Barcarole

Der berühmte erste deutsche Film von Lída Baarová. Aus ihren Memoiren sind verschiedene Details bekannt, darunter auch das Casting; so wurde Rolf Wanka für die Rolle des Prager Deutschen, Graf Colloredo, in Betracht gezogen. Schließlich hat man sich aber für Gustav Fröhlich entschieden, der deutlich teurer war. Die Meinungen darüber, warum dies geschah, gehen auseinander, Wankas Deutsch soll zu wienerisch gewesen sein. Baarová spielte Giacinta, die Frau des mexikanischen Adligen Alfredo Zubaran (Willy Birgel, später Zarah Leanders idealer Partner im deutschen Film). Das war für sie ein guter Start, da ihr Deutsch noch nicht hundertprozentig war. Mitte der 1930er Jahre suchte der deutsche Film nach neuen Stars, um diejenigen zu ersetzen, die ihn aus politischen Gründen verlassen hatten. Baarová wurde für diese Chance zwei Jahre lang in den tschechischen Filmen der Prager Filiale der UFA vorbereitet (Okénko, Madla z cihelny, Její lékař, Zlatá Kateřina, Dokud máš maminku, Grandhotel Nevada), und es zahlte sich aus. Das neue Starpaar Baarová-Fröhlich drehte zwei weitere Filme (Ein Teufelskerl und Die Stunde der Versuchung) und machte sich beim Publikum einen Namen. Barcarole erzählt die Liebesgeschichte einer venezianischen Nacht im Jahr 1911. Alles ist im Spiel, die Liebe und das Leben. Der Film ist frei inspiriert von Jacques Offenbachs Oper "Hoffmanns Erzählungen" (1881) und enthält sogar seine Musik. Konkret handelt es sich um Hoffmans Geschichte "Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbild" aus "Die Abenteuer der Sylvesternacht" (1815), die sich ursprünglich in Florenz abspielt. Aber schon Offenbachs Oper, im vierten Akt mit dem Titel "Giulietta", hatte die Geschichte nach Venedig verlegt. Das erklärt vieles. Doch während in den 1930er Jahren sowohl Hoffmann als auch Offenbach noch im allgemeinen Bewusstsein waren, sind die Dinge heute etwas komplizierter, und Barcarole mag dem uneingeweihten Zuschauer als typisches Melodrama der Vorkriegszeit erscheinen. Die Motive und Handlungen der Figuren haben jedoch viel tiefere Wurzeln und wenn wir dies berücksichtigen, können wir den Film besser genießen. (19.11.2023)