Alkohol - Der globale Rausch

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Deutschland / Italien, 2019, 89 min (Alternativ 52 min)

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Kein Stoff der Welt ist uns so vertraut wie Alkohol. Er beeinflusst alle 200 Milliarden Neuronen des menschlichen Gehirns und doch würden wir das tägliche Glas Wein oder das Feierabend-Bier nie als Droge bezeichnen. Warum trinken wir überhaupt? Wer profitiert davon? Und welche Folgen hat der übermäßige Alkoholkonsum für jeden einzelnen, aber auch für die Gesellschaft? Diesen Fragen geht der preisgekrönte Südtiroler Filmemacher Andreas Pichler ("Das System Milch") in seiner Dokumentation "Alkohol - Der globale Rausch" nach. Auf seiner Reise rund um den Globus spricht er mit Suchtexpertinnen, Alkoholproduzenten, Neurowissenschaftlern, Psychotherapeutinnen, Ärzten und ehemaligen Trinkern, wie dem österreichischen Journalisten und langjährigen ORF-Korrespondenten Lorenz Gallmetzer. Gallmetzer war, wie er selbst sagt, ein Spiegeltrinker, suchte nicht den Rausch, sondern das ständige leichte Animiert-sein durch Alkohol. Beim Schreiben von längeren Texten, beim Schneiden von Filmbeiträgen belebte und entspannte ihn der Schluck Wein zugleich.
"Weil mir die soziale Anerkennung und die Verwirklichung meiner Arbeit so wichtig war, war es ganz eindeutig, dass ich versucht habe, nie zu riskieren, der Alkohol könnte meine Arbeit herabmindern, beeinflussen, aber das hat sich so gesteigert, bis mir bewusst wurde, ich hab das nicht mehr ganz im Griff." Mehrmals in der Woche griff er abends zur Weinflasche, um sich vor dem Schlafengehen zu beruhigen. Heute, nach einem stationären Aufenthalt in Europas größter Suchtklinik in Kalksburg, ist er trocken und spricht über seinen persönlichen Kampf gegen die Alkoholsucht: "Das ist das Schwierigste, dieser Gedanke daran, zu sagen: nie wieder Alkohol, nie. Wenn es ein ganzes Leben so ein zentraler Doping-, Begleitstoff und Genussvermittler war." Vom Genussmittel hin zum Suchtmittel ist es ein schmaler Grat. Weltweit sind etwa 140 Millionen Menschen von Alkohol abhängig.
Wir trinken gerne. Denn Alkohol setzt Endorphine frei, wirkt mal aufputschend, mal beruhigend. "Das kleine Molekül gelangt schnell ins Gehirn und schaltet eine ganze Menge verschiedener Gehirnbereiche ein oder aus," sagt David Nutt, Neuropsychopharmakologe am Imperial College in London.
Er spricht vom Alkohol ganz selbstverständlich wie von einer Droge. "Es werden die Bereiche für Verantwortungsgefühl, Sorgen und Ängste ausgeschaltet, so entspannen wir, machen aber auch verrückte Sachen." Immer jüngere Menschen werden zu Gewohnheitstrinkern, wie auch Sarah Halpin, Social Media Redakteurin und Fußball-Fan aus Liverpool, die Andreas Pichler begleitet: "Getrunken habe ich so: Ich bin raus. Und bin vier Tage nicht nachhause gekommen. Meine eigenen Freunde wussten nicht, wo ich war. Mein Telefon war aus. Meine eigene kleine Schwester hat erzählt, dass sie mit meinem Vater auf dem Feld neben unserem Haus war, weil sie nach meiner Leiche suchten." Ohne erhobenen Zeigefinger dokumentiert Andreas Pichler, warum und wie sehr wir der legalen Droge Alkohol verfallen sind, wie sie unsere Gesellschaft nachhaltig schädigt und weshalb große Industriekonzerne und Staaten gar nicht daran interessiert sind, am Status quo etwas zu ändern. Und er trägt dazu bei, die eigenen Trinkgewohnheiten einmal zu überdenken. (ORF)

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