Aufbruch statt Angst - Homo-Liebe im strengen Albanien

(Fernsehfilm)
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Deutschland, 2017, 30 min

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"Hier würden wir gerne durchfahren, aber das ist zu gefährlich", meinen Kristi Pinderi (28) und Xheni Karaj (26) und zeigen auf ein Zelt, das seit Wochen den Hauptboulevard von Tirana besetzt. Im und um das Zelt versammeln sich die Konservativen mit lauten Parolen gegen Europa und seine Werte. "Sie hassen auch uns Homosexuelle", sagt Kristi, Leiter der Pro LGBT, Albaniens Organisation für Schwule, Lesben und Transgender. Er, Xeni und ihre MitstreiterInnen planen zum fünften Mal den bikeride for pride - eine Fahrrad-Demonstration gegen Diskriminierung und Gewalt in der überwiegend erzkonservativen albanischen Gesellschaft. Dieses Mal könnte es noch schlimmer kommen als 2012, als etwa 50 Radfahrer mit Regenbogenflaggen durch die Stadt fuhren und dabei mit Rauchbomben beschossen wurden. Denn die rechte Demokratische Partei plant genau an diesem Tag einen Massenprotest. Und die Polizei warnt davor, die Fahrradparade nicht ausreichend schützen zu können. Werden Kristi und Xheni es schaffen, mehr als 50 Mutige zu mobilisieren? Wird es wieder Gewalt geben gegen die Demonstranten? Oder muss die Fahrradparade sogar abgesagt werden?
Eigentlich würde Albanien lieber heute als morgen EU-Mitglied werden, sie erhoffen sich eine Lösung vieler Probleme dadurch: Es gibt hier Orte ohne Kanalisation und ohne Strom, 18% sind arbeitslos, unter den Jugendlichen fast 30%. Viele junge Menschen hauen ab, die Meisten nach Deutschland und fast alle werden wieder abgeschoben. Seit 2014 ist Albanien Beitrittskandidat und bemüht sich, Forderungen der EU nachzukommen, so ist auch das Anti-Diskriminierungsgesetz entstanden. Dabei ist es ein Gesetz ohne Folgen für den Alltag von Schwulen und Lesben. Sie verlieren auch weiterhin ihre Arbeit, werden auf offener Straße geschlagen, und noch immer weigern sich manche Ärzte, sie zu behandeln. Der Film bietet ein Gegenbeispiel zu EU-Müdigkeit, Egal-Haltung, Entpolitisierung und der Auffassung, Protest bringe nichts. Er wirft einen überraschenden Blick auf ein wenig bekanntes Land mitten in Europa, zeigt eine überwiegend homophobe Gesellschaft, die sich aber modernisieren muss und will, um den Anschluss an Europa zu schaffen. Und der Film wird einen berühren durch seine mutigen, leidenschaftlichen Protagonisten, die ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft noch nicht aufgegeben haben. Die Homo-Bewegung zeigt gut Albaniens momentane Stimmung zwischen Aufbruch und Stagnation. (WDR Fernsehen)

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