Guru – Verliere nie die Hoffnung

Nachdem Mani Ratnam zunächst mit Abhishek und Aishwarya getrennt gearbeitet hatte, verhalf er Abhishek zu seinem ersten Filmfare für Yuva und führte Aishwarya mit ihrem Debüt in The Duo in die Filmwelt ein. Jetzt hat er zum ersten Mal mit beiden zusammengearbeitet. Er wählte eine Geschichte, die wie ein Ausschnitt aus Citizen Kane oder Aviator oder aus anderen für die Mitte des 20. Jahrhunderts so typischen Filmen wirkt. Es gibt Spekulationen über die intensive Inspiration durch die Lebensgeschichte des Großindustriellen Dhirajlal Hirachand Ambani (1932-2002). Formal ist das Ganze zwar Scorseses Biopic über Howard Hughes sehr ähnlich und unterscheidet sich nur durch die indischen Gegebenheiten, die Musik (natürlich exzellente Musikvideos) und die Dramaturgie, aber ansonsten wurde alles der Weltpremiere des Films in Kanada untergeordnet. Die Beziehung von Aishwarya und Abhishek weitete sich zu dieser Zeit auch im wirklichen Leben aus: Sie gaben ihre Verlobung bekannt und ein Vierteljahr später fand die Hochzeit statt. Unter ihren Schauspielpartnern sind die tadellose Vidya Balan und eine wahrhaft orientalische Tanznummer mit Mallika Sherawat zu nennen. Guru beschreibt fast sein ganzes Leben als den Aufstieg eines Dorfjungen, der, seinen Wurzeln treu, den Gipfel erreicht. Die Geschichte stärkt auf subtile Weise unseren Glauben an Ehrlichkeit und Arbeit und ist letztlich ein Argument für eine gute Vernunftehe. In gewisser Weise ist sie sehr altmodisch und gleichzeitig sehr modern in ihrer Dringlichkeit. Aish und Abhi haben die Möglichkeit, reife Rollen über einen langen Zeitraum zu spielen, von jugendlichen Unüberlegtheiten bis hin zu einem Lebenskonsens, den nichts zerstören kann. Es ist eine Freude, die Entwicklung ihrer Beziehung zu beobachten und ihre wahre Liebe dahinter zu vermuten. Es ist nicht überall auf der Welt üblich, dass Paare aus dem wirklichen Leben in großartigen Filmen eine Rolle spielen. Guru ist umso einzigartiger, wenn man bedenkt, was sich bei Ratnams und Bachchans nächstem Projekt getan hat. In Raavan gingen sie der verdrehten Beziehung zwischen dem Opfer und dem Entführer auf den Grund, was zwar ihre Variabilität für die Filmindustrie bestätigte, es aber vermied, den inneren Charme von Guru zu duplizieren. (18.01.2011)