Jón Gnarr - Mein Reykjavík

(Fernsehfilm)
? %
Deutschland, 2014, 50 min

Besetzung:

Jón Gnarr

Inhalte(1)

Jón Gnarr wurde am 2. Jänner 1967 in Reykjavik geboren. Er verließ die Schule mit 14, musste in ein Internat für "schwer erziehbare Jugendliche". Nach diversen Gelegenheitsjobs arbeitete er als Pfleger in einem Heim für geistig und körperlich Behinderte und schloss sich der Punkband "Die tropfenden Nasen" an. Anfang der 1990er Jahre begann seine Karriere als Komiker, er trat im Hörfunk, Fernsehen und in Spielfilmen auf und arbeitete als Creative Director in einer Werbeagentur. Als Island 2008 von der Weltwirtschaftskrise schwer getroffen wurde, die größten Banken des Landes vor dem Kollaps standen und die Bevölkerung vor dem Parlament revoltierte, beschloss er, eine Partei zu gründen. Nicht irgendeine, sondern "Die Beste Partei". Auf der Kandidatenliste Gnarrs standen seine Freunde - Musiker, Schauspieler, Comic-Zeichner. Man trat mit Wahlversprechen an, wie "Gratis-Handtücher in allen Schwimmbädern", "Offene Korruption statt verdeckter", "Ein Eisbär für den Zoo" oder "Ein drogenfreies Parlament bis 2020". Zugleich gelobte man, alle Wahlversprechen zu brechen. Die Spaßpartei gewann auf Anhieb die Kommunalwahlen 2010, Jón Gnarr wurde Bürgermeister. Als "Clown" und "Amateur" verschrien und von seinen politischen Gegnern angefeindet absolvierte er die volle Legislaturperiode, was vor ihm erst zwei Bürgermeister der Stadt schafften.

Er musste wirtschaftlich harte Maßnahmen setzen, den örtlichen Energieversorger sanieren, Schulen zusammenlegen, aber er hinterlässt ein saniertes Budget und eine schuldenfreie Stadt. Und bei aller realpolitischer Arbeit hat ihn sein Sinn für Humor nicht verlassen. So führte er die Schwulen-Parade an oder richtete sich bei der Weihnachtsansprache im Darth-Vader-Kostüm an die Bevölkerung. Selbst seine politischen Gegner attestieren ihm nun, ein Glücksfall für die Stadt gewesen zu sein und das Bild eines Politikers für immer verändert zu haben. "Die Beste Partei" wurde mit Gnarrs Rücktritt aufgelöst, die Schwesterpartei "Strahlende Zukunft" ist im nationalen Parlament vertreten, Gnarr könnte laut Umfragen zum Staatspräsidenten gewählt werden, doch seine politische Zukunft ist im Moment völlig offen. Im Tropen-Verlag ist 2014 seine Autobiografie und sein politisches Vermächtnis in Buchform erschienen. Der Titel "Hören Sie gut zu und wiederholen Sie" war ein oft gehörter Satz aus seinem Deutsch-Unterricht. Der Untertitel "Wie ich einmal Bürgermeister wurde und die Welt veränderte" beschreibt ironisch sein mit großem Ernst vertretenes Bekenntnis für ein Engagement von "normalen" Bürgern in der Politik. (ORF)

(mehr)