Marie-Luise Nikuta - Die kölsche Motto-Queen

(Fernsehfilm)
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Deutschland, 2013, 45 min

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An Marie-Luise Nikuta scheiden sich die Geister: Manche Karnevalisten halten ihre traditionellen Lieder und Auftritte (wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand) für überholt, während andererseits eine riesige Fangemeinde treu zu ihr steht. Auch deshalb haben Christoph Simon und Holger Möllenberg versucht, ihrem Erfolgsgeheimnis auf die Spur zu kommen. Als sie die Motto-Queen fast ein Jahr lang mit der Kamera begleiteten, entdeckten sie ihre vielen unbekannten Seiten: (leicht chaotische) Familienausflüge mit dem Heißluft-Ballon, durchnässte Auftritte beim Christopher Street Day, feucht-fröhliche Karnevalsbegegnungen in Garderoben, etwas frivole Darbietungen auf Kleinkunstbühnen, exotische Feierlichkeiten in Namibia und hausbackene Partys im wahren Wortsinn in den eigenen vier Wänden. Bereits mit 13 Jahren stand sie erstmals mit dem heutigen Evergreen "M'r fiere Fastelovend" auf der Bühne. Doch Schule und Beruf gingen vor. Erst als Marie-Luise Nikuta sich 1968 nach der Geburt ihrer Tochter ganz der Musik widmete, begann ihre steile Karriere als Karnevalssängerin und Liedermacherin. Vor allem ein kleiner Trick half ihr dabei: Kaum hatte das Festkomitee an Karnevalsdienstag das Motto der nächsten Session verkündet, komponierte und textete die Nikuta das passende Lied dazu, und spätestens einen Tag später wurde es in der Lokalpresse präsentiert.
Man täte ihr aber Unrecht, wenn man sie und ihre Musik als "verstaubt" und "altmodisch" abqualifizierte. Zum einen hat Marie-Luise Nikuta ihre Lieder, die in bester Karnevalstradition immer noch liebevolle Beschreibungen des Kölner Alltags sind, durchaus dem Rhythmus der heutigen Zeit angepasst. Zum anderen hat sie durch ihr ernsthaftes karitatives Engagement neue Fangruppen erschlossen: Besonders die zahlreichen Kölner Schwulen und Lesben haben die Motto-Queen zu ihrem Idol erkoren, seit sie sich aktiv für Aids- und Demenz-Kranke einsetzt und 2003 sogar ein Mottolied für den CSD schrieb. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie mit ihrer Familie in ihrem Reihenhaus in Köln. Nachdem ihr Mann, der zugleich ihre "rechte Hand" und Manager war, vor einigen Jahren schwer erkrankte und starb, hat sie sich nicht unterkriegen lassen, sondern weiter ihr Karnevalprogramm ohne Abstriche durchgezogen. Vielleicht scheint ein Blick hinter die Kulissen bei Marie Luise Nikuta auf den ersten Blick wenig spektakulär. Doch wer sie ein bisschen privat kennt, ahnt, dass ihr Leben gar nicht so normal ist, wie es nach außen scheint. (WDR Fernsehen)

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