Anna

Von Zeit zu Zeit schaue ich mir verschiedene alte Talkshows oder andere ähnliche Formate aus der Zeit an, als es so etwas in unserem Land noch nicht gab. Und unter den alten Interviews stieß ich auf Late Night with David Letterman mit Paulina Pořízková von 1986. Zu dieser Zeit erlebte das berühmte Model tschechischer Herkunft einen großen Durchbruch, da sie in diesem Film eine große Rolle spielte und ihre Kollegin Sally Kirkland für einen Oscar nominiert wurde. Der Film wurde zwar schon im April 1987 in die Kinos gebracht und die Oscar-Nacht fand erst im April 1988 statt, aber diese Dinge werden schon lange im Voraus vorbereitet. Kirkland hatte Konkurrenz durch Holly Hunter, Meryl Streep, Glenn Close und Cher (die schließlich dank Mondsüchtig gewann). So viel zur Veranschaulichung, dass es sich bei Anna - Exil in New York nicht um einen Fehler oder eine unfähige B-Besetzung handelt. Aus heutiger Sicht fällt es uns schwer, einen Film zu sehen, dessen tschechische Dialoge von Pořízková gecoacht wurden, die selbst kaum Tschechisch sprach, und dessen gesamte Sicht auf die zeitgenössische Tschechoslowakei durch die polnische Linse erfolgte. Die Produktion von Anna - Exil in New York muss sehr interessant gewesen sein, denn sowohl für Yurek Bogayewicz als auch für Agnieszka Holland waren die Hauptthemen des Films sehr persönlich. Bogayevicz wanderte 1976 aus und Holland ist eine der berühmten FAMU-Studenten der späten 1960er und frühen 1970er Jahre. Das Schicksal von Anna und Kristýna wurde von den Lebenserfahrungen von Elżbieta Czyżewska und Joanna Pacuła inspiriert, und es ist anzunehmen, dass die Variation des polnisch-tschechischen Themas der damals beginnenden Pořízková auf den Leib geschrieben wurde. Der daraus resultierende Film ist nicht uninteressant und sehr wertvoll für die Entwicklung des westlichen Blicks auf die europäischen Realien. (05.02.2022)