zu besitzen, war nicht unumstritten. Gutenbergs Druckerpresse eröffnete neue Wege, Wissen massenhaft zu verbreiten. Die Freidenker schilderten ihre Gegenwelten in gedruckten Büchern, die in tausendfacher Auflage verbreitet wurden. Manche Erklärung der Welt stand oft gefährlich im Widerspruch zu den päpstlichen Vorgaben. Der Vatikan erfand deswegen den Index, die Liste der verbotenen Bücher. Wer sie trotzdem las, dem drohte die ewige Verdammnis. Von nun an tobte ein Machtkampf um die Seele des Menschen und die Ordnung der Welt. Es war auch eine Propagandaschlacht, die im Lauf der Geschichte ihresgleichen sucht. Aber auch innerhalb des Vatikans wurde um den richtigen Weg gerungen. Es gab heftige Diskussionen darum, welches Buch verboten werden sollte und welches nicht. Die Öffnung der geheimen Archive der Inquisition und Indexkongregation im Jahr 1998 ermöglicht erstmals den Zugang zu bisher unbekannten Schauplätzen und unveröffentlichten Akten.
Die zweiteilige Fernsehdokumentation rollt die wichtigsten geheimen Prozesse auf, die im Kampf um das Seelenheil der Menschheit geführt wurden. Immer wieder geht es um entscheidende Wendepunkte in der Geschichte, deren Diskussion bis heute nicht an Brisanz verloren hat. Der Journalist Wolf von Lojewski, Protestant, und der renommierte Kirchenhistoriker Hubert Wolf, Katholik, öffnen Pforten, die über Jahrhunderte verschlossen waren. Klug und unterhaltsam streiten sie um die Rolle von Zensur damals und heute. Sie betreten Orte, die bisher der Öffentlichkeit verschlossen waren. Labyrinthe von Aktengängen erwarten sie, unzugängliche Dokumente, die seit Jahrhunderten nicht mehr von Menschenhand berührt wurden. Welche Fälle wurden in den geheimen Prozessen verhandelt? Wieso wurde Luthers in Hunderttausenden Exemplaren verbreitete Bibelübersetzung verboten, Galileo Galilei verurteilt, der Müller Menocchio verhaftet und verbrannt? Was war in den Augen der Zensoren so gefährlich an Büchern von Heinrich Heine? Warum wurden die Werke von Darwin und Marx nicht verboten? Und warum kam "Mein Kampf" nie auf den Index der verbotenen Bücher? Die Fragen von Wolf von Lojewski reichen bis in die Gegenwart. Wie schon mit der Erfindung des Buchdrucks erlebt die Gesellschaft heute mit dem Internet eine mediale Revolution. Die Folgen sind gravierend. Wäre Zensur heute vielleicht hilfreich im Kampf gegen Terrorismus, Kinderpornografie, Rassismus? Brauchen wir heute eine Instanz, die uns davor schützt? Benötigen wir einen neuen Index? (ZDFneo)

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