Fremd im eigenen Leben

Anna ist Mitte 30, sie hat einen netten Mann – Sebastiaan – und einen niedlichen kleinen Sohn. Zudem hängt sie an ihrem reichen, verwitweten Vater, der in zweiter Ehe mit einer jüngeren Frau liiert ist, und an ihrer älteren Schwester Bobby. Anders als die impulsive Bobby ist Anna schweigsam und introvertiert – zwischenmenschlichen Problemen weiß sie nicht zu begegnen, überfälligen Aussprachen in ihrem familiären Umfeld weicht sie aus. So will sie nicht wahrhaben, dass Bobby, die lange Zeit vor Anna Sebastiaans Geliebte war, die Heirat der beiden nie verwunden hat. Und als der Vater den Schwestern eröffnet, er werde das Haus ihrer Kindheit verkaufen und auf die britische Kanalinsel Guernsey ziehen, will Anna, nicht sehen, dass es sich um Steuerflucht handelt. Stattdessen hüllt sie sich in das scheinbar ruhige und harmonische Leben ein, das sie mit Sebastiaan und dem gemeinsamen Sohn führt. Dabei ist Anna häufig abwesend. Als Ingenieurin für Bewässerungsanlagen betreut sie ein Projekt in Ägypten. Sind es diese wiederkehrenden Wochen der Trennung, die Anna in einen Zustand der Entfremdung versetzen? Spätestens als sie im Badezimmer den leblosen Körper einer Kollegin entdeckt, die sich erhängt hat, ist nichts mehr wie zuvor: Wie Anna hatte auch die junge Frau einen lieben Mann und einen kleinen Sohn – die Hinterbliebenen können den Grund für den Freitod nicht nachvollziehen. Wie nah sind uns unsere Nächsten? Wie wichtig sind wir für die, die wir lieben? Anna verschweigt den Vorfall, doch diese Fragen gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf und lassen sie ihr Familienleben in neuem Licht sehen: Zum ersten Mal beobachtet sie aufmerksam ihren Mann und ihre Schwester: Da wird ihr klar, dass sie von Sebastiaan betrogen wird und Bobby unglücklich ist und ihr die Schuld dafür gibt. (Verleiher-Text)