Die Pratermizzi

Nita Naldi war die Hollywood-Partnerin von John Barrymore und Rudolph Valentino, und dies war ihr letzter Film, der die Karriere dieses leidenschaftlichen Vampirs vorzeitig beendete. Karl Hans Leiter drehte im Jahr darauf Seine Hoheit, der Eintänzer (mit Anny Ondra in der Hauptrolle), und es gibt zahlreiche Verbindungen zu Café Elektric oder wie Sascha Film mit Hilfe von Freunden Wien zu einer Weltstadt gemacht hat. Die Pratermizzi oder Anny Ondras Reise ins europäische Kino ist ein Film, auf den ich seit Jahren gewartet habe und nur ein magischer Zufall hat mir geholfen, eine doppelt verpasste Chance in den österreichischen Kinos nachzuholen. Heute ist es sieben Jahre her, dass der Film wiederentdeckt wurde, und es scheint fast unglaublich, was für eine brandneue Erfahrung er ist. Annys dramatische Filme sind nicht gerade typisch für ihr Image als Filmfrosch der Tonfilmzeit und auch nicht für die Pionierin des tschechischen Kinowunders nach dem Ersten Weltkrieg. Und am Ende wird es ein Paradox sein, dass es dieses Genre war, das die Tür für ihren späteren Triumph aufstieß. Die Linie entbehrt nicht eines faszinierenden Motivs aus Lady Chatterley; in ihr hat Igo Sym die Möglichkeit, sich von einem fröhlichen jungen Mann, der die Attraktionen des Praters genießt, in einen melancholischen Mann im Rollstuhl zu verwandeln, der seinen Selbstmord plant... (24.08.2012)