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„Pasolini“ eröffnet mit Ausschnitten aus „Die 120 Tage von Sodom“, Pasolinis skandalträchtigem letzten Film. Die Szenen zeigen die Erniedrigung von Frauen und Männern, wirken faschistoid. Bei einer Pressevorführung in Stockholm beantwortet Pasolini die Fragen eines Reporters. Schockiert zu werden sei ein Vergnügen, dem sich nur Moralisten entzögen. Abel Ferrara zeichnet ein treffendes Porträt des kompromisslosen Künstlers. Raffiniert verwebt er Briefe, Buchprojekte und Interviews in die Erzählung von Pasolinis letzten Stunden. Die Fragmente seines neuen Projekts „Petrolio“ sind im Original zu hören. Neben Pasolinis letztem Tag evoziert Ferrara Elemente aus Pasolinis Leben: seine Homosexualität, seine Vorliebe für das einfache Leben, die Vorstadtjugend.
Er zeigt einen politischen Aktivisten und kompromisslosen Künstler, dessen „Stab“ aus Familie besteht: Mutter und Cousine wohnen im Haus, umsorgen ihn, machen seine Termine. In das Porträt des Künstlers mischt sich eine weitere Erzählebene: Pasolinis neues Filmprojekt. Epifanio und Ninetto folgen dem Stern der Weisen. Diese Fiktionsebene vermischt sich in der Folge mit der Darstellung von Pasolinis letzten Stunden. Die lebensbejahende Grundstimmung dieser Erzählebene kontrastiert mit der brutalen und niederträchtigen Ermordung Pasolinis. Willem Dafoe gelingt eine geradezu mimetische Anverwandlung an seine Rolle. Der Film spielt nicht nur an originalen Schauplätzen, sondern Dafoe trägt tatsächlich Pasolinis Anzüge (oder Kopien davon), die die Pasolini-Erbin Laura Betti zur Verfügung gestellt hat. Ein untypischer, leiser Ferrara-Film – für die Fans eine Überraschung. (arte)

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