Sieg unter Folter

(Fernsehfilm)
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Deutschland, 2018, 30 min

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Immer wieder missbrauchen Gastgeberländer Fußball-Weltmeisterschaften als politisches Machtinstrument. Der Weltverband FIFA gibt sich stets unpolitisch. So auch vor 40 Jahren, bei der WM 1978 in Argentinien, als die Militärjunta unter Diktator Jorge Rafael Videla die Fußballbegeisterung der Massen für ihre Ziele vereinnahmte. Gastgeber Argentinien gewann den Titel, zum ersten Mal in seiner Geschichte, und das während einer der brutalsten Diktaturen Lateinamerikas. Das Endspielstadion lag nur ein paar hundert Meter entfernt vom größten Geheimgefängnis, der ESMA; auch während des vermeintlichen Fußball-Festes wurde hier gefoltert. Zwischen 1976 und 1983 fielen rund 30.000 Menschen der Militärjunta zum Opfer, bis heute werden tausende vermisst. Politische Gegner und Regimekritiker wurden entführt, in geheimen Gefängnissen gefoltert oder lebendig aus Flugzeugen in den Rio de la Plata geworfen.
In der Dokumentation erinnern sich Opfer der Militär-Junta an die WM von 1978. Miriam Lewin wurde von den Militärs gefoltert und vergewaltigt, die Fußball-WM erlebte sie in der ESMA. Durch ihr Zellenfenster hörte sie die Jubelschreie der Fußballfans auf den Straßen. Claudio Morresi, Ex-Fußballprofi und bis 2014 Sportminister Argentiniens, war damals 16 Jahre alt. Das Eröffnungsspiel erlebte er im Stadion, sein Bruder war damals bereits seit zwei Jahren verschwunden. Auch der damalige Trainer der argentinischen Weltmeister-Mannschaft, César Luis Menotti, äußert sich zur Verquickung von Militärdiktatur und Fußball, die den Rahmen für den WM-Erfolg seiner Mannschaft bildete. Der Titelgewinn von 1978 spielt für die nationale Identität Argentiniens eine große Rolle - auf schmerzliche Weise verbindet und spaltet er das Land bis heute. (WDR Fernsehen)

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