Preußische Liebesgeschichte

Im kritischen Jahr 1938, das für Baar das frühe Ende im deutschsprachigen Film bedeutete, verabschiedete sie sich stilecht. Die beiden von ihr gedrehten Filme Preußische Liebesgeschichte und Der Spieler sind beide hervorragende Kostümdramen. Und während Preußische Liebesgeschichte von den amourösen Ausbrüchen des jungen Kaisers Wilhelm I. von Preußen (1797-1888) inspiriert ist, ist Der Spieler eine Bearbeitung eines Romans von Dostojewski. Paul Martin, der Lída Baarová hier als Fürstin Elisa Radziwiłł (1803-1834) führte, hat sich vor allem durch Projekte mit der exzellenten Lilian Harvey schnell in der Filmbranche etabliert und geleitet Lída nun für ein paar kurze, aber umso intensivere Momente in die Arme des großartigen Willy Fritsch, Harveys traditionellem Partner. Die Preußische Liebesgeschichte ist ein fesselndes Melodram, das durch die Gefühlstiefe des Hauptliebespaares, aber auch durch die herzliche Beziehung zwischen Elisa und ihrer Rivalin, Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar (1811-1890), besticht. Die Geschichte wird durch eine kleine Reminiszenz im Jahr 1884 eingeleitet und erzählt natürlich das ganze Ende des Lebens der nie vergessenen Elisa bis zu ihrer letzten Stunde, endet also nicht vorzeitig im Jahr 1826. Aber so stelle ich mir den idealen Reichsfilm vor, ein Beispiel für Vorkriegseuropa, er steht für eine teure, makellose Ausstattung, eine hochklassige Besetzung und insgesamt für eine Filmarbeit von sehr hohem Niveau. (16.03.2011)