V tom domečku pod Emauzy

Würde man Joseph Lanner (1801-1843) auf der Zeitachse der Entwicklung der Wiener Operette verorten, so fände man ihn in der Ära der Begründer des Wiener Walzers, gemeinsam mit Johann Strauss Vater. Und natürlich am Ort der großen Inspiration des Königs der Wiener Operette, Johann Strauss Sohn. Und obwohl Lanner selbst die Entstehung der Wiener Operette nicht mehr miterlebt hat, sind seine Melodien zu einem festen Bestandteil dieses kulturellen Erbes geworden. Erst im Nachhinein wurde sein Werk zu der eigenständigen Operette "Alt-Wien" (1911) verarbeitet. Die komplizierte Spiegelung der tschechischen und österreichischen Verfilmung Das Glück von Grinzing / V tom domečku pod Emauzy kann nicht zufriedenstellend analysiert werden, da uns nur die tschechische Fassung vorliegt. Der Charakter wird durch den Untertitel des Films "aus längst vergangenen Zeiten" in dem Sinne beschrieben, dass selbst Ivan Klicpera oder Božena Němcová sich für das Thema dieser Operette nicht hätten schämen müssen. Im Nachhinein mag die Besetzung des Hauptliebespaares, der wenig erfahrenen Mandlová und Novotný, problematisch erscheinen, aber das Kolorit der anderen, von Pištěk, Hart oder Nováková gespielten Figuren ergänzt in idealer Weise das Fotogene der jungen Leute und die ganze geradlinige Geschichte des gescheiterten Pygmalion-Experiments. Die Kulisse des Wirtshauses und die kontrastierenden Schlosssalons schaffen eine unterbewusst vertraute Umgebung mit denkwürdigen Geschichten aus dem alten Österreich, und wenn unter den Hauptmelodien noch die Postbotenmelodie erklingt, gibt es keinen Grund, sich nicht in glücklichen Träume zu wiegen. (16.03.2020)